Newsletter SICILIAMIGRANTS April 2016
-Isoliert in Lagern und im Stich gelassen: so nimmt Italien diejenigen nicht auf, die Schutz bräuchten
-„Wir fliehen, um zu (über)leben“: tausende Migrant*innen legen immer noch an Siziliens Küsten an
-Katastrophen werden Gedenken gehalten, doch auf dem Meer geht das Sterben weiter. Europa errichtet neue Barrieren
-News: die Anzeige gegen eine Mitarbeiterin von Borderline Sicilia wurde fallen gelassen. Der Fall von Lamine: er war nach Italien geflüchtet und trotzdem gefangen in der Bürokratie Malis
Isoliert in Lagern und im Stich gelassen: so nimmt Italien diejenigen nicht auf, die Schutz bräuchten
Sie riskieren ihr Leben, um in Italien Schutz und die Möglichkeit auf eine Zukunft zu bekommen. Nach Jahren haben viele immer noch keinen festen Schlafplatz. Tatsächlich sind noch mehrere dutzend Geflüchtete dazu gezwungen, monatelang in Zeltstädten, wie in jener von Pian del Lago, zu kampieren. Migrant*innen sind Opfer von menschenrechtsverletzenden Praktiken, die sie in einen ungerechtfertigten bürokratischen Limbus zwingen, der ihnen auch noch die Möglichkeit nimmt, fundamentale Rechte zu genießen.
http://139.59.164.81/2016/04/08/besuch-im-zeltlager-von-pian-del-lago/
Die Situation ist auch in anderen Aufnahmezentren, die Borderline Sicilia besucht hat, wie zum Beispiel das Zentrum in S. Marco di Licata oder die Unterkunft „Villa Daniela“ in Gela, nicht besser. Die Migrant*innen sind sich selbst überlassen und vom sozialen Netz, in das sie eigentlich eingegliedert werden sollten, physisch und sozial völlig isoliert. Ohne jeglichen Schutz, der über eine Basishilfeleistung hinausginge, psychologischen Beistand oder dem Willen zum Dialog von Seiten der Betreiber und der Institutionen, bleibt erwachsenen und minderjährigen Migrant*innen meist nichts anderes als die Flucht, oft in andere Arten der Ausbeutung und Gewalt.
http://139.59.164.81/2016/04/08/wir-empfangen-euch-mit-offenen-armen/
http://139.59.164.81/2016/04/09/isolierung-der-bewohner-der-villa/
Wenn die Praktiken des Nicht-Aufnehmens dazu beitragen, dass sich heuchlerische Diskurse und fremdenfeindliche und abweisende Praktiken nur vermehren, so kann der Beginn einer Konfrontation und das Miteinbeziehen der Bevölkerung nur nützlich sein für eine Zukunft der Interaktion und der sozialen Eingliederung von ankommenden Migrant*innen. So geschieht es auf der Piazza Armerina, wo ein Teil der Bevölkerung beginnt, mit kürzlich in die Stadt versetzten Asylsuchenden in den Dialog zu treten und mit ihnen zusammen zu wohnen. So konkretisiert sich eine große Unterstützung für die Migrant*innen, die nicht dazu bestimmt sein werden, zu Opfern eines unpersönlichen und rechteverletzenden Systems zu werden. Denn anstelle der Flucht wählen sie vor Ort den Weg der Freiheit und Selbstbestimmtheit.
http://139.59.164.81/2016/04/29/besuch-im-cas-von-piazza-amerina/
„Wir fliehen, um zu (über)leben“: tausende Migrant*innen legen immer noch an Siziliens Küsten an
Ungefähr 10.000 Migrant*innen sind diesen Monat an den Küsten Siziliens angelegt, vor allem in den Häfen der Südostküste und auf Lampedusa. Widrige Wetterbedingungen, immer weniger sichere Organisation der Überfahrt, winzige und heruntergekommene Kähne, Abfahrtsituationen an der Grenze zum Überleben. Nichts kann die Flucht vor Gewalt und Zukunftslosigkeit stoppen. Und die Migrant*innen werden immer häufiger bereits an Bord der Rettungsschiffe befragt und identifiziert.
http://139.59.164.81/2016/04/14/the-hotspot-does-not-affect-our-work/
http://139.59.164.81/2016/04/01/tausende-von-neuen-ankunften-den-kusten/
Viele kommen erschöpft oder verletzt an und sind oft lebende Zeug*innen des Sterbens einiger Mitreisender. Was sie erwartet ist jedoch ein System, das sich durch den Mangel an Rechtsschutz auszeichnet, sowie durch vielerlei sprachliche, bürokratische und physische Barrieren, die sehr häufig dazu beitragen, dass Einige psychisch nachgeben und in der Region unsichtbar bleiben. Die viel bejubelte Seenotrettung durch Militäreinsätze scheint nie zu beginnen.
http://siciliamigranti.blogspot.de/2016/04/nuovi-sbarchi-pozzallo-ed-augusta-dove.htm
Katastrophen werden Gedenken gehalten, doch auf dem Meer geht das Sterben weiter. Europa errichtet neue Barrieren
Mittlerweile kann man wöchentlich an den Küsten Ägyptens, Libyens und im sizilianischen Meer die Leben derer zählen, die es nicht schaffen, zu überleben. Mangel an Informationen und zynische Gleichgültigkeit unterstützen die unmenschlichen Migrationspolitiken Europas, einer der Hauptgründe für das andauernde Sterben.
http://139.59.164.81/2016/04/13/neue-landungen-zwei-tote-unsichtbare/
Am Jahrestag des Seeunglücks vom 15. April 2015, als circa 800 Migrant*innen verunglückten, verlieren 400 Geflüchtete hr Leben auf See. Doch Europa antwortet darauf, indem es die Kontrollsysteme, die Selektion, Abschiebung und Rückführung in die Heimat nur verschärft und neu implementiert. In den Hotspots sind Identifikation, Selektion und Überwachung an der Tagesordnung, und die Migrant*innen, die dort als Mensch ankommen, zur Zahl werden und jenen ausgeliefert sind, die Profit und Sichtbarkeit ergattern wollen.
News: die Anzeige gegen eine Mitarbeiterin von Borderline Sicilia wurde fallen gelassen. Der Fall Lamine: er war nach Italien geflüchtet und trotzdem gefangen in der Bürokratie Malis
Der Vorsitzende des Gerichts von Caltagirone lässt auf Anfrage der Staatsanwaltschaft die Anzeige gegen eine Mitarbeiterin von Borderline Sicilia fallen, die von einem Verantwortlichen des SPRAR* von Grammichele eingereicht worden war, welches von der Kooperative „San Francesco 4 Ottobre“ geführt wird. Es ist also ein angemessenes Ende einer der unzähligen Einschüchterungsversuche gegen diejenigen, die unabhängige Beobachtungen tätigen wollen.
*SPRAR: Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und Geflüchtete, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis
http://139.59.164.81/2016/04/05/sprar-in-grammichele-anzeige-gegen/
Seit Oktober 2015 sitzt er in Mali fest, weil er seine Dokumente verloren hat: Lamine, senegalesischer Staatsbürger, der in Italien politisches Asyl erhalten hat, ist zum Opfer der italienischen, europäischen und internationalen Bürokratie geworden. In einer Welt, in der Waren und Nachrichten frei zirkulieren dürfen, gilt dies scheinbar nicht für Menschen, nicht einmal für diejenigen, denen gegenüber sich unser Land und Europa zum Schutz verpflichtet hat
http://139.59.164.81/2016/04/22/lamine-von-der-italienischen-burokratie/
Möchtet ihr unseren monatlichen
Newletter abonnieren?
Schickt eine E-Mail an borderline
–sicilia@libero.it
mit dem Betreff „newsletter“!
Übersetzung aus dem Italienischen von Sophia Bäurle