Mineo: Prostitution, Missbrauch, Gewalt und jetzt auch noch Abtreibungen
Auch dies ist das Leben in den ca. 400 Reihenhäusern, die einst von den US Soldaten, die hier stationiert waren, bewohnt wurden; Nicht nur Isolierung, unendliche Wartezeiten für Interviews vor der Asylkommission und die verbreitete Praxis von Ablehnungsbescheide, sondern auch die erzwungene Untätigkeit, der Mangel an internen sowie externen Infrastrukturen und all das, von dem wir wissen, dass es die Merkmale des Alltags innerhalb des Aufnahmezentrums für Asylsuchende in Mineo ist.
Es ist unter anderem nicht klar warum den Freiwilligenorganisationen der Zutritt verwehrt wird, obwohl diese einen wichtigen Bezugspunkt für die Migranten darstellen könnten. Die Äußerungen von Paola Ragusa, Präsidentin des Konsortiums, welches das Aufnahmezentrum verwaltet, gegenüber des Tageszeitung La Sicilia bezüglich einer möglichen Zutrittsgenehmigung für die Assoziation Penelope, erscheinen in der Tat nicht gerechtfertigt. Bestimmte Substanzen, geschmuggelt von manchen Insassen (einige von ihnen wurden verhaftet) finden hingegen ihren Weg ohne Probleme hinein, ebenso wie scheinbar ein Schwindler, der sich als ein tunesischer Dolmetscher ausgab.
Die Abtreibungen wurden nicht offiziell vom Ermittlungszentrum des Gerichts bestätigt, aber Quellen der Staatsanwaltschaft von Caltagirone, welche für dieses Gebiet verantwortlich ist, bestätigen eine Ermittlung wegen Prostitution innerhalb des Aufnahmezentrums. Außerdem bringen Ärzte und Freiwillige, wie auch schon zuvor in einem neuerlichen Artikel der Zeitung „Avvenire“ angeprangert wurde, besagte Prostitution mit Schwangerschaftsabbrüchen in Verbindung.
Bereits in den ersten drei Monaten diesen Jahres wurden von den insgesamt 32 freiwillig durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen im Bezirk Mineo, sieben von Migrantinnen durchgeführt. Dieser Prozentsatz von Schwangerschaftsabbrüchen ist äußerst hoch, wenn man in Betracht zieht, dass das Krankenhaus „Gravina“ von Caltagirone insgesamt für 200.000 Personen bestimmt ist und im Aufnahmezentrum von Mineo 1800 Personen leben, weniger als 600 von diesen Frauen.
Die Geschichten der Ärzte sind grauenhaft. Es gab einen Fall, in dem eine Frau in der 44. Schwangerschaftswoche (bereits zwei Wochen über dem Geburtstermin) ins Krankenhaus kam und der Fötus bereits tot war. Ein anderes Mal wurden vier Frauen gleichzeitig in das Krankenhaus eingeliefert, alle mit dem Wunsch abzutreiben. Wie kann das sein? „Es gibt einfach keine Verhütungsmittel“, sagt ein Angestellter des Zentrums.
Nun wollen die Präfektur von Catania sowie Laura Boldrini, Sprecherin des UNHCR, Klarheit bekommen. Boldrini fordert die Staatsanwaltschaft dazu auf, durch Untersuchungen und die Zusammenarbeit mit Ermittlungsbeamten aus den Herkunftsländern der missbrauchten Frauen für „Klarheit zu sorgen“. Die nigerianischen Frauen seien beispielsweise besonders häufig von Menschenhandel betroffen. Von den fast 2000 Bewohnern, die aus über 57 verschiedenen Ländern stammen, sind weniger als ein Drittel Frauen. „Viele junge Frauen sind dazu gezwungen sich zu verkaufen, sie haben keine andere Wahl“, erklärt Laura Boldrini, „und deshalb ist es die Aufgabe der öffentlichen Autorität und der internationalen Gemeinschaft, diese jungen Frauen mit allen Mitteln zu beschützen“.
Artikel vom Blog „argocatania.org“
aus dem Italienischen von Karoline Mattes