Die aktuelle Situation in Mineo
Während der letzten Tage des Ramadan ist die Situation im Riesen-Lager (CARA) von Mineo folgende: Nach der Deportation von über 400 Migranten in andere italienische “Caras“ während der vergangenen Wochen sind in den letzten Tagen mehr als 300 Asyl-Bewerber eingetroffen, die vor dem Krieg in Libyen geflohen sind und jetzt aus Lampedusa kommen. Die Mehrheit von ihnen stammt aus Ländern südlich der Sahara, doch es gibt auch eine anhaltende Zahl von Menschen aus Bangladesh;
Der Monat des Ramadan endet in den nächsten Tagen und für gläubige Moslems war er eine Qual, viele Menschen sind – nicht nur physisch- durch die hohen Temperaturen und das tägliche Fasten geschwächt.Die Kommissionen nehmen nach den Ferien ihre Anhörungen wieder auf (10-15 pro Tag), aber nach Monaten entnervender Wartezeit ist die Situation noch ziemlich konfus, die Dolmetscher sind nicht ausreichend vorbereitet und sich der Gewichtigkeit der behandelten Probleme nicht bewusst; die Kommissionen gehen erbarmungslos vor, mit einem hohen Prozentsatz von Ablehnungen;Der tragische Tod des achtundzwanzigjährigen Nigerianers Ginoso Evans im Cara von Trapani, der vom Cara in Mineo kam (badge Nr. 3507), hat fast alle afrikanischen Migranten ergriffen und berührt, die am 14. August seiner in einer abendlichen Beisetzungs-Zeremonie mit 100 entzündeten Kerzen gedacht haben. Die Verwandten und Freunde warten noch auf das Ergebnis der Autopsie, um die Todesursache zu erfahren.Ab dem 1.9. wird die Leitung der Dienste den Genossenschaften Sol. Calatino und Sisyphus übertragen und den Mega- Kooperativen La Cascina und Domus (beide ohne jede Erfahrung mit Migranten), welche die Submission während der Ferienzeit um Mariä Himmelfahrt mit beeindruckender Geschwin-digkeit gewonnen haben; nach Monaten konfuser Leitung des MegaCara (bislang wurde der Plan für die Submissionsbedingungen nicht respektiert, der in allen anderen Caras in Italien gültig ist) re-dimensioniert sich das Monopol des Roten Kreuzes. Die neue „ausführende Person“, der Abgeordnete Castiglione, vertraut die Leitung Realitäten an, die ebenso umstritten wie bereits mehrmals Untersuchungen unterworfen gewesen sind, doch das Wichtige daran ist, den Medien ein Signal von „Effizienz“ zu geben.
Am 24. Juli, nach der Inspektion des MegaCara durch einige Parlamentier, hatten wir einige Fragen formuliert, die noch der Beantwortung harren: 1) Warum wird die chronologische Abfolge bei der Prüfung der Asyl-Anträge nicht respektiert?2) Warum wurden die Pakistani aus dem Punjab fast alle abgelehnt wie auch viele Asylbewerber, die aus dem Krieg in Libyen geflohen sind?3) Warum wird den Asylbewerbern die Benutzung der Küche und sogar des Grills draußen verweigert, obwohl viele Magen-Darm- Störungen haben – und wie organisiert man sich für den Ramadan?4) Warum gibt man einen privaten Transportdienst, der üppig bezahlt wird (2 € Hin- und Rückfahrt das Ticket nach Mineo und 4, 5 € Hin- und Rückfahrt nach Caltagirone), für einen Linienverkehr zwischen den Ortschaften aus?5) Warum werden bisher weder die Telefonkarten noch die wirtschaftliche Unterstützung von 5 € alle zwei Tage verteilt? Warum wird der Plan für Vertragsbedingungen auf der Basis des Ministerial- Dekrets vom 28.11.2008 nicht respektiert?6) Wurde der Vertrag mit der Firma Pizzarotti S.P.A. über die Miete der kleinen Häuser unterzeichnet? Wie sind seine Inhalte (Mietdauer, Zins)?7) Wie war es möglich, dass für eine kurze Zeit die Versorgung mit Telefonkarten Zigaretten und Geld-Transfer einem engen Verwandten des Mafia-Bosses Di Dio (April 2011) anvertraut wurden? Wer hat diese Maßnahme verfügt? Und welche Kontrollen führen die Sicherheitsbehörden durch, um die Infiltration mafiöser Firmen in die Leitung der Dienste und /oder beispielsweise die Lebensmittelversorgung zu verhindern?8) Welche Dienste werden für die Minderjährigen und die Heranwachsenden im Hinblick auf das nächste Schuljahr aktiviert?9) Welche Rolle haben die Agenten von Frontex bei den Befragungen der Asylbewerber und warum erklären sie sich nicht als das, was sie wirklich tun?
Als anti-rassistisches Netzwerk von Catania haben wir seit Beginn dieses kostspieligen, klientelistischen und inhumanen Abenteuers vorgeschlagen, dass der Weg einer wirklichen Aufnahme dem eines Segregations-Zentrums weitab von den bewohnten Ortschaften diametral entgegen steht. Eine Vervielfältigung der SPRAR-Projekte in der Calatino-Gegend und in ganz Sizilien würde eine reale soziale Integration der Migranten mit wesentlich geringeren Kosten begünstigen, so wie es seit Jahren in Riace und in einigen Dörfern der „Locride“ geschieht, die bewiesen haben, das man „die Solidarität als Ressource für die lokale Entwicklung aufwerten“ kann. Stattdessen wurden in diesen Monaten die Unfähigkeit und die Unmöglichkeit, ein Mega-Cara zu leiten, auf das Leben von mehr als 2000 Migranten (aus 37 Nationen) abgewälzt, Spannungen geschaffen und verschärft , um diese dann militärisch zu unterdrücken und Bruderkriege zwischen den Armen im Calatino auszulösen.ES IST NOTWENDIG, DAS DORF DER „SOLIDARITÄT“ FÜR DIE MIGRANTEN IN MÖGLICHST KURZER ZEIT ZU SCHLIESSEN!
Antirassistisches Netzwerk Catania (aus dem Italienischen von Alexandra Harloff)