Lampedusa – Abschiebung Grimaldi-Lines
In den letzten Tagen ist es regelmäßig weitergangen mit den Anlandungen von Migranten aus Tunesien. Anscheinend, so heißt es, stelle die Zurückweisung eines tunesischen Bootes am 21. August über das Meer eine unerklärliche Ausnahme dar. Aber ein informelles Gespräch mit dem Kapitän der Audacia, ein Schiff der Grimaldi Lines, enthüllt uns die wahren Absichten des Innenministers. Der Kapitän kommentiert ein Telefonat, das er kurz zuvor mit dem Privatreeder des Schiffes, Grimaldi, geführt hatte. Dieser bitte um ein eigenes Urteil, was die Möglichkeit angehe, Abschiebungsmaßnahmen über das Meer bei tunesischen Migranten zu beaufsichtigen. Es geht dabei um ein Angebot seitens des Zivilschutzes, das bereits vom Staat abgegeben wurde, um das gesamte logistische System der Beförderung von Migranten auf dem nationalen Hoheitsgebiet zu koordinieren. Grimaldi Lines sei derzeit, bei einem Tagesverdienst von 60 000 Euro, damit beauftragt, Migranten zu befördern, vor allem solche aus der Subsahara-Region, die eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, ausgewiesen zu werden. Die Tunesier würden für gewöhnlich über Luftbrücken in die verschiedenen CIE ausgeflogen, wo sie dann ausgewiesen und abgeschoben werden. Der Kapitän äußert sich negativ zu der Vermutung, er meint dass er überhaupt kein Vertrauen oder Sympathie gegenüber den Tunesiern hege, er bevorzuge es, „die armen Neger zu verladen“ und würde den Vorschlag nur für den Fall akzeptieren, wenn die Beförderungsbedingungen die gleichen wären wie bei der Abschiebung auf dem Luftweg, und zwar in einem Verhältnis 1 zu 2 zwischen Tunesiern und Ordnungskräften. Bedenkt man, dass die Audacia eine ungefähre Kapazität für 500 Personen umfassen soll, wären mehr als 60 000 Euro für die sofortige Abschiebung von etwa 150 Tunesiern aus Lampedusa aufgewendet worden, wegen irgendeines Paragraphen des internationalen Rechts. Die Audacia hat am 21. August an der Mole Cala Pisana festgemacht und statt, wie gewöhnlich am Ende des Tages, soll sie am 24. August wieder ablegen. So liegt sie dort noch vor Anker, ungenutzt, und wartet darauf, die Migranten, aus den Lagern zu überstellen, von denen sich derzeit etwa 500 auf der Insel befinden … kann es sein, dass man das Zentrum nicht leerräumen will, um die Gastfreundschaft von Lampedusa leer ausgehen zu lassen? Wie auch immer, die Tage des Wartens der Audacia werden mit öffentlichen Geldern bezahlt … auch wenn Italien eigentlich kein Geld mehr hat …
Anna Garrapa, BSA (aus dem Italienischen von Christiane Woelky)