Ein erneutes Blutbad
La Repubblica – Sieben Flüchtlinge sind wegen Unterkühlung gestorben und weitere fünfzehn befinden sich in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Es passierte ungefähr Hundert Meilen von der Insel Lampedusa entfernt. Die Migranten gehören zu den 105 Flüchtlingen, die im Laufe der Nacht gerettet wurden. Der Einsatz wurde gestern im frühen Nachmittag beim Centro Nazionale di Soccorso della Guardia Costiera di Roma über Satellitentelefon angefordert. In das Gebiet wurden auch die Patrouillenboote CP 302 und CP 305 aus Lampedusa geschickt.
Pietro Bartolo, der ärztliche Direktor von Lampedusa, kontaktiert bereits die Flugrettung, um die 15 Flüchtlingen mit den schweren Unterkühlungssymptomen gleich nach deren Ankunft auf der Insel verlegen zu können. Die sieben Leichen werden erst mal nach Lampedusa gebracht und dann wird entschieden, wohin sie transferiert werden sollen. Es handelt sich hierbei um sehr junge Flüchtlinge, die der Kälte auf dem Schlauchboot der Küstenwache nicht standhalten konnten.
Die Opfer gehören zu einer Gruppe von 105 Migranten, welche sich an Bord eines manövrierunfähigen Bootes auf offener See in libyschen Gewässern befanden. Im Laufe des gestrigen Abends wurde dem Boot durch die Küstenwache Hilfe geleistet. Die schweren Bedingungen des Meeres – Seegang Stärke 8, mit bis zu neun Metern hohe Wellen, haben die Hilfeleistung deutlich erschwert und verzögern zudem auch die Einkehr der Flüchtlinge in Lampedusa: Die Patrouillenboote bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von nicht mehr wie zwei Knoten pro Stunde.
Der Hilferuf war am Nachmittag über ein Satellitentelefon in der operativen Zentrale der Hafenbehörde in Rom eingegangen. Nach dem Empfang des SOS wurden sofort zwei sich in der Nähe befindenden Frachtschiffe umgeleitet, die Bourbon/Argos und die Saint Rock. Gleichzeitig sind aus Lampedusa zwei Patrouillenboote rausgefahren, die Cp 302 und die Cp 305. Diese waren dann gestern Abend gegen 22 Uhr vor Ort und haben den Umstieg der Flüchtlinge mitten in der Nacht durchgeführt und wieder Kurs auf Lampedusa aufgenommen. Die sich an Bord befindenden Ärzte haben den Tod der 7 Migranten festgestellt.
„Die 366 Toten von Lampedusa haben nichts bewirkt, die Worte des Papst haben nichts bewirkt, wir befinden uns jetzt in der selben Situation wie vor Mare Nostrum. Es ist die Realität“. Das hat Giusi Nicolini, Bürgermeisterin von Lampedusa, der Adnkronos gesagt als sie den Tod der Flüchtlinge kommentierte. „Es ist der Beweis, dass Triton nicht Mare Nostrum ist“, fügt Giusi Nicolini hinzu. „Wir haben einen Schritt zurück gemacht“. Und sie kündigte an, dass sie so schnell wie möglich einen Termin im Viminale (Innenministerium, Anm. der Red.) vereinbaren werde „um zu wissen, wie wir uns in Hinblick auf den Frühling organisieren sollen“.
Die Ankunft der zwei Patrouillenboote in Lampedusa wird durch das schlechte Wetter verzögert, welches die Fahrt durch die Straße Siziliens zur Zeit erschwert. Das Nationale Hilfszentrum der Küstenwache, welches die Hilfeleistungen koordiniert, hat zwei weitere Patrouillenboote zur Unterstützung geschickt: Die Wellen sind bis zu 8 Metern hoch und das Meer bewegt sich mit Stärke sieben von Nord-West.
Im laufe des Nachmittags steigt die Zahl der Toten:
Migranten: Auf Lampedusa 29 Leichname von erfrorenen Flüchtlingen
ADNkronos Neunundzwanzig Flüchtlinge sind nach dem Transport auf den Patrouillenbooten und den Schiffen der Küstenwache in der Straße von Sizilien erfroren. Das bestätigt Pietro Bartolo, der Ärztliche Leiter der (Poliklinik der) Insel Lampedusa, der die 29 Leichname an der Hafenmole von Favaloro in Empfang genommen hat. Die Körper, alles männliche Tote, werden jetzt im ehemaligen Flugterminal in Lampedusa aufgebahrt, bis die Untersuchungen der Leichname durchgeführt wurden. Sie werden nicht vor Mittwoch mit einem Schiff transportiert werden können. Heute Abend ist aber die Ankunft des anderen Patrouillenbootes mit den restlichen Überlebenden, die aus dem havarierten Boot 110 Meilen von Lampedusa entfernt gerettet wurden, geplant. „Uns sind im Moment keine weiteren Toten bekannt“, sagt Bartolo, „Wir hoffen, dass die Zahl der Toten nicht mehr steigt. Ich möchte nicht, dass sich das Blutbad vom 3. Oktober 2013 noch einmal wiederholt“.
Aus dem Italienischen von Linda Nadiani