Askavusa: Lampedusa

Gestern gegen 18 Uhr wurde eine Gruppe Migranten von der Polizei in das Zentrum Imbriacola gebracht; die Migranten befanden sich, wie schon oft seit Monaten, gegenüber dem Kirchplatz. Einige Migranten sagen, dass sich die Verfahrensweisen im Zentrum seit einigen Tagen verändert haben, es werden keine Telefonkarten ausgegeben, sie werden am Beten gehindert, von heute auf morgen wird es ihnen verweigert, das Zentrum zu verlassen, und ihnen sind keine Essensgutscheine für die Mensa im Zentrum ausgehändigt worden.
Der Online-Informationskanal Libera Espressione wurde daran gehindert, die Vorfälle zu filmen; außerdem mussten sie das gesamte zuvor gefilmte Material löschen, obwohl der Einsatz auf einem öffentlichen Platz stattfand und nicht den Anschein militärischer Geheimnisse hatte.
Wieder einmal hat man sich für eine Strategie entschieden, die wir nicht verstehen; statt den Ein- und Ausgang dieser Personen, die seit mehr als einem Monat im Zentrum ein- und ausgehen können, zu reglementieren, entscheidet man sich dafür, die Bewegungsfreiheit unvermittelt zu verbieten.
Statt sie in andere Gegenden Italiens zu verlegen und ihnen die Rechte zu gewähren, die ihnen zustehen, entscheidet man sich dafür, sie zu inhaftieren und ihre Rechte einzuschränken.
Außerdem – aber diese Nachrichten müssen noch überprüft werden – heißt es, dass sieben Millionen Euro für die Erweiterung des Zentrums Imbriacola und für die Nutzung des ehemaligen Stützpunkts Loran als Zentrum für Migranten bereitgestellt wurden.
Wir sind strikt gegen weitere Hafteinrichtungen auf der Insel Lampedusa oder anderswo, wir wollen keine Gefängnisse und möchten betonen, dass Lampedusa ein Durchgangsort für die Migranten sein kann; doch diese Regel wird ständig missachtet, von allen Regierungen und allen politischen Positionen, und es führt dazu, dass Lampedusa regelmäßig Schauplatz von Leiden und Ungerechtigkeit für die Migranten und die Bevölkerung vor Ort ist.

Kulturvereinigung Askavusa
Sitz: Via G.Verga 1
92010 Lampedusa e Linosa (Ag)

Aus dem Italienischen von Renate Albrecht