Newsletter Siciliamigranti – Januar 2016
· Hotspot, Zurückweisungen und Relocation: Die Festung Europa kontrolliert und diskriminiert flüchtende Migrant*innen
· „Wir sind untergebracht, aber nicht frei“ : Der Protest der eritreischen Migrant*innen geht weiter, während Frontex eine Null-Toleranz-Grenze bei der Identifikation deklariert
· Ein Land, das abweist und ein System, das niemanden aufnimmt
· News und Events: in Modica die zweite Etappe von „Arte Migrante“
HOTSPOT, ZURÜCKWEISUNGEN UND RELOCATION: DIE FESTUNG EUROPA KONTROLLIERT UND DISKRIMINIERT FLÜCHTENDE MIGRANT*INNEN
Hotspots dienen als Apparate der Kontrolle und der diskriminierenden Auswahl von Geflüchteten auf Grundlage ihrer Herkunft. Borderline Sicilia kritisiert weiterhin die menschenverachtenden und schädigenden Praktiken des Asylrechts in diesen Einrichtungen, die darin bestehen, Ausweisungen hinauszuzögern. Wir fordern ausdrücklich die Schließung von Hotspots. Währenddessen wurde in Pozzallo eine dritte Einrichtung solcher Art eröffnet, es kommen weitere Migrant*innen dort an.
http://139.59.164.81/2016/01/09/wie-die-hotspots-das-asylrec/ http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/01/il-cpsa-di-pozzallo-diventa-hotspot.html
Wer in Italien ankommt, sieht sich Vorschriften und Praktiken ausgesetzt, die das Ergebnis von politischen Entscheidungen sind, welche sich außerhalb des Gesetzes bewegen und zwingende Modalitäten aufweisen. Die Hoffnung der Geflüchteten, sich ein freies und selbstbestimmtes Leben zu gestalten, wenn sie mit Booten das Mittelmeer überqueren, wird prompt zerschlagen. Sie werden entweder zurückgewiesen oder gezwungen, ihre Reise nach einer von oben vorgegebenen Route fortzusetzen. In Europa finden Geflüchtete keine Demokratie, sondern nur weitere Barrieren.
http://139.59.164.81/2016/01/17/die-drehturen-der-festung-europa/
„WIR SIND UNTERGEBRACHT, ABER NICHT FREI“: DER PROTEST DER ERITREISCHEN MIGRANT*INNEN GEHT WEITER, WÄHREND FRONTEX EINE NULL-TOLERANZ-GRENZE BEI DER IDENTIFIKATION DEKLARIERT
In Lampedusa geht der friedliche Protest hunderter Eritreer*innen weiter, die seit mehr als einem Monat auf der Insel festgehalten werden, weil sie sich weigern, digitale Fingerabdrücke abzugeben. Sie sind von einer der erbarmungslosesten Diktaturen geflüchtet, haben auf der Flucht Terror und Schrecken erfahren, und beanspruchen standfest, wählen zu dürfen, in welchem Land sie ihre Zukunft in Freiheit verbringen. In Italien erwartet sie nur staatliche Kontrolle und militärische Bewachung.
http://139.59.164.81/2016/01/05/ein-abend-auf-der-piazza-von-lampedusa/
Borderline Sicilia trifft in Catania Vertreter*innen von Frontex, gemeinsam mit antirassistischen Vereinen. Die Vertreter*innen der europäischen Behörde bestätigen ihre Priorität, alle Migrant*innen zu registrieren, und stimmen auch der Gewaltanwendung zu diesem Zwecke zu. In Kürze ist geplant, weiteres Personal in Sizilien dafür zur Verfügung zu stellen, um die Kontrolle und die Verwaltung der Geflüchteten fortzuführen. Diese werden wie Zahlen betrachtet, und nicht als Schutzsuchende aufgefasst, die es zu schützen und ihnen Recht zu gewährleisten gilt.
http://139.59.164.81/2016/01/19/frontex-und-humanitare-organisationen/
EIN LAND, DAS ABWEIST UND EIN SYSTEM, DAS NIEMANDEN AUFNIMMT
Europa diktiert und Italien führt aus. Trotz der vielen Meldungen und der Treffen mit Vertreter*innen von Polizei und Institutionen, gehen die zeitversetzten Abschiebungen von Hundertne von Migrant*innen weiter, die von jeder Form von Schutz ausgeschlossen werden. Frauen, Männer und Minderjährige werden auf der Insel verlassen, in den Händen aller möglichen Ausbeuter*innen. Das Versagen und die Unhaltbarkeit der unmenschlichen europäischen Praktiken werden immer deutlicher, und konkretisieren sich oft in schizophrenen institutionellen Praktiken, die immer zu Lasten der Geflüchteten gehen.
http://139.59.164.81/2016/01/04/wir-lehnen-alle-ab-das-heisst-nein-wir/
http://139.59.164.81/2016/01/28/neue-anlandungen-und-hunderte-von/
Die Anzahl derer, denen nicht sofort das Recht gewährt wird, einen Asylantrag zu stellen und innerhalb kurzer Zeit Asyl zu erhalten, ist immer noch hoch, obwohl dies vom Gesetz so vorgesehen ist. Um das CARA* in Pian del Lago haben auch in diesen winterlichen Monaten hunderte von Pakistaner*innen und Bengales*innen ihr Lager aufgeschlagen. Sie warten darauf, Zugang zur Asylantragsprozedur zu erhalten und sind dazu gezwungen, in improvisierten Behelfslagern ihr Überleben zu sichern, ohne jegliche humanitäre Unterstützung.
http://139.59.164.81/2016/01/25/caltanissetta-ein-besuch-im-behelfslager/
Wer es hingegen schafft, Zugang zum sogenannten Asylsystem zu erhalten, läuft wirklich große Gefahr, in der Wartezeit unterzugehen. So ist es zum Beispiel auch in „La Locanda“ vorgekommen, in der Provinz von Trapani, wo dutzende Migrant*innen sich selbst überlassen wurden. Sie finden trotzdem die Kraft und den Mut, Respekt und Würde einzufordern, ohne sich vor der durchdringenden Macht des ausschließenden Systems zu kapitulieren, in dem sie gelandet sind.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/01/una-barricata-nel-limbo-gli-occupanti.html
Die Präfektur Trapani macht inzwischen die Ausschreibung für die Verwaltung von Einrichtungen bekannt, während viele Ermittlungen in den Fällen von schlechter Führung von Einrichtungen in den letzten Monaten noch laufen. Es handelt sich um eine vollständige Neu-Organisierung des Systems, aber die größte Sorge bleibt es, einen möglichen neuen Hub* ausfindig zu machen.
http://139.59.164.81/2016/01/19/immigration-die-ausschreibung-fur/
NEWS UND EVENTS: IN MODICA DIE ZWEITE ETAPPE DER „ARTE MIGRANTE“
Junge Aktivist*innen und Studierende haben in Modica die zweite Verantaltung von „Arte Migrante“ ins Leben gerufen. Eine Gelegenheit, sich zusammenzufinden, um gemeinsam Musik, Essen, Tanz und Kunst zu teilen. Ziel ist es, die Interaktion und die direkte Teilhabe am sozialen Leben für jene in Gang zu bringen, die systematisch ausgeschlossen werden und oftmals keine Zukunft in unserem Land sehen können.
http://139.59.164.81/2016/01/11/zum-zweiten-mal-in-modica-die-arte/
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*CARA: Centro di accoglienza per richiedenti asilo – Aufnahmezentrum für Asylsuchende
*HUB: aus dem Englischen von „Sammelpunkt“, so sollen die neuen Verteilzentren für Asylsuchende heißen
Übersetzung aus dem Italienischen von Alma Maggiore