BORDERLINE SICILIA, ONLUS: die Gewinner des Alexander-Langer Preises 2014
Das wissenschaftliche Komitee der Alexander Langer Stiftung hat entschieden, seinen diesjährigen Internationalen Preis „Alexander Langer“ an den Verein „Borderline Sicilia onlus“ zu vergeben. Die Preisverleihung findet am 4. Juli im Rahmen des dreitätigigen „Euromediterranea“-Treffens in Bozen (Südtirol) statt (3.-5.7.2014). Daran wird auch der Partnerverein borderline-europe mit einem Vertreter teilnehmen. Borderline Sicilia onlus dankt der Stiftung Alexander Langer für diese wichtige Anerkennung! Dieser Preis beflügelt, unsere Arbeit fortzuführen und uns weiterhin mit aller Kraft für die Verbreitung von Informationen über die Migration an der Außengrenze – in Sizilien – und für die Rechte von Migrant_innen im Sinne Alexander Langers einzusetzen.
Zudem danken wir allen ehrenamtlichen Mitstreiter_innen und Übersetzer_innen, die diese Arbeit erst ermöglicht haben! Dieser Erfolg gehört uns allen!
Nachrichtenbeitrag RAI Südtirol:
Tagesschau 16.4., 10nach10, ab 16″04′
Pressemitteilung
Das wissenschaftliche Komitee der Alexander Langer Stiftung vergibt dieses Jahr den internationalen Alexander Langer Preis 2014 an die Organisation „Borderline Sicilia, onlus”. Die Übergabe des Preises erfolgt im Rahmen der alljährlichen Veranstaltung “Euromediterranea”, die dieses Jahr vom 3. bis 5. Juli in Bozen stattfindet.
BORDERLINE SICILIA, ONLUS: die Gewinner des Alexander-Langer Preises 2014
Die Hauptmerkmale der Organisation “Borderline Sicilia, onlus” (BS) finden sich bereits in ihrer Gründungsgeschichte, die auf die Nacht des 27. – 28. Oktobers 2007 zurückgeht, als 17 junge Palästinenser und Ägypter vor der Küste bei Siracusa im Meer ertrinken und anschließend ohne Identifizierung begraben werden. Judith Gleitze (deutsche Politik-Wissenschaftlerin), Paola Ottaviano und Germana Graceffo (zwei sizilianische Anwältinnen), Roman Herzog und Heike Brunkhorst (Radiojournalist und Theaterdramaturgin) entschließen sich, die Identität und die Familien der Verstorbenen ausfindig zu machen – kein leichtes Unterfangen.
2008 veranstalten sie eine erste gemeinsame Initiative zum Gedenken an diese Verstorbenen, gefolgt von weiteren Aktionen, um jenen Menschen zu gedenken, die vor den Küsten Süditaliens auf tragische Weise ihr Leben lassen: so z.B. die szenische Lesung “Europa lascia morire” und das Aufstellen einer Gedenk-Skulptur am Strand, an dem die Leichen angespuelt wurden. In Zusammenarbeit mit “Borderline Europe”, eine Organisation mit Sitz in Berlin und jahrelanger Erfahrung, wird 2009 Borderline Sizilien gegründet und die Organisation ins Register der gemeinnuetzigen Organisationen (onlus) und von UNAR (Ufficio Nazionale Antidiscriminazioni Razziali) eingetragen.
Die Arbeit der Organisation, die auf Freiwilligen- und Netzwerk-Arbeit beruht, konzentriert sich besonders auf Monitoring, Advocacy und Sensibilisierung. Durch ihre Arbeit vor Ort ist BS ein zentraler Ansprechpartner auf nationaler und internationaler Ebene geworden. Ein Schwerpunkt von BS liegt in aktionsorientierte Recherche hinsichtlich von Aufnahme, Aufenthalt, Haft und Abschiebung von Migranten, mit besonderem Fokus auf die Zustände deren “Unterbringung” in Lagern verschiedenster Art. Auf rechtlichem Wege, in Zusammenarbeit mit Regierungs- und Nicht-regierungsinstitutionen, sowie durch Initiativen mit der Zivilbevölkerung setzt BS sich aktiv gegen Rassisums, gegen Diskriminierung und für die Einhaltung der Rechte der Migranten und Flüchtlinge ein.
BORDERLINE SICILA AUS DEM BLICKPUNKT DER FREIWILLIGEN
Aktives Zuhören, legale Unterstützung & Information
“Ich habe direkt erfahren können wie wichtig es wäre, ein umfassendes Asyl-Gesetz zu haben, welches unter anderem ein effizientes Aufnahme-System als Voraussetzung für eine würdevolle Aufnahme der Migranten schaffen könnte . Die Arbeit mit den Migranten und Migrantinnen ist einer der wichtigsten Aspekte unserer Arbeit, in vielerlei Hinsicht. Das geht vom einfachen Zuhören, das jenseits jeglicher Rhetorik wirklich zentral ist – besonders für jene Asyl-Suchenden die in Auffang- oder Haft-Lagern aufgenommen bzw. festgehalten und somit vom sozialen Leben abgesondert werden – bis hin zur legalen Unterstützung , gerade in Fällen besonderer Relevanz oder die es ermöglichen einen juridischen Präzedenzfall zu schaffen. Zudem veröffentlichen wir auf dem Blog ’siciliamigranti‘ unsere Berichte: sie betreffen die Praktiken der öffentlichen und privaten Akteure, welche die Ankunft, die Aufnahme, den Aufenthalt oder die Haft von Migranten regeln sowie den Zugang der Migranten zu den territorialen Diensten; die Berichte betreffen verschiedenste Phänomene im Bereich der Einwanderung in Sizilien. Das ist ein weiterer zentraler Aspekt in der Arbeit von BS: freie und unabhängige Information.” Elio Tozzi
Anti-Diskriminierung, Forschung & Mediation zwischen verschiedensten Akteuren
“Seit Jahren arbeite ich mit BS zusammen, um diskriminierenden rassistischen ‚Maßnahmen‘ entgegenzuwirken, die von den Institutionen – aber nicht nur – ausgehen. […]. Unsere Präsenz im Territorium ist von maßgeblicher Wichtigkeit, denn dadurch können wir die Situationen wirklicher Ausnahme-Zustände ausfindig machen, die durch die vielen Zeltlager und Barackenvorstädte entstehen und die über das ganze Territorium verstreut sind, besonders während der Erntezeit. In Palermo fungieren wir als Bindeglied zwischen verschiedenen Realitäten, die in der Stadt präsent sind. Mit Schwierigkeiten – aber Dank unserer unermüdlichen und konstanten Arbeit werden wir inzwischen als zuverlässige und vertrauenswürdige Organisation anerkannt; das kommt uns zu Gute, gerade jetzt, da die baldige Eröffnung neuer SPRARs in Palermo eine gute Mediation verlangt, die imstande ist, eine gerechte Interaktion zwischen den Akteuren zu fördern.” Alberto Biondo
Monitoring und Verbreitung positiver Praktiken der Aufnahme & Netzwerkarbeit
“Durch das Monitoring-Projekt garantiert BS einen konstanten Blick auf verschiedene Formen der Aufnahme (CDA, CARA, Zentren zur Verteilung, Flüchtlingslager…) . Die Verbreitung von Informationen aus einem unabhängigen Blickwinkel hat unseren Blog zu einer wichtigen Anlaufstelle werden lassen, auch für verschiedenste Menschen, die im Nachrichten-Bereich arbeiten, in Italien und im Ausland. Wir sind in verschiedenen Provinzen Siziliens lokal präsent, sowie mobil unterwegs: das ermöglicht es uns, unter anderem positive Praktiken einer integrierenden Aufnahme zu verbreiten und deren regionale Implementierung durch unser Netzwerk zu fördern. Gleichzeitig ermöglichen wir das gegenseitige Kennenlernen der verschiedenen Realitäten, mit denen wir in Kontakt kommen”. Giovanna Vaccaro
BEGRÜNDUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN KOMITEES
Das Wissenschaftliche Komitee unterstreicht in seiner Wahl zwei besondere Merkmale von BS:
Erstens, die gründliche Recherche vor Ort bezüglich der Aufnahme von Migranten und im Bereich des Anti-Rassismus, realisiert in Form von Netzwerk-Arbeit und durch das Engagement vieler Freiwilliger. Die Ergebnisse dieses Arbeit finden sich im dreisprachigen Blog “siciliamigrants” (Italienisch, Englisch, Deutsch), der eine unverzichtbare Informationsplattform für Bürger und beruflich Interessierte geworden ist, die sich auf nationaler und internationaler Ebene für alternative Vorschläge zum aktuellen Aufnahme-System einsetzen. Die Präsenz von BS im Territorium realisiert sich durch die Methode einer aktionsorientierte Forschung, die durch einen eigens geschaffenen Leitfaden Vergleichbarkeit und Vollständigkeit der Informationen garantiert. Das zweite hervorstechende Merkmal ist die Suche nach Dialog mit allen relevanten Institutionen, ohne Vorurteile, Minderwertigkeitsgefühl oder Unterwürfigkeit: in der Überzeugung, dass die Regeln des Zusammenlebens respektiert werden müssen, aber dass die Bürger ein Recht haben diese kennenzulernen, sie gemeinsam zu diskutieren und sich auch an ihrer Neu-Schreibung zu beteiligen.
In diesem Sinne hat das Wissenschaftliche Komitee der Stiftung entschieden den Alexander Langer Preis 2014 an Borderland Sicilia zu vergeben.
Die Prämierung findet im Rahmen des traditionellen Treffens der “Euromediterranea” vom 3. zum 5. Juli in Bozen statt. Die “Euromediterranea 2014” soll einen Raum für den Austausch von Erfahrungs-Berichten, von Informationen und von guten Praktiken schaffen; Raum für Dialog zwischen Menschen die auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene in Vereinen und in Institutionen aktiv sind. Im Zentrum der Veranstaltung stehen Vorschläge für eine Reform des Asyl-Rechtes und der italienischen und europäischen Gesetzgebung, welche viele Organisationen durch die gemeinsame Ausarbeitung der “Charta von Lampedusa” (Februar 2014) in Gang gebracht haben, die auch die Stiftung unterzeichnet hat. Im Laufe der Euromediterranea werden wir uns mit verschiedenen Aspekten befassen, die den Weg jener Menschen kennzeichnen, die sich auf die Suche nach einem neuen Ort zum Leben machen: von der – teils dramatischen – Reise aus den Herkunftsländern bis an die Grenzen Europas, zur ersten Aufnahme, dem Abwarten auf eine reguläre Aufenthaltsmöglichkeit, bis hin zur vollen Aufnahme. Absicht ist es, all dies von einer Situation der Abweisung in eine Gelegenheit für Dialog und Begegnung zu transformieren.
Alexander Langer – Fratellanza euromediterranea
„Riteniamo che sia tempo di affrontare anche dal basso la costruzione di una nuova fratellanza euromediterranea, e di accompagnare criticamente ed attivamente il processo che si svolge al livello delle istituzioni e dei governi… Ma se vogliamo davvero ravvivare e rinnovare il patrimonio comune che lega comunità, popoli, cittadini, eco-sistemi, economie e società mediterranee, ed intrecciarle con quell’altro grande processo di integrazione che oggi faticosamente avviene tra l’Occidente e l’Oriente del continente europeo, bisognerà sviluppare una nuova sensibilità, e cogliere le molte occasioni di azione ed inter-azione. (Alexander Langer, Mai 1995)
STECKBRIEF Borderline Sicilia Onlus
Via Ritiro n. 24 – 97015 Modica (RG)
Tel. 0039 340 9802196
Email; borderline-sicilia@libero.it
cf. 90021510889
Sitz: Via V. Emanuele n. 35 – Palermo
Via del Bosco n. 58 – Catania
Eingeschrieben in die “Anagrafe Unica delle Organizzazioni Non Lucrative di Utilità Sociale” am 20.10.2009 und in das national Register UNAR (Ufficio Nazionale Antidiscriminazioni Razziali).
Blog: www.siciliamigranti.blogspot.com (versione italiana); www.migrantsicily.blogspot.com (versione inglese); www.siciliamigrants.blogspot.com (versione tedesca); borderline-europe: http://www.borderline-europe.de/
Das Netzwerk Borderline Sicilia
Der Verein kann sich auf die Unterstützung durch ein externes Team vom Experten im Bereich der Einwanderung verlassen. Dem Team gehören z.B. Prof. Fulvio Vassallo Paleologo der Universität Palermo, Journalist und Schriftsteller Gabriele Del Grande, Prof. Emilio Santoro der Universität Florenz, Anwältin Alessandra Ballerini vom Forum Genova, Anwältin Barbara Cattelan vom Forum Turin, Anwalt Leonardo Marino vom Forum Agrigento, Anwalt Filippo Finocchiaro vom Forum Catania, Freelance Journalist Alessio Genovese, Historikerin dott.ssa Valentina Greco der Universität Bologna, Journalist Antonio Mazzeo und die Ethno-Soziologin Roberta Di Rosa der Universität Palermo an.
Die Aktivitäten in Form von Lobby, Monitoring und Advocacy in Sizilien sind nur durch die Arbeit eines Netzwerkes zwischen lokalen Organisationen möglich, das Borderline Sicilia im Laufe der Jahre geschaffen hat, und die sich im Bereich der Einwanderung und des Anti-Rassismus engagieren: das “Forum Antirazzista” aus Palermo, die Sektion des Asgi Sizilien, das “Netzwerk Antirazzista Catanese”, das “Netzwerk Antirazzista Nissena”, die Caritas von Agrigento, der Verein “Askavusa” in Lampedusa, der Verein “Il Clandestino” in Modica, der Verein “Libera” von Ragusa, die Koordinierungsstelle für den Frieden in Trapani.
Dieses Netzwerk in Sizilien wird besonders in Ferienzeiten und an Feiertagen durch Freiwillige unterstützt, welche aus verschiedenen Regionen Italiens und aus anderen Ländern Europas kommen und aus Studien-, Forschungs- oder persönlichen Gründen am Thema Interesse daran haben, für einen kurzen oder längeren Zeitraum nach Sizilien zu kommen.
Für weitere Informationen
Fondazione Alexander-Langer-Stiftung
Euromediterranea 2014
Monika Weissensteiner
Tel: 0471 977691 – Cell.3319110393
monika@alexanderlanger.net
Die Fondazione Alexander Langer Stiftung
Die Fondazione Alexander Langer Stiftung wurde 1997 im Nahmen von Alexander Langer ins Leben gerufen: Politiker und Journalist südtiroler Herkunft, der sich sich für das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen und mit der Umwelt in Südtirol, Italien, Europa und auf der Welt stark eingesetzt hat. Die Stiftung hat zum Ziel durch ihre eigenen Initiativen, und in Unterstützung anderer, jene Themen weiterzuentwickeln und zu verbreiten, für die Alexander Lang sein Leben lang gekämpft hat: für eine Welt in Frieden und ein Leben im Einklang mit der Umwelt. Weitere Informationen zur Stiftung und zu den Aktivitäten: www.alexanderlanger.org
Der internationale Alexander Langer Preis
Die Fondazione Alexander Langer Stiftung vergibt seit 1997 jährlich einen Preis in Höhe von 10.000 Euro, welcher in den vergangenen Jahren von der Sparkasse-Stiftung Bozen bereitgestellt wurde. Der Preis geht an eine Person oder an eine Organisation, die sich durch ihr besonderes Engagement für die Einhaltung der Menschen- und Minderheiten-Rechte und für den Respekt der Umwelt auszeichnet und dazu beiträgt neue Lebens-Stile und Frieden, sowie gewaltfreie und kreative Handlungsformen zur Konflikttransformation zu verbreiten.
Das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Stiftung setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Fabio Levi (Präsident), Bettina Foa (Koordinatorin), Anna Maria Gentili, Andrea Lollini, Anna Bravo, Maria Bacchi, Francesco Palermo, Gianni Tamino, Christoph Baker, Massimo Luciani, Grazia Barbiero, Karin Abram, Paolo Bergamaschi, Mao Valpiana, Margit Pieber, Marianella Sclavi, Marijana Grandits, Pinuccia Montanari, Roberto De Bernardis..
Weitere Informationen unter: http://www.alexanderlanger.org/it/2.