Besuch der Grünen EU-Parlamentsabegordneten in Catania: 1.- 2. Oktober 2014
1. Oktober
Nach einem ersten einführenden Briefing um 15 Uhr haben wir das Erstaufnahmezentrum für Minderjährige in Augusta (Scuole Verdi) besucht. Wir wurden von einem Mitarbeiter und von Herrn Occhipinti, der für die Einrichtung verantwortlich ist, empfangen. Das Treffen, über welches ihr in dem Bericht, den ich schzreibe, detailliertere Informationen bekommt, war, denke ich nützlich, da die Abgeordnete die Einrichtung vollständig besuchen und die Stimmen einiger Minderjähriger hören konnte, die ihrer Unzufriedenheit über die sich hinziehende Verlegung und ihrem Wunsch Schulunterricht zu bekommen, Ausdruck verliehen.
Sie hörten außerdem von den Problemen bei der Verwaltung, die der Verantwortliche und die Kulturmediatorin von Emergency, die täglich in dem Behandlungsraum der Einrichtung vor Ort ist, erläuterten .
Am Abend trafen wir zum Abendessen Lucia [eine weitere Kollegin für da monitorng von Borderline Sicilia], die das, was ich am Nachmittag erzählt hatte auch aus ihrer Erfahrung einbrachte, und Alfonso [di Stefano, Antirassistisches Netzwerk Catania], der sehr detailliert von den schlechten Verwaltungsumständen im Generellen und dann speziell im Fall vom CARA (Aufnahmezentrum für Asylbewerber) Mineo berichtete. Sie wirkten sehr interessiert.
2. Oktober
Um 9 Uhr hatten wir ein Treffen bei der Capitaneria di Porto (Hafenbehörde) von Catania. Der Admiral erläuterte die Aufteilung der SAR-Zuständigkeitszonen Italiens und dann des östlichen Sizilien. Er beschrieb die Aktivitäten der Küstenwache und klärte über die Aufteilung der Aufgaben mit der Marine auf, die in die Operation Mare Nostrum involviert ist, da diesbezüglich auf europäischer Ebene große Unklarheit herrscht.
Um 11 Uhr trafen wir drei Vertreter von Frontex, die das neue Projekt Hermes erklärten und die eigenen Aktivitäten der Grenzkontrolle darstellten. Es war meiner Ansicht nach ein sehr formelles und wenig offenes Treffen, aber zwei spezielle Aspekte waren interessant:
Die Patrouillen von Frontex werden, so wie es bis jetzt war, der Kontrolle der Grenzen dienen, somit wird einem manövrierunfähigen Schiff, das auf hoher See abgefangen wird, durchaus Hilfe geleistet aber mit dem primären Ziel, zu verhindern, dass niemand unidentifiziert in eines der Mitgliedstaaten gelangt. Die Einsatzzonen decken darüber hinaus nur einen geringen Teil jenes Gebiets ab, das momentan Mare Nostrum überwacht.
Wir fragten mehrere Male wie ihrer Ansicht nach das Verhältnis zu der Operation Mare Nostrum aussehen soll, diesbezüglich herrschte eine totale Gleichgültigkeit. Noch ist nicht entschieden für wie lange und wie die italienische Marine die Suche und Rettung auf dem Meer auf sich nehmen wird und, falls dies fortgesetzt werden sollte, wie es ablaufen solle wenn es eine Zusammenarbeit mit Frontex gibt. In Kürze ist ein Treffen zwischen Frontex und den maltesischen Behörden geplant, während jenes mit den italienischen Behörden sich bis zu einem noch festzulegenden Datum hinzieht.
Als sehr interessant, vor allem für uns von Borderline Sicilia, hat sich das Treffen mit Elvira Iovino, der Verantwortlichen des Centro Astalli in Catania, erwiesen. Sie vermittelte ein sehr genaues und detailliertes Bild der Probleme im Bezug auf Handel mit Minderjährigen, Ausbeutung durch Prostitution und auf den sizilianischen Feldern, inklusive der Beziehungen zwischen den Menschenhändlern und der lokalen Mafia, sie fürchtet, meiner Ansicht nach, dass dieses noch vertieft und aufrechterhalten werde. Ich fand heraus, dass in dem Zentrum Don Puglisi, von dem ich vor einigen Tagen schrieb, seit einigen Tagen außer sechs Minderjährigen, die von Norditalien nach Catania zurückgebracht worden waren, und einige Minderjährige aus Bangladesch, die monatelang in Libyen eingesperrt waren, vor Ort sind. Das Erste was ich am Montag machen werde ist das Zentrum zu besuchen und zu versuchen mit ihnen zu sprechen.
Interessant sind außerdem die Besuche von vermeintlichen Menschenhändlern in den Gefängnissen, ob minderjährig oder nicht. Elvira berichtet, dass viele von ihnen keine Ahnung haben was sie riskieren, wenn sie sich an das Steuer eines Schiffes begeben.
Beatrice Gornati
Borderline Sicilia
Aus dem Italienischen von Niels Hölmer