Newsletter Borderline Sicilia – April 2012

  • Neue Saison von Inhaftierungen in Lampedusa begonnen. Baldige Wiedereröffnung des Aufnahmelagers Imbriacola
  • Neue Anlandungen an den Küsten der Provinz Agrigent
  • Ablaufende und ausbleibende Verlängerung der Aufenthaltserlaubnisse für Nordafrikaner
  • Initiativen in Sizilien im Rahmen der Kampagne „LasciateCIEntrare“ („Lasst uns rein“)
  • Neue Informationen zur schwierigen Situation im Aufnahmezentrum für Asylsuchende (CARA) in Salina Grande (Trapani)

NEUE SAISON VON INHAFTIERUNGEN IN LAMPEDUSA BEGONNEN. BALDIGE WIEDERERÖFFNUNG DES AUFNAHMELAGERS IMBRIACOLA
Am vergangenen 2. April wurden 48 Personen etwa 60 Meilen vor der Küste Lampedusas gerettet. Ihr Boot war in Libyen gestartet. Zehn von ihnen (vier Eritreer und sechs Somalier) sind während der Überfahrt gestorben. Die Staatsanwaltschaft Agrigent hat eine Untersuchung eröffnet, um die Berichte der Überlebenden zu überprüfen.
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Seit fast drei Wochen befinden sich die 24 Somalier (20 Männer und 4 Frauen, darunter eine Schwangere) noch auf der Insel, in einer Touristenresidenz in Cala Creta, die von der Präfektur Agrigent für die „vorübergehende Aufnahme“ der ersten Ankünfte von Migranten in der neuen Saison genutzt wird. In dieser Struktur befinden sich keine Mitarbeiter. Die Verletzung der persönlichen Freiheit, des Rechts auf Gesundheit und Menschenwürde sind Teil des Systems, das die Regierung anlässlich der Wiederaufnahme der Inhaftierungen auf der Insel auf die Beine gestellt hat.
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Informationen über die Mängel des vom Zivilschutz betriebenen Systems der Überstellungen: www.siciliamigranti.blogspot.it

Inzwischen dauern die Instandsetzungsarbeiten des Lagers Imbriacola an. Das Lager soll bis Mai mit 250 Plätzen wieder eröffnet werden.
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NEUE ANLANDUNGEN AN DEN KÜSTEN DER PROVINZ AGRIGENT
Weiterhin kommen Migranten auf der Insel an. In den letzten Tagen hat es verschiedene Anlandungen an den Küsten in der Gegend von Agrigent gegeben; die Art und Weise ähnelte den Anlandungen, wie sie vor einigen Jahren stattgefunden hatten. Die Migranten werden von den Schleppern auf großen Booten in die Nähe der Strände des Küstenabschnitts um Agrigent transportiert und dann vom Boot gestoßen und gezwungen, bis zur Küste zu schwimmen. Die Schlepper können so fliehen, doch die Migranten, die oft nicht schwimmen können, sterben nur wenige Meter vom Ufer entfernt.
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Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Agrigent wieder einmal eine Untersuchung über die Toten auf dem Meer eröffnet.
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25 Migranten, die mit der letzten Landung in Siculiana angekommen sind, wurden, nachdem sie in den angrenzenden Gebieten aufgegriffen wurden, in das Zentrum in Caltanissetta gebracht. Die Polizei sucht derzeit weiter nach den anderen Migranten, die entkommen konnten.
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Wieder einmal ist es den Menschenschmuggel-Organisationen gelungen, „sichere“ Routen ausfindig zu machen, möglicherweise mit Hilfe von Helfershelfern in Sizilien. Und wieder einmal muss auf Kosten der Migranten festgestellt werden, dass das Kontrollsystem der italienischen Grenzen überall undicht ist.

ABLAUFENDE UND AUSBLEIBENDE VERLÄNGERUNG DER AUFENTHALTSERLAUBNISSE FÜR NORDAFRIKANER
Im April 2012 sollten die Aufenthaltserlaubnisse ablaufen, die die italienische Regierung gemäß der Verordnung des Präsidenten des Ministerrats vom 5. April 2011 an die zwischen dem 1. Januar und dem 5. April Mitternacht in Italien angekommenen Nordafrikaner ausgestellt hatte. April ist nun vorbei und von der italienischen Regierung wurde keinerlei Maßnahme getroffen, mit der diese Aufenthaltserlaubnisse verlängert oder nicht verlängert werden. Dies betrifft mindestens zehntausend Personen, die von einem Tag auf den anderen Gefahr laufen, ihren legalen Status zu verlienre, obschon am selben Tag, an dem die Verordnung zur Verlängerung dieser Erlaubnisse um sechs Monate erlassen wurde, gleichzeitig eine Verordnung erlassen wurde, mit der der Notstand Nordafrika bis zum 31. Dezember 2012 verlängert wurde. Paradoxerweise hat die italienische Regierung im vergangenen Monat zudem die Einreise von 39.000 Saisonarbeitskräften im Rahmen des „decreto flussi“, der Verordnung zur kontingentierten Beschäftigung von Nicht-EU-Bürgern, gefordert. Hier finden Sie die Pressemitteilung von Borderline Sicilia Onlus und der sizilianischen Abteilung von ASGI Verein für juristische Studien zur Immigration

Hier können Sie das Interview mit Rechtsanwältin Paola Ottaviano, Mitglied von Borderline Sicilia Onlus, aus der Sendung Passpartù vom 27. April 2012 hören

INITIATIVEN IN SIZILIEN IM RAHMEN DER KAMPAGNE „LasciateCIEntrare“ („Lasst uns rein“)
Die landesweite Kampagne „LasciateCIEntrare“ („Lasst uns rein“) hat zu einer Aktionswoche vor den Zentren zur Identifikation und Abschiebung (CIE) in Italien aufgerufen. Am 23. und 27. April sind Sit-ins vor den Zentren in Trapani und Caltanissetta organisiert worden.

Die Situation im Zentrum Serraino Vulpitta in Trapani, in dem derzeit mehr als 50 Migranten inhaftiert sind, scheint dramatisch. Die Migranten haben von den Fenstern aus mit den Aktivisten kommuniziert und erzählt, dass es keine Bestätigungen für die Inhaftierungen gegeben hat, dass sie nicht über die Möglichkeit informiert wurden, Kontakt zu einem Anwalt aufzunehmen, dass die Polizei oft nächtliche Razzien in den Zellen veranstaltet und die Lebensbedingungen insgesamt äußerst schlecht sind. Ein junger Tunesier, der zu flüchten versucht hat, wurde von der Polizei festgehalten. Seine Kameraden erzählen uns, dass die Polizisten ihm einen Arm gebrochen haben. Nach dem Sit-in teilt uns einer der Häftlinge mit, dass der junge Tunesier ausgewiesen wurde.
Berichte über den Aktionstag in Trapani:
siciliamigranti.blogspot.it
siciliamigranti.blogspot.it

Lesen Sie Näheres über das Aufnahmezentrum/Abschiebeznetrum Pian Del Lago in Caltanissetta, verfasst von Prof. Fulvio Vassallo Paleologo nach einem Besuch des Zentrums durch eine Delegation von Mitgliedern von Borderline Sicilia Onlus und der sizilianischen Abteilung von ASGI (Verein für juristische Studien zur Immigration): siciliamigranti.blogspot.it

NEUE INFORMATIONEN ZUR SCHWIERIGEN SITUATION IM AUFNAHMEZENTRUM FÜR ASYLSUCHENDE (CARA) IN SALINA GRANDE (TRAPANI)
Die Situation im Aufnahmezentrum für Assylsuchen in Trapani ist weiterhin kritisch. Dank des Drucks von Seiten der sizilianischen Antirassismusbewegung und die in den vergangenen Tagen auf unserem Blog veröffentlichten Anklagen, sind die Probleme im Zusammenhang mit der Aufnahme Dutzender Migranten, die in den vergangenen Woche das Zentrum verlassen hatten, um Arbeit zu suchen, und die dadurch ihr Recht auf Aufnahme verloren hatten, vorläufig gelöst worden. Doch die Probleme im Innern des Zentrums sind weiterhin vielfältig.
siciliamigranti.blogspot.it Salina Grande
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Unsere Blogs:
sicliamigranti.blogspot.com (auf Italienisch)
siciliamigrants.blogspot.com (auf Deutsch)
migrantsicily.blogspot.com (auf Englisch)

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