LampedusaInFestival – 19.-24. Juli 2011

1. Moustafa und die tunesischen BooteWährend unserer Reise nach Tunesien (Juni 2011) haben wir erfahren, dass tunesische Boote, die in Lampedusa beschlagnahmt wurden, nach Tunesien zurückkehren. Weitere Informationen hier: http://bousufi.blogspot.com/2011/06/nel-seguente-articolo-citero-dei-nomi.html. Wir haben uns informiert, wer dieser „Moustafa“ ist, von dem uns die tunesischen Kapitäne erzählt haben. Vielleicht haben wir ihn gefunden: es handelt sich möglicherweise um einen der beiden Skipper der Yacht von Ben Ali, die im Februar 2011 in Lampedusa angekommen ist. Es war immer von zwei Wächtern die Rede, doch von einem unserer Bekannten haben wir erfahren, dass sie auch Bootsführerscheine haben. Unser Moustafa arbeitet in einem Tauchzentrum und Bootsverleih in Lampedusa. Er kannte die Insel bereits, er war oft dort gewesen. Man sagt, dass er zwei Pässe hat (einen deutschen und einen tunesischen). In Lampedusa hat man uns erzählt, dass das Segelboot der Familie von Ben Ali keine Nummer und keinen Namen mehr hatte. Man sagt, sie versuchten, es in Frankreich zu verkaufen, um Geld zu verdienen. Einer der beiden Skipper ist im Frühjahr geflüchtet, „Moustafa“ ist geblieben, doch das Boot ist von den italienischen Behörden beschlagnahmt worden. Über unsere Kontakte in Tunesien versuchen wir herauszufinden, ob es sich wirklich um ihn handelt. Am 21.7.2011 haben wir dann erfahren, dass ein weiteres tunesisches Boot in den Hafen Teboulba (Monastir) zurückgekehrt ist, dass ebenfalls für die Beförderung von Flüchtlingen von Tunesien nach Italien verwendet wurde und Schriftzüge des Hafenamts Lampedusa trug. Auch hierzu warten wir auf Informationen aus Tunesien.
1.a. Treffen mit der Küstenwache wegen der tunesischen BooteWir wollen mit dem Oberleutnant Porcaro von der Küstenwache sprechen. Auf dem Festival haben sie das Video einer Rettung im Meer vom April 2011 gezeigt, und wir ergreifen die Gelegenheit, um um ein Treffen zu bitten.Wir fragen nach der Entsorgung der Boote. Nach der Verordnung Nr. 3934 vom 21. April 2011 des Präsidenten des Ministerrats (italienisches Amtsblatt G.U. Nr. 100 vom 2.5.2011) sind für die Entsorgung der Boote der Flüchtlinge 1 Million Euro zur Verfügung gestellt worden. Porcaro bestätigt uns gegenüber, dass bisher 54 Boote entsorgt wurden; sie haben eine Ausschreibung für die Entsorgung der Boote gemacht, die sich auf dem Bootsfriedhof am neuen Hafen befinden, und schließlich werden sie eine Ausschreibung für die Boote am Stützpunkt Loran machen.
Wir fragen, wo sich die beiden Boote der tunesischen Fischer befinden, denen seit 2007 der Prozess gemacht wird. Ein Kapitän begleitet uns zum Bootsfriedhof im Zentrum (am neuen Hafen) und zeigt uns die beiden Boote; es sind die einzigen alten Boote, die noch da sind, die anderen sind alle aus dem Jahr 2011 (ab dem 10. Februar angekommen), die Boote aus den Jahren 2007 bis 2010 sind verschrottet worden. Wir machen Fotos und prüfen von außen (ohne Genehmigung dürfen wir den Friedhof nicht betreten, er wird von Soldaten bewacht, um plötzliche Feuer zu verhindern).Dann fragen wir, ob tunesische Boote freigegeben wurden. Man erklärt uns, dass die Besitzer einen Antrag stellen können, nachdem sie den Diebstahl des Boots angezeigt haben. Wenn noch kein Strafverfahren läuft, wird die Freigabe problemlos bewilligt. Seltsam, denn für die Beschlagnahme müsste doch eigentlich schon ein Verfahren laufen, würde ich denken … Ein Anwalt aus Agrigent, dessen Namen er nicht wusste, beschäftigt sich damit. Er bestätigt uns, dass die Freigabe für zwei Boote, die „Taysir“ und „Bassan 2“, beantragt wurde, beide sind nach Tunesien gebracht worden.Das bedeutet, dass die Taysir, die wir im Hafen von Teboulba in Tunesien gesehen haben, den Hafen von Lampedusa legal verlassen hat. Bleibt jedoch zu klären, warum so viel Geld geflossen ist (wie im genannten Artikel beschrieben).
2. Aktuelle Lage der Migranten und FlüchtlingeWir finden die Insel ruhig vor. Viel weniger Sicherheitskräfte, abgesehen von denen, die immer in der Gegend um Guitgia präsent sind, wo sie wohnen und wo man sie natürlich in großer Zahl sieht. Aber die Straßen sind gegenüber den Vormonaten ruhig – zumindest für uns. Wer zum ersten Mal da ist, erschrickt auch dieses Jahr noch, wenn er sieht, wie die Sicherheitskräfte in kompletter Kampfausrüstung oder zumindest für die Jagd auf Demonstranten/Migranten ausgerüstet aus dem Hotel kommen.Wie bisher haben wir keinen Zutritt zu den Zentren, doch neu ist, dass der Verein ARCI eine positive Antwort erhalten und Zutritt bekommen hat. Wir vom Forum Antirazzista teilen uns die für die Beobachtung gemietete Wohnung mit den Vertretern des ARCI, die sich zurzeit auf der Insel befinden, und mit denen der „Brigate della Solidarietà“, die diesmal hier sind, um bei der Organisation des Festivals zu helfen.Die Vertreter des ARCI erzählen uns, dass sie mit einer Genehmigung pro Person, die auf bestimmte Tage beschränkt ist, Zugang zu den Zentren haben. Bei uns sind zwei Frauen, die ins Zentrum Imbriacola gehen, um die Personen ausfindig zu machen, die einen Asylantrag stellen möchten. Sie werden in eine Liste eingetragen, die dann auch vom UNHCR geprüft wird, damit eine Person nicht zweimal eingetragen wird; anschließend werden die Listen dem Büro für Migration in Lampedusa übergeben, fotokopiert und gestempelt, und dann müssen die Personen ihren Antrag in dem Zentrum stellen, in das sie schließlich gebracht werden. Das Problem ist, dass es sich vor allem um Tunesier handelt, denn diese erhalten vom Büro für Migration sofort den Zurückweisungsbeschluss. Dadurch landen sie früher oder später in einem Zentrum zur Identifikation und zur Abschiebung (Centro di Identificazione ed Espulsione – CIE), auch wenn sie ihre Absicht geäußert haben, internationalen Schutz zu beantragen (siehe auch den Bericht von Gabriele del Grande auf fortress europe (http://fortresseurope.blogspot.com/2011/07/richiedenti-asilo-nei-cie-lacnur-da-che.html und ttp://fortresseurope.blogspot.com/2011/07/richiedenti-asilo-nei-cie-lacnur-prende.html). Wir haben erfahren, dass 20 Tunesier in diesen Tagen ins CIE in Milo (Sizilien) gebracht wurden, darunter auch Transsexuelle und Homosexuelle, von denen wir nicht wissen, ob sie wenigstens in einem separaten Bereich des Zentrums untergebracht werden.
Die aktuelle Lage in den ZentrenWir sind etwas herumgegangen und haben von verschiedenen Personen und aus verlässlichen Quellen Informationen bekommen. Die letzten Ankünfte gab es am 12. und 17. Juli. Viele, auch Personen, die bereits vorher da waren, sind mit einer Fähre der Moby Lines am 17.07. verlegt worden (darunter auch 83 Minderjährige, insgesamt etwa 750 Personen). Die Fähre hat jedoch auch auf die gewartet, die am Morgen des 17. angekommen sind; das bedeutet, dass diese Personen (95) nicht einmal sechs Stunden auf der Insel waren – ohne, dass ihr Gesundheitszustand geprüft wird, ohne ärztliche Versorgung, ohne Zeit, sich zu erholen. Am 24.7.2011 befinden sich nach der Verlegung von 69 Tunesiern (man weiß nicht, wohin sie gebracht wurden und wie viele von ihnen abgeschoben wurden) und 13 Minderjährigen (darunter ein Tunesier, der 65 Tage in Lampedusa eingesperrt war!) noch 382 Personen in Lampedusa (176 Minderjährige und ein junger Erwachsener am Stützpunkt Loran, 206 im Zentrum in Imbriacola).
Ehemaliger Militärstützpunkt LoranMittlerweile sind nur noch Minderjährige (keine Tunesier!) in Loran, auch wenn es ein ständiges Hin und Her zwischen Loran und Imbriacola gibt. Ein erst 22-jähriger Erwachsener ist aus psychologischen Gründen ebenfalls in Loran geblieben. Die Minderjährigen leiden wegen der erlittenen Traumata oft unter Albträumen. Loran ist ein abgelegener Ort auf dem Land, von dem man auch das Meer sieht, was für einige von ihnen nach ihrer Reise unerträglich ist. Auch dass sie jeden Tag den Bootsfriedhof vor dem Zentrum sehen ist ganz und gar nicht förderlich. Es gibt nicht viele Wachen in Loran, es sind nur zwei Carabinieri dort. Als sie auch Frauen nach Loran bringen, nicht nur Minderjährige, fühlen diese sich nicht sicher. Vor sieben Monaten haben sich drei tunesische und zwei marokkanische Frauen über die mangelhafte Sicherheit für sie beschwert. Die Zimmer sind in keinem guten Zustand, mit dreckigen Einweglaken, Schimmel, Mücken etc. Zum Reinigen wird nur ein Spray genutzt.Viele leiden an Kopfschmerzen wegen dem starken Wind, der in Loran weht. „Dieses Gebäude ist nicht gut für uns“, sagt ein junger Senegalese und zeigt uns den schlechten Zustand des Gebäudes. Alle Räume werden genutzt, um Matratzen auszulegen, auch die alte Mensa. Es gibt einen alten Schwarz-Weiß-Fernseher, der jedoch oft nicht funktioniert oder keine Programme findet. Es gibt noch keine Möglichkeit, ohne weiteres die Verwandten anzurufen (wie wir bereits im Mai gesehen hatten), man muss mit dem Handy des Betreibers telefonieren, was sehr teuer ist. Da sie nur alle 10 Tage 5 € zum Telefonieren bekommen und die Verbindung oft zusammenbricht, geben sie das ganze Geld aus, ohne richtig mit ihren Familien zu sprechen. Ein weiteres Problem sind die Schuhe, die sie vom Betreiber bekommen. Bei der Hitze müssen sie oft Halbschuhe tragen, manchmal gibt es auch Flip-Flops, etwas anderes gibt es nicht. Die Comunità Sant’Egidio hat italienische Kinder und Jugendliche geschickt, die versuchen, mit den ausländischen Minderjährigen zu singen und zu spielen, doch viele von ihnen sagen, dass sie nicht singen wollen, sondern endlich von dort weg wollen. Ein Jugendlicher: „Ihr habt doch 21 Regionen in Italien, und wir sind immer noch hier, warum?“. Wir sprechen hier von Jugendlichen, die wegen dem, was sie durchgemacht haben, sicherlich traumatisiert sind!Das Essen ist sowohl in Loran als auch in Imbriacola nicht gut – man erzählt uns, dass fast alle Flüchtlinge, die ohne Hautprobleme angekommen sind, jetzt Probleme haben. Es gibt Maccheroni, Fischstäbchen, Pommes Frites und als Obst nur Äpfel. Und Beruhigungsmittel. Ein Mitarbeiter erzählt uns dann, dass er wenn er sich auf die Matratze eines Gastes gesetzt hatte, einige Minuten später den Körper voller roter Punkte hatte.Die Jugendlichen haben vom Rassismus in Libyen erzählt, den sie erfahren haben, sie haben auch gesagt, dass viele von ihnen die Überfahrt nicht bezahlt haben und gezwungen wurden, an Bord zu gehen. Die Tunesier, die mittlerweile nicht mehr in Loran untergebracht werden, zeigen auch einen gewissen Rassismus gegenüber den Subsaharaniern und wollen nicht mit ihnen zusammen sein.
ImbriacolaDas Zentrum ist ein großer Widerspruch in sich. Es wird CSPA genannt – Ersthilfe- und Erstaufnahmezentrum – und ist geschlossen, wie ein Zentrum zur Identifikation und Abschiebung (CIE). Es gibt keinen wirklichen Schutz für die Gäste, vor allem die Maghrebiner werden weit von den anderen entfernt eingeschlossen. Wenn neue Personen ankommen, werfen die Polizisten selbst oft die bereits dort befindlichen Gäste hinaus und geben ihre Betten den Neuankömmlingen. Ein volles Zentrum bedeutet: draußen schlafen.Die Wartezeit für die Identitätsfeststellung ist oft lang, bei den letzten Ankünften gab es lange Warteschlangen unter der glühenden Sonne. Da sie sich nach der Reise aus Libyen nicht auf den Beinen halten konnten, legten sie sich auf den heißen Asphalt. Außerdem gibt es viele Bienen, die für die Leute gefährlich werden können. Die Neuankömmlinge, die hinter dem letzten Tor untergebracht werden (Imbriacola ist L-förmig aufgebaut) und schlafen, um sich von der Reise zu erholen, hören oft nicht, wenn das Mittag- oder Abendessen verteilt wird. Und wenn sie nicht pünktlich da sind, bekommen sie nichts zu essen. Die Familien werden bereits am Hafen direkt nach ihrer Ankunft getrennt und wissen oft nicht, wo ihr Mann oder ihre Frau ist, was große Angst und Sorge auslöst. Aus psychologischer Sicht ist das absolut unerträglich und vermeidbar. Man versucht, Transsexuellen und Homosexuellen ein eigenes Zimmer zu geben, ich fürchte jedoch, dass man sich nicht daran hält, wenn das Zentrum voll ist. Die Krankenstation ist sehr klein (im Mai haben wir selbst gesehen, wie die Lage dort ist). Viele klagen über Schmerzen, finden jedoch kein Gehör. Oft bekommen sie zu hören: „Sie beschweren sich immer, und dann ist da nichts.“ Es ist viel besser, wenn ein Mitarbeiter sie begleitet, doch auch dann wird ihnen oft gesagt: „Es ist zu voll, kommen Sie nicht“. Wenn sie verlegt werden, werden sie nicht vorher darüber informiert, dass sie in ein Schiff steigen müssen und wie dieses Schiff sein wird – auch das löst oft Stress und Angst aus. Einige Mitarbeiter befanden sich in der schwierigen Lage, im letzten Augenblick erklären zu müssen, dass es sich nicht um ein kleines Boot handelt, wie das, mit dem sie angekommen sind, sondern um ein großes Schiff, auf dem sie sich auch hinlegen können und keine Angst vor der Überfahrt haben müssen.
Die Beiträge auf dem FestivalCaritas: Sie überwachen seit einigen Monaten die Situation auf Lampedusa. Die Caritas kümmert sich darum, Unterkünfte für die Personen zu finden, die von Lampedusa weggebracht werden. Sie versuchen, „kleine“ Unterkünfte mit nicht mehr als 100-150 Personen zu finden. Sie setzen sich auch für die Verlegung der Minderjährigen ein, die mittlerweile lange auf der Insel bleiben. Sie haben 200 Plätze in Sizilien geschaffen. Sie sagen aber nicht, dass es sich um vorübergehende Strukturen handelt, wie in Lampedusa also; sie kommen wieder in Zentren, wo der normale Weg für einen ausländischen Jugendlichen noch nicht beginnt und sie wiederum auf einen neuen, „endgültigen“ Platz warten müssen (z.B. in Piana degli Albanesi). Es ist mit der Caritas zu klären, wie sie das sehen. MSF (Ärzte ohne Grenzen): die „Ströme“ ändern sich, es kommen weniger vom Horn von Afrika. Viele Subsaharianer haben vorher in Libyen gearbeitet. Doch sie können nicht in ihr Land zurück, weil sie von dort nach Libyen geflüchtet sind. Was die Arbeit in Lampedusa betrifft: es gibt keine gute Koordinierung der verschiedenen Organisationen, die dort arbeiten. Das CSPA sollte eine Durchgangsstation sein, doch das ist es nicht mehr, oft bleiben die Personen (Minderjährige, Maghrebiner) lange dort. Krankheiten: die Fälle von Krätze sind zurückgegangen, verschiedene Krankheiten, aber auch chronische und psychologische, die im Zentrum nicht behandelt werden! Vor allem die Frauen und andere verwundbare Gruppen stehen oft unter Stress, werden nicht behandelt, wie es erforderlich wäre. Die Ungewissheit, unter der sie leiden, bringt große Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit mit sich. Das gilt nicht nur für Lampedusa, sondern auch für Zentren wie Mineo etc. Was geändert werden müsste: die Koordinierung – die Arbeit von allen muss anerkannt werden! – man muss sich angemessen um die Verwundbaren kümmern, seien es „Wirtschaftsflüchtlinge“ oder politische Flüchtlinge.Das IOM besteht bei der Vorstellung seiner Arbeit darauf, dass sie keinerlei Vorunterscheidung zwischen sogennanten Wirtschaftsmigranten und anderen treffen. Sie informieren alle darüber, was geschieht, wenn sie keinen Asylantrag stellen oder wenn ihnen der internationale Schutz verweigert wird.
Das Festival und der TourismusDas Festival ist wirklich sehr gut gelaufen. Der Verein Askavusa und alle, die bei der Organisation und der Durchführung dieses Events geholfen haben, haben großartige Arbeit geleistet.Wir haben viele interessante Filme gesehen, Musik gehört, wunderbare Aufführungen gesehen und sehr interessante Beiträge gehört. Ein riesengroßes Kompliment an alle Organisatoren!
Für den Tourismus und die Bewohner Lampedusas, die in den Restaurants, Hotels, Pensionen usw. arbeiten, ist dieses Jahr eine Katastrophe. Die Restaurants bleiben nahezu leer, nur wenige Touristen sind auf der Insel. Wenn man mit anderen Leuten spricht, hört man jedoch auch oft, dass es so viel besser ist, es ist ein ökologischerer Tourismus, mit Touristen, die über das nachdenken, was sie sehen (siehe auch: http://www.iovadoalampedusa.com/). Es ist sicherlich schwer für eine Insel, die vom Tourismus lebt, wenn kaum jemand mehr kommt. Abgesehen von der Wirtschaftskrise, wegen der die Zahl der Touristen überall in Italien zurückgeht, gibt es viele, die tatsächlich wegen der Bilder, die sie im März und April gesehen haben, nicht mehr kommen. Auch wenn versichert wurde, dass sich die Situation beruhigt hat, wollten sie nicht kommen, darunter auch Touristen, die jedes Jahr zum Tauchen kamen und ihren Urlaub auf der Insel verbrachten. Einige sagen auch: „Es müsste noch schlimmer werden, niemand dürfte mehr her kommen, nur so würden sich die Bewohner Lampedusas nicht mehr nur beschweren, sondern merken, dass sie selbst auch etwas ändern müssen!“ (Meinung eines Bewohners von Lampedusa). Es müsste sicherlich ein Mittelweg gefunden werden. Es gibt auf jeden Fall noch viele Probleme und die Bewohner Lampedusas fühlten sich von der Regierung im Stich gelassen, vor allem im Februar, März und April. Doch auch heute bereitet das Fehlen eines richtigen Krankenhauses große Probleme. Eine Frau aus Lampedusa erzählt uns, dass sie für ihre Tumornachsorge oft nach Palermo fahren muss: „Aber wer bezahlt mir das? Ich verdiene nichts, weil keine Touristen da sind, ich kann nichts für den Winter zurücklegen, wie soll ich nach Palermo fahren?“
Bericht: Judith Gleitze, borderline-europe/Borderline Sicila – forum antirazzista di palermoÜbersetzung aus dem Italienischen: Renate Albrecht