Pian del Lago: Schlechte Aufnahmebedingungen. Die Anzeige aus der Aufnahmeeinrichtung
Wir veröffentlichen die Fotos und den Brief einer Gruppe von Mitarbeiter*innen aus dem Aufnahmezentrum von Pian del Lago (CL), die die skandalösen Zustände der Einrichtung anprangern. Gerade an den Tagen, an denen der Präsident der Region eine Anordnung erlässt – die vom Viminale, dem italienischen Innenministerium, selbst delegitimiert wird und nur darauf ausgerichtet ist, das Feuer der rassistischen Propaganda anzufachen – ist es wichtiger denn je, die Debatte wieder auf die Fakten und die wichtigen Fragenstellungen zurückzuführen.
Das Problem ist nicht die Ankunft der Migrant*innen auf Sizilien, sondern das misslungene und kriminogene Management der Aufnahmezentren. Der Mangel an Sauberkeit und grundlegenden Hygienevorschriften werden in Pandemiezeiten zu einem noch größeren Problem, und genau darum – und um die Berücksichtigung der Rechte aller – sollten sich die Institutionen kümmern.
Dies sind die Fotos des Aufnahmezentrums von Pian del Lago in Caltanissetta. Wir sind eine Gruppe von kulturellen Mediator*innen, die um Hilfe bitten. Niemand will die Wahrheit über die Bedingungen, unter denen die Migrant*innen leben, herausbringen, und niemand veröffentlicht aus Angst vor der Präfektur etwas. Wie Sie sehen, gibt es überfüllte Container mit 12 oder mehr auseinanderfallenden, zertrümmerten Betten, voller Kakerlaken.
Wir kriegen kaputte und schmutzige Matratzen, abgenutzte Kissen, kaputte Duschen und schmutzige Toiletten, weil die Reinigungsfirma die Container nicht betritt und uns diese reinigen lässt. Außer bei den Inspektionsbesuchen, bei denen sie das Personal verdoppeln, eine Menge Mitarbeiter*innen stellen und verlangen, dass wir zwei saubere Container inspizieren lassen, weil sie uns sonst keine Aufenthaltsgenehmigung geben. Alles wird von der Leiterin und Herrn Angelo Gallo, dem Manager, mit Hilfe unserer Ansprechpartner*innen organisiert. Wenn wir von der Situation berichten, machen sie uns das Leben schwer. Im Gegenzug geben Herr Gallo und die Leitung ihren Kontaktpersonen Telefonkarten und Zigaretten.
Mehrmals fanden wir Insekten im Brot und schlechtem Essen. Wir brachten alles zur Leiterin, die sagte, sie werde für alles sorgen, aber das stimmt nie. In der Aufnahmeeinrichtung gibt es Messer, Haschisch, Marihuana und Lebensmittel, die unter den Gästen wie in Lebensmittelgeschäften verkauft werden.
Soziale Distanzierung existiert nicht, die Mitarbeiter*innen tragen keine Masken, außer in den letzten Tagen, und in der Kantine stehen die Menschen dicht gedrängt.
Das Zentrum ist zu einem ekelerregenden Ort verkommen, und der Präfekt weiß alles. In den wenigen Fällen, in denen er kam, betrat er nie das Zentrum. Jeder weiß alles, aber niemand tut etwas. Das ist die wahre Mafia. In einem Brief haben wir den Präfekten vor diesem Grauen gewarnt, aber alles wird unter den Teppich gekehrt.
Wir haben die Sozialarbeiter*innen und andere Akteure um Hilfe gebeten, aber sie sagen uns: „Wenn ihr redet, ist es zu Ende“. Dieser Betreiber scherzt nicht: sie sind Mafiosi, und sie kennen jeden.
Bitte helfen Sie uns, alles zu veröffentlichen, danke.
Aus dem Italienischen übersetzt von Stefania Gavin