Newsletter BORDERLINE SICILIA – Juni 2019
- Rassismus, mafiöses Verhalten und illegitime Praktiken
- Unterstützung der Sea Watch 3 und der Leben rettenden NGOs
RASSISMUS, MAFIÖSES VERHALTEN UND ILLEGITIME PRAKTIKEN
Die Beobachtungsstelle für Diskriminierung „Noureddine Adnane“ in Palermo, zu der auch Borderline Sicilia und die Arci* Gruppe „Porco Rosso“ in Palermo gehören, hat einen Bericht veröffentlicht, der über Fälle von Gewalt und Diskriminierung (auch institutionelle) berichtet, die sich zwischen November 2017 und Oktober 2018 in Palermo und seiner Provinz zugetragen haben. Im Anhang wurden zudem Presseberichte gesammelt über Fälle von Rassismus in Sizilien im ersten Jahr der Regierung Lega- 5 Sterne Bewegung – es ist eine alarmierende Zunahme von fremdenfeindlichen Vorkommnissen festzustellen.
Es ist wichtig, sich dieser Tatsache bewusst zu sein, denn die europäischen Regierungen sind daran, die Gewalt gegen Migrant*innen zu verharmlosen und zu versuchen, alle Stimmen, die das nicht hinnehmen, mit mafiösen Methoden zum Schweigen zu bringen. Sich dagegen zu wehren, bedeutet, diese illegitimen Praktiken in unserem Land ohne Wenn und Aber publik zu machen: die Inhaftierung von zwei unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten im Abschiebezentrum von Milo; die schlechten Zustände in den Aufnahmezentren CAS* und CARA*, wo wegen Mangel an Mitarbeitenden die besonders Schutzbedürftigen sich selbst überlassen sind, wo es an Wasser, Nahrung und allgemeiner Grundversorgung mangelt.
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newbordde/wir-klagen-die-rechtswidrige-inhaftierung-zweier-unbegleiteter-minderjaehriger-im-abschiebezentrum-von-milo-an/
ZUR UNTERSTÜTZUNG DER SEA WATCH 3 UND DER LEBEN RETTENDEN NGOS
Am 22. Juni wurde am Gericht in Catania eine von Fucina Legale und Borderline Sicilia organisierte Konferenz zum Fall des Schiffs Diciotti abgehalten: „Aktuelle Rechtsprechung: der Fall Diciotti“. Der erzwungene Aufenthalt der Geretteten an Bord des Schiffes ist ein Beispiel für den Verstoß gegen nationales und internationales Recht. Der Fall ist ebenso bezeichnend für die schwerwiegende, intensive und andauernde Propagandatätigkeit der Regierung. Die aktuellen Vorkommnisse um die Sea Watch 3, der mit 42 Personen an Bord wochenlang die Anlandung verweigert wurde, ist ein weiteres Beispiel für die Kriminalisierung der humanitären Helfer*innen und der NGOs, die Leben retten zur See.
Paradox dazu stehen jene nicht von humanitären Organisationen durchgeführten Anlandungen, die, täglich im Verborgenen stattfinden: 400 Personen sind in den letzten Tagen in Sizilien von Bord gegangen. Die Mobilisierung gegen die Festsetzung des Schiffes und die Inhaftierung der Kapitänin Carola Rackete haben in Sizilien und ganz Italien eine Dankbarkeits- und Solidaritätswelle für deren unschätzbaren Einsatz zur Rettung der Migrant*innen ausgelöst.
der-fall-der-diciotti-22-juni-fachtagung-im-gericht-von-catania/
lo-spettacolo-osceno-dellattacco-alla-solidarieta/
mobilisierung-fuer-die-sea-watch-vor-der-kathedrale-in-palermo/
* ARCI – Associazione Ricreativa e Culturale Italiana – gegründet 1957, ist ein sozialer Förderverein in Italien. Er agiert gegen Faschismus und für die Allgemeine Erklärung der Menschrechte. *CAS Centro d’Accoglienza Straordinaria – ausserordentliches, nicht staatliches Aufnahmezentrum
*CARA Centro d’Accoglienza Ricchiedenti Asilo – Aufnahmezentrum für Asylbewerber
Übersetzung aus dem Italienischen von Susanne Privitera