Von Lampedusa nach Pozzallo, die überlebenden Eritreer des Schiffbruchs vom 3.Oktober
Am Sonntag, den 12.Januar konnten sieben Eritreer (eine Frau und sechs Männer) nach mehr als 100 Tagen im Zentrum für Erste Hilfe und Aufnahme Lampedusa endlich die Insel verlassen. Sie erreichten Porto Empedocle gegen 20 Uhr, nachdem sie am Morgen mit der Fähre losgefahren waren. Am Montag wurden sie vor dem Gericht in Palermo als Zeugen gegen den vermutlichen Schlepper gehört. Nach Ende der Verhandlung brachte man sie, ohne sie zuvor daüber zu informieren, in das Zentrum für Erste Hilfe und Aufnahme von Pozzallo.
Am späten Abend angekommen wurden die Migranten mit der Aufforderung „empfangen“, die Fingerabdrücke abzugeben, der sie sich jedoch widersetzten. Wahrscheinlich wurde den sieben Eritreern, im Gegensatz zu den anderen anwesenden Migranten, daraufhin der Ausgang verboten und die Einsatzkräfte der Polizei hielten sie unter Blickkontakt. Dennoch, so haben wir nun erfahren, hat sich die Gruppe vom Zentrum entfernt. Wieder mal haben wir es mit einer illegalen Freiheitsberaubung zu tun. Das wiegt umso schwerer, wenn wir bedenken, um wen es sich bei diesen Personen handelt, was sie erlebt haben. Sie wurden noch viel länger unter inhumanen Umständen festgehalten als die anderen Migranten, da sie sich bereit erklärt hatten, mit der Justiz zu arbeiten. Sie haben das Unglück vom 3. Oktober überlebt, sie wurden ohne Beschluss mehr als drei Monate festgehalten, sie wurden nach Pozzallo verlegt und dort erneut festgehalten, und das in einer Einrichtung, die nicht einmal eine richtige Erstaufnahme ist, sondern nur ein CSPA, ein Zentrum zur Ersten Hilfe und Aufnahme, in dem die Migranten nicht mehr als 48-72 Stunden verbleiben sollten. Doch das wird schon seit langem nicht mehr eingehalten. Davon zeugt auch der Hungerstreik der Migranten am Sonntag, den 12. Januar, die für eine sofortige Verlegung in geeignete Zentren protestierten.
Das Unmenschlichste sei, so das Comitato Restiamo Umani di Pozzallo (Komitee „Bleiben wir human“ aus Pozzallo) die Überbelegung, die langen Verweilzeiten, und dass das Zentrum nicht für eine Winterunterbringung geeignet sei (es gibt kein warmes Wasser, keine geeignete Kleidung und keine richtigen Decken).
Der Streik wurde nach einer Verlegung von 68 Personen ausgesetzt, es gab, wie immer, keinen Hinweis auf die Verlegung und keine Informationen über das Ziel. Die Migranten erklärten, dass sie den Streik wieder aufnehmen, wenn innerhalb der nächsten drei Tage nicht weitere Verlegungen erfolgen. Gestern befanden sich ca. 320 Migranten im Zentrum (117 von ihnen waren am Nachmittag angekommen.
Die Redaktion von Borderline Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von Judith Gleitze