Lampedusa: Ein erster Erfolg macht noch keinen gewonnen Kampf
Sie dürfen Lampedusa verlassen.
„I am so happy“, sagt Daniel. Er ist 24 Jahre alt kommt aus Eritrea, war lange unterwegs auf dem Weg nach Europa, ist zwölf Tage durch die Sahara gelaufen und war zwei Tage auf einem Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer Richtung italienische Grenze unterwegs, bevor das Schiff von der italienischen Küstenwache gerettet und die Bootsinsassen an Land gebracht wurden.
Er gehört zu der Gruppe der 200 Flüchtlingen vom Horn von Afrika, die auf Lampedusa dafür protestiert haben nach Sizilien gebracht zu werden, ohne ihre Fingerabdrücke abgeben zu müssen. Diesen Kampf haben sie heute um 17.40 Uhr gewonnen.
Nach zweistündiger Besprechung mit der Bürgermeisterin Giusi Nicolini, der Vertretung des „Ufficio immigrazione“ (Ausländerbehörde) und vier Vertretern der eritreischen Gruppe von Flüchtlingen stand fest: Die Gruppe der Protestler wird zwar nacheinander in Gruppen, aber alle in ein und dasselbe Lager auf Sizilien gebracht ohne, dass sie ihre Fingerabdrücke auf Lampedusa abgeben müssen. Leider nur ein erster Erfolg, auch wenn die Gruppe gelöst auf die vermeintlich guten Neuigkeiten reagierte.
Eine Frage bleibt jedoch offen. Was wird mit ihnen passieren, wenn sie auf Sizilien angekommen sind und dort in einem Flüchtlingslager, im schlimmsten Falle in das ohnehin schon überfüllte Lager Mineo, untergebracht werden? Vielleicht können einige der Gruppe untertauchen und Italien verlassen, die anderen jedoch werden früher oder später ihre Fingerabdrücke abgeben müssen, denn Italien kann sich auf lange Sicht dem Dublin-System nicht entziehen. Das Problem wurde vorerst nur weg von Lampedusa an einen anderen Ort in Italien verlagert.
Die Gruppe sieht sich jedoch trotzdem zunächst als Sieger dieses ersten Kampfes und reagiert gelöst und freudig über die Nachrichten, dass sie Lampedusa bald verlassen dürfen und als Gruppe zusammenbleiben können. Nach dem Erhalten der Nachricht beteten sie gemeinsam mit dem lampedusanischen Pfarrer vor der kleinen Kirche, deren Vorplatz sie knapp 24 Stunden okkupiert hatten, und machten Fotos mit ihren Mitstreitern der Organisationen, der Teilnehmer des Festivals und der Bürgermeisterin.
Alles in allem ein guter Tag für die Gruppe der Eritreer und, inshallah, schaffen es wenigstens einige von ihnen Italien zu verlassen. Denn die Situation für Flüchtlinge und Asylsuchende in Italien bleibt – nach wie vor – inhuman und menschenunwürdig.
Die Polizei war nur mit zwei Carabinieri vor Ort.
Gelöste Stimmung bei den Flüchtlingen.
Großes Glück bei den Flüchtlingen.
Mit Bürgermeisterin Giusi Nicolini.
Gebet nach Erhalten der Neuigkeiten.
Redaktion und Fotos: Alexa Magsaam, borderline-europe, Menschenrecht ohne Grenzen e.V.