CARA Mineo: die Situation wird immer explosiver!
Es vergeht kein Tag, an dem nicht im CARA der Schande, heuchlerischerweise „Dorf der Solidarität“ genannt, aufgrund der immer unmöglicheren Lebensbedingungen protestiert würde:
– Die Asylsuchenden kommen zu Hunderten an (es sollen jetzt über 3.500 Menschen dort sein), viele tauchen unter, ohne das C3-Formular [das Asylantragsformular] ausgefüllt zu haben und verurteilen sich damit zur Unsichtbarkeit und schweben in ständige Gefahr der Abschiebung. In den Häusern sind mittlerweie 15-20 Personen in fünf bewohnbaren Räumen bei nur einer Toilette für alle untergebracht. Es gibt auch in „gastfreunlichen“ Container, einige ziehen es inzwischen vor, draußen
zu schlafen.
– Die Kommission hört nur wenige Dutzend Asylgesuche in der Woche an (circa 30, im letzten Jahr wurden von zwei Kommissionen ca. 70-80 Interviews geführt). Alle Asylsuchenden müssen für das Interview nach Syrakus begleitet werden, ein enormer Aufwand, eine Vergeudung öffentlicher Gelder und eine Mühe für die Migranten.
Während sich Ende des Jahres 2012 ca. 1800-2000 Personen im Zentrum befanden sind es heute fast doppelt so viele, und das, obwohl der „Notstand Nordafrika“ doch beendet ist. Es ist nicht zu verstehen, warum die Dienstleistungen [wie z.B. zwei Kommissionen, Anm. der Übersetzerin] – anstatt verdoppelt zu werden – noch halbiert worden sind. Per Gesetz dürfte der Asylsuchende nicht mehr als 45 Tage auf seine Anhörung warten, sind diese vorbei müsste es einen Aufenthalt für drei Monate geben, der verlängerbar ist. Stattdessen warten einige Asylsuchende seit zwei Jahren, wie ein Objekt auf unbestimmte Zeit abgestellt, Opfer der langen Zeiten der Bürokratie und der Interessen derer, die auf ihren Schultern Geschäfte machen, während das Taschengeld schändlicherweise von 3,50 € auf 2,50 € herabgesetzt wurde.
– Alle Migranten beschweren sich über die schlechte Qualität des Essens und protestieren gegen das Verbot, in den Häusern zu kochen (es gibt Grills vor den Häusern). Mit weniger als der Hälfte des ausgegebenen Geldes könnten sie ihre landestypischen Gerichte kochen und somit die häufigen Magen-Darm-Krankheiten vermeiden. Um nach Mineo zu gelangen müssen sie mehr als 10 km überwinden, der einzige Shuttlebus (50 Plätze), der das CARA mit dem Ort verbindet (nur eine Fahrt am Vormittag), war früher schon nicht ausreichend, heute führt er zu Spannungen zwischen den wenigen Glücklichen, die einen Platz ergattern, meist nur einer von 70.
Um so einer so schwierigen Situation zu begegnen denken die Betreiber des CARA und die Ordnungshüter (auch zu Pferde) vor allem daran, die Repressions-Instrumente gegen die gerechtfertigten Proteste der Migranten zu verstärken. Man muss aus dieser inhumanen Logik des Ex-Ministers Maroni, der dieses schändliche poltische, segregierende Versuchslabor auch für Asylsuchende geschaffen hat (ein großes europäisches Vorbild), hinaus gelangen und andere Wege der sozialen Integration für die Asylsuchenden finden. So müsste man z.B. die SPRARs in den kleinen und mittleren Städten Siziliens nach dem großen Vorbild in der Region der Locride (Kalabrien) und des Städtchens Riace (Kalabrien) ausbauen.
Wir appellieren an alle wirklich demokratischen Kräfte, einen Weg zu entwickeln, er mit der beschämenden Vergangenheit der rassistischen Gesetze bricht, wir erneuern unseren Appel an die Medien, aus der Gleichgültigkeit zu erwachen und den beschämenden Willen einiger Polizeigewerkschaften, die Zahl der Ordnungskräfte zu erhöhen, anzuprangern. Wir appellieren an die Gruppen im Calatino [Region um Mineo, Anmerk. der Übersetzerin] und in Sizilien, die Mobilisierung für die Rechte der Migranten wieder aufzunehmen, um gemeinsam eine von Rassismus und Krieg freie Zukunft zu erkämpfen.
Rete Antirazzista Catanese
Aus dem Italienischen von Judith Gleitze