Wenn das UNHCR in Tunesien Geflüchtete auf die Straße wirft, als wären sie Müll
Artikel vom 18. Februar 2022
Pressemitteilung – Seit sieben Nächten und acht Tagen protestieren Geflüchtete und Asylsuchende vor den Büros des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) im Süden Tunesiens, in Zarzis und Medenine.
Immer mehr Menschen, die aus den Aufnahmezentren ausgewiesen werden, klagen an, dass die UN-Agentur, die ihnen Schutz bieten sollte, sie im Stich ließe.
Heute wagen es fast 200 Männer, Frauen und Kinder, sich zu zeigen und die Achtung ihrer Rechte einzufordern. Angesichts immer längerer und ungewisserer Asylverfahren, immer geringerer Aussichten auf eine permanente Niederlassungserlaubnis, fehlender rechtlicher Unterstützung, wiederholter Gewalt durch die Behörden und fehlender Beschäftigungsaussichten, verschlimmert die Ausweisung aus den Lagerunterkünften die äußerst prekäre Lage, in der sie sich befinden, nur noch.
Die meisten Protestierenden sind eritreischer, somalischer, sudanesischer oder äthiopischer Nationalität und durchliefen libysche Lager, bevor sie in Tunesien Zuflucht suchten. Doch mit der Entscheidung des UNHCR und seiner Partner*innen, die Hilfe für Menschen im Exil drastisch zu kürzen, sind diese allein auf sich gestellt in einer instabilen sozioökonomischen Situation und einem schwierigen politischen Umfeld, das durch zunehmenden Rassismus gekennzeichnet ist. Viele von ihnen haben keine andere Wahl, als nach Libyen zurückzukehren, ein gefährliches Land, aus dem sie verzweifelt versuchten hatten, zu entkommen.
Angesichts dieser eklatanten Rechtsverletzung fordern wir das UNHCR auf, seinen Auftrag zu erfüllen: Geflüchtete zu schützen, nicht Grenzen! Seit mehreren Jahrzehnten ist diese UN-Organisation an den schlimmsten Sicherheitspolitiken beteiligt, die Menschen unter unwürdigen Bedingungen immer weiter von den europäischen Grenzen entfernt stranden lassen.
Wir bringen unsere Solidarität mit allen Menschen im Exil zum Ausdruck, die für die Wahrung ihrer Rechte und ihrer Würde protestieren.
Schutz und Bewegungsfreiheit für alle!
Watch The Med – Alarm Phone
ADIF – Associazione Diritti e Frontiere (Verein Rechte und Grenzen)
ASGI – Associazione per gli Studi Giuridici sull’Immigrazione (Verein für juristische Studien zur Immigration)
Association des Mères des Migrants Disparus (Verein der Mütter verschwundener Migrant*innen)
borderline-europe Menschenrechte ohne Grenzen e.V.
Borderline Sicilia
Carovane Migranti
Caravana Abriendo Fronteras
Couverture de la Mémoire Tunisie
FTDES – Forum Tunisien pour les Droits Economiques et Sociaux (FTDES)
(Tunesisches Forum für wirtschaftliche und soziale Rechte)
LasciateCIEntrare
Legal Team Italia
Mediterranea Saving Humans
Melting Pot Europa
Migreurope
Ongi Etorri Errefukiatuak
Progetto 20k
Refugee Rescue
Rete Antirazzista Catanese (Antirassistisches Netzwerk in Catania)
Forum Antirazzista Palermo (Antirassistisches Forum Palermo)
Sea-Watch e.V.
Übersetzt aus dem Italienischen von Francesca Barp