Erneut Schiffbruch im Kanal von Sizilien: es werden weitere 50 Tote gezählt. Die Überlebenden stundenlang als Geiseln auf Grund eines diplomatischen Vorfalls zwischen Italien und Malta
Hundertster Schiffbruch 70 Meilen vor der Küste Lampedusas, in maltesischen Gewässern. Ein Boot mit 250 Migranten an Bord hatte das SOS-Signal per Satellitentelefon gesendet. Es wurde von einem maltesischen Helikopter gesichtet und die Passagiere hatten, aus Angst nicht abgefangen zu werden, begonnen mit den Armen zu winken. Von da an begann die Tragödie. Auf Grund des Ungleichgewichts, verursacht durch das Durcheinander an Bord, kenterte das Boot und alle Migranten wurden ins Meer geworfen.
Im Augenblick werden 50 Opfer gezählt, unter ihnen befinden sich mindestens 10 Kinder. Die Migranten, welche auf dem gesunkenen Boot reisten sind Syrer und syrische Palästinenser. In diesen Stunden sind die Taucherteams im Einsatz, um die Leichen zu bergen.
Die Rettungseinsätze für die Überlebenden (ca. 200) sind innerhalb weniger Stunden abgeschlossen worden. Sie wurden gemeinschaftlich von den italienischen und maltesischen Rettungseinheiten durchgeführt und von einigen Handelsschiffen unterstützt, welche sofort ihren Kurs änderten, um den Unglücksort zu erreichen. Die italienische Einheit hat ca. 50 Personen aufgenommen, während die Malteser ca. 150 Überlebende retteten. Bis jetzt (22:30) sind die Migranten ‚Geiseln‘ des diplomatischen Vorfalls zwischen Italien und Malta auf Grund der hundertsten Tragödie auf dem Meer. Die 200 Migranten, die auf die Handelsschiffe umgeschifft wurden, befinden sich immer noch auf dem Meer in Erwartung der Entscheidung welcher Nation die Aufnahme der Überlebenden obliegt. Es ist nicht das erste Mal, dass italienische Rettungsaktionen in maltesischer Zone durchgeführt werden, denn obgleich Malta Mitglied der Europäischen Union und so auch der Frontex – Patrouillenprogramme im Kanal von Sizilien ist, weigert sich Malta Rettungseinsätze in der eigenen SAR (Search and Rescue) Zone durchzuführen, da sie die Überfüllung des nationalen Territoriums durch Migranten beschwören. Zum Glück wurden die Personen, die schnellstmögliche medizinische Versorgung benötigten, rechtzeitig per Helikopter in die Poliklinik auf Lampedusa gebracht. Es handelt sich um eine Frau mit einem kleinen Sohn und ein erwachsener Mann, der an Atemproblemen litt.
Die Redaktion von Borderline Sicilia Onlus
(Aus dem Italienischen übersetzt von Viktoria Langer)