Der Tag des Flüchtlings in Salina Grande
Um den Tag des Flüchtlings am 20. Juni im C.A.R.A. von Salina Grande (Aufnahmezentrum für Asylsuchende bei Trapani, Westsizilien) würdig zu feiern, hat die Lagerverwaltung ein großes Fest organisiert: ein Volleyballturnier, Karatekämpfe, Musik und Theatervorstellungen. Natürlich war die Absicht dahinter zu zeigen, dass das Lager in eine Situation der „beständigen Normalität“ zurückgekehrt sei; geradezu voll mit Aktivitäten für die „beherbergten“ Migranten. Trotzdem: Auch bei diesem Anlass wurde das Ziel verfehlt.Währenddessen konnten die neugierigen Gäste des Abends (die wahren Gäste: die Italiener) im Hintergrund der Turnhalle, wo die Karatekämpfe stattfanden, eine Art Schutzraum mit circa zehn Matratzen auf der Erde entdecken. Die Migranten haben bestätigt, dass in der Turnhalle, in der in den vergangenen Monaten die Tunesier festgehalten wurden, die zur Rückführung bestimmt waren, noch immer etliche Personen schlafen. Außerdem befand sich in Salina Grande der junge Mann, der sich einige Wochen zuvor beide Beine bei einem Fluchtversuch gebrochen hatte. Er war von den Containern gestürzt, die die Zeltstadt des C.I.E. Kinisia umgeben (Zentrum für Identifikation und Abschiebung bei Trapani, Westsizilien). Es war jedoch nicht möglich mit ihm zu sprechen. Ein weiterer Jugendlicher, der sich den Arm während einer früheren Prügelei gebrochen hatte befand sich ebenfalls im Zentrum.
Auch dieser so besondere Abend endete wie alle anderen in Salina Grande: Eine Prügelei zwischen einigen Migranten. (Der Grund für die Prügelei ist unerheblich: Man streitet immer und aus jedem beliebigen Grund); die Eingeladenen suchten in Eile das Weite, ohne die zubereitete Erfrischung würdigen zu können; schließlich kamen das mobile Einsatzkommandos der CC und der Krankenwagen zum Einsatz. Es war ein Tag mit der gewohnten Anspannung. Salina Grande bleibt ein Pulverfass, ungeachtet der Versuche zur Normalisierung.Valeria Bertolino
(aus dem Italienischen von Rainer Grüber)