Syrakus: ein Religionslehrer missbraucht unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – er war ihr gesetzlicher Vormund

aus Meridionews

Er unterhielt sexuelle Beziehungen zu zwei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus Ägypten, einer 15, der andere 16 Jahre alt, die seit wenigen Monaten in Sizilien Aufnahme gefunden hatten. Giuseppe Abbate, ein 55 jähriger Religionslehrer aus Augusta, wurde gestern Nachmittag vom mobilen Einsatzkommando in flagranti verhaftet.

Die Untersuchung beginnt in Rom und dehnt sich nach Sizilien aus. Ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, auch er Ägypter, der in Rom in einer Familie betreut wird, hat dort erzählt, dass er von seinem provisorischen gesetzlichen Vormund in Sizilien sexuell bedrängt wurde. Bei seiner Ankunft in Sizilien war ihm und anderen Jugendlichen durch das Jugendgericht von Syrakus Giuseppe Abbate als gesetzlicher Vormund zugewiesen worden. Der Religionslehrer habe Geld bezahlt oder Geschenke verteilt für sexuelle Handlungen.

Giuseppe Abbate, Religionslehrer an Grund- und Oberschulen in Augusta, Syrakus und Priolo, galt aufgrund seines Berufes als „besonders vertrauenswürdig“. Darum wurde er mit der Vormundschaft von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in den Empfangszentren der Region Syrakus betraut. Bis zum gestrigen Tag hatte er etwa ein Dutzend Schützlinge, alle im Alter zwischen 15 und 17 Jahren unter seiner Obhut. Während des vergangenen Jahres sollen es viele mehr gewesen sein.

Dieses Wochenende holte Abbate einige aus den Empfangszentren zu sich nach Hause. Darüber, ob jedes Wochenende Übergriffe stattgefunden haben, gibt es bis jetzt keine Gewissheit. Es ist aber sicher, dass Abbate sich gestern Nachmittag, als die Polizeibeamten in die Wohnung eingedrungen sind, mit zwei Jugendlichen im Schlafzimmer befand – „in unmissverständlichem Verhalten“, wie die Polizei von Syrakus erklärt.

Die Untersuchungen ins Rollen gebracht, hat ein 17 jähriger Ägypter, der in einer familiären Unterbringung in Rom lebt. Er hat dort erzählt, dass er Annäherungsversuche von Abbate erlebt habe, sie aber ablehnte. Er hat den Religionslehrer und seine Verführungsmethoden beschrieben und berichtet, dass er von anderen Jugendlichen wisse, die sich den Forderungen ihres Erziehungsberechtigten nicht entziehen konnten. Die von der Staatsanwaltschaft Catania koordinierten Ermittlungen gehen weiter. Bis jetzt sind erst die sexuellen Übergriffe auf die ägyptischen Jugendlichen erwiesen, aber es könnten auch Minderjährige anderer Nationalitäten betroffen sein. Auch die humanitäre Organisation „Save the Children“ verfolgt den Fall.

Laut der Untersuchungen habe der Lehrer den Schützlingen ein besseres Leben, Mobiltelefone und Telefonkarten versprochen und vor allem versprach er ihnen, sie aus den Aufnahmezentren herauszuholen und sie bei sich zu Hause aufzunehmen. Überwachungen haben es ermöglicht, dass die Polizei während einer sexuellen Begegnung eingreifen konnte.

Giuseppe Abbate ist angeklagt: wegen Prostitution von Minderjährigen und wegen Missbrauch der ihm anvertrauten Minderjährigen. Er befindet sich im Gefängnis von Cavadonna in Syrakus.

Luisa Santangelo

Aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne