Der Segen der Kälte: Zwischen Solidarität und Unkenntnis

Mittwoch
Vormittag, Caltanissetta ist mit einer Freudennachricht erwacht: auf
der zweiten Seite der Lokalzeitung „La Sicilia“ las man: „Gestern
hat Monsignor Mario Russotto der Caritas und speziell dem Präsident
Pater Quattrocchi und dem Pfarrer der Kirche San Pio X, Pater
Alessandro Giambra, die Aufgabe gegeben Decken für sie zu kaufen
[Anm. d. Red., den Migranten der Lager], denn so könnten sie sich
zudecken und, auf gewisse Art, Zuflucht vor der Kälte der Nacht
finden“.

Es
scheint endlich als hätten die fortlaufenden Initiativen zugunsten
der Lagerbewohner (die von Borderline Sicilia Onlus geförderte
Versorgung mit Kleidungsstücken, das Monitoring über die Situation
der gesundheitlichen Versorgung der Ärzte ohne Grenzen, das
Engagement der Stelle für Immigration in Caltanissetta) oder
vielleicht der Kälteeinbruch es geschafft den Geist der „caritas“
wiederzuerwecken!

Es
ist mehr als ein Monat vergangen seit wir den Direktor der Caritas
von Caltanissetta kontaktiert hatten, um seine Aufmerksamkeit auf die
Frage bezüglich Lager zu lenken. Wir erreichten es einen Termin nur
zwei Wochen später zu bekommen, aus dem allerdings keine
Zusammenarbeit folgte, weder bei der Sammlung von Kleidungsstücken,
noch bei der Einbindung der freiwilligen katholischen Ärzte im
Bereich des Gesundheitsscreening im Lager. Aber zum Glück, oder Dank
der Gnade Gottes,können sich die Dinge ändern! Und auch die
Caritas, die schon seit Jahrzehnten als Institution im Bereich der
Immigration die Bürde der Migranten auf sich nimmt, die im Pian del
Lago 2 leben.

Und
auf diesen ersten Artikel, der den unverzüglichen Kauf von Decken
ankündigte, folgte nur zwei tage später ein weiterer, der von
einer Spende von 100 Daunenjacken mit einem Zuschuss von 5000 Euro
der Caritas, berichtete. Nach einer eiskalten Nacht, die vom
Donnerstag, kanne s keine bessere Nachricht geben!

Leider
haben wir nach unserer gewohnten Runde erfahren, dass im größeren
Lager (Bild der Ausstattung im Artikel der Zeitung) nicht eine
Daunenjacke ausgehändigt wurde und das die einzige Versorgung die im
kleinen Lager erfolgte, die Ausstattung mit 15 gebrauchten Decken
war. Von den Daunenjacken findet sich bis heute (1. Dezember) keine
Spur, obwohl, ebenfalls aus dem Artikel vom Freitag, Pater Alessandro
Giamba, Stellvertreter der Caritas, bei der Aushändigung der Jacken
bekundete: „Wir wussten um ihre unbehaglichen Bedingungen, aber
wir stellten uns nicht das vor, was wir vorgefunden haben. Die
Situation ist wirklich besorgniserregend.“
Es hatte den
Anschein, das wir uns in den „favelas“ Brasiliens wiederfanden,
mit farbigen Männern, Frauen und Kindern, die nicht einmal ein Dach
über dem Kopf haben, wo sie Zuflucht vor der Kälte suchen können
und nachts schlafen sie in Pappzelten“.
Sie
hätten sie persönlich übergeben, aber in den Lager keine Spur von
Daunenjacken!

Jedenfalls,
im Hinblick auf die bevorstehende Aufnahme von weiteren dutzend
Personen in den Notunterkünften, für die die Präfektur jüngst
Abkommen unterzeichnet hat, reichen 100 Daunenjacken wohl eh nicht
aus. Es wäre vorteilhafter und angebrachter gewesen nachzufragen
(vielleicht die Bewohner des Lager selbst ) welches der Bedarf ist,
der abgedeckt werden soll. Zum Beispiel haben wir in den letzten
Tagen die Notwendigkeit von Antigrippemitteln zur Kenntnis genommen.

Giovanna
Vaccaro/ Redaktion
Borderline Sicilia

Aus
dem Italienischen übersetzt von Viktoria Langer