Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: kritische Situation in der Gegend von Syrakus

Mit der Operation „Mare
Nostrum – Unser Meer“ ist die Gemeinde Augusta zum Hauptumschlagplatz für die
Migranten geworden; aber die Maschine der Verteilung funktioniert nicht und die
Folgen tragen vor allem die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.

Am Dienstag, den 25.
März haben wir die Situation der Minderjährigen überprüft, die vergangene Woche
im Hafen von Augusta angekommen sind. Erste Zwischenstation bei unserer Visite
war eben jene megaresische Stadt. Dort war für den Vormittag eine Demonstration
vorgesehen, die von Familien und Leitern des Volleyballvereins organisiert
wurde. Sie widersetzen sich damit der Entscheidung der Kommune, die Sporthalle
von Brucoli als Aufnahmelager für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge
zu nutzen. „Wir sind weder intolerant, noch sind wir Rassisten“ haben die
Eltern der jungen Sportler betont. „Wir verlangen nur, dass unseren Kindern das
Recht auf Sport garantiert wird.“ Auf dem Spruchband an der Spitze der
Demonstration stand: „Wir sind Brüder“ und der am meisten wiederholte Slogan,
um Missverständnisse zu vermeiden, lautete: „Recht für sie und für uns“. Der
außerordentliche Beauftragte der Gemeinde Augusta hat eine Delegation der
Demonstranten empfangen. Er erklärte, dass sobald wie möglich eine passende
Unterkunft für die Minderjährigen gefunden werden soll, nannte aber weder Datum
noch Fälligkeit. Weiter erklärte der Beauftragte, dass die Wahl der Sporthalle
von Brucoli mehr noch als von PalaJonio in Augusta auf der Logik des
Wechselspiels beruhe. Fügen wir hinzu, dass am Eingang zum PalaJonio zurzeit
gut sichtbar ein Aushang angebracht ist, den wir vom Ausmaß her für übertrieben
halten, als wolle er die Notwendigkeit unterstreichen, die kürzlich als
Aufnahmelager benutzte Einrichtung, wieder zu reinigen.

Anschließend haben
wir uns nach Brucoli begeben, wo sich nur unbegleitete minderjährige Ausländer
befinden, die vergangenen Freitag angekommen sind. „Wir essen und wir schlafen,
der Platz ist zu gering“, „Wir wollen es Haus nennen“: Dies sind die am meisten
wiederholten Sätze.

Insgesamt müssen
es etwa 150 Minderjährige sein, die aufgenommen wurden; aber die Zahlen
schwanken ständig, denn etliche Jugendliche haben sich von der Einrichtung
entfernt. Die beträchtlichen Gefahren, denen solche Minderjährigen entgegen
gehen, sind sowohl bekannt wie auch schwerwiegend; und die Verantwortlichkeiten
liegen wieder einmal bei einem dauernd nur auf den Notstand ausgerichteten,
ineffizienten und chaotischen Aufnahmesystem. Im besonderen Fall der
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge hängt das Problem zusammen mit dem
Fehlen von Plätzen sowohl in den SPRAR, wie auch in den beherbergenden Kommunen
auf Sizilien. So dehnt sich die Aufenthaltsdauer in diesen Lagern zur ersten
Aufnahme ganz zum Schaden der Minderjährigen aus. Zurzeit sind die
unbegleiteten minderjährigen Ausländer in der Verantwortung der Kommune von
Augusta, neben der Einrichtung in Brucoli, in folgenden Einrichtungen
aufgenommen: „Don Orione“ in Floridia (circa 30), in einem Hotel in Portopalo
(circa 40) und in der Nähe des Lagers zur Erstaufnahme „Papa Fransceco“ in
Priolo Gargallo (127). Das Problem, das mit der Aufnahme Minderjähriger
verbunden ist, ist sicher nicht neu: In Erwartung einer grundlegenden Veränderung
ist angesichts der neuesten Umstände der Ankunft der Migranten mit den Schiffen
der Operation „Unser Meer“ eine fristgerechte und effiziente Organisation der
Verlegungen in alle zur Aufnahme geeigneten Einrichtungen in ganz Italien
dringend notwendig.

Elio Tozzi

Borderline
Sicilia

Aus dem Italienischen von Rainer Grueber