Die Migrant*innen, die von der TRENTON gerettet wurden: “Wenn das US-amerikanische Schiff uns früher gesehen hätte, hätten 76 Todesofper vermieden werden können”
Repubblica – Am 12. Juni 2018 rettet das Schiff der amerikanischen Marine TRENTON 41 Migrant*innen vor Libyen aus dem Mittelmeer. Sie klammerten sich an ihr inzwischen kaputtes Schlauchboot. Ihre Mitreisenden haben weniger Glück: 76 Menschen sterben bei dem Schiffbruch. Monate später trafen wir sechs der 41 Überlebenden, die uns zum ersten Mal erzählen, was an diesem Tag geschah.
Ihre Erinnerungen sind dramatisch: sie haben Geschwister, Freund*innen, schwangere Frauen ertrinken sehen. Sie waren an diese oder die Überreste des Schlauchbootes geklammert. Sie erzählen, dass sie an jenem Morgen das amerikanische Militärschiff weit vor dem Kentern ihres Bootes gesehen haben. „Wir sahen dieses Schiff. Es war nicht weit entfernt. Wir sahen die amerikanische Flagge. Wenn sie uns gesehen und gerettet hätten, als wir alle noch an Bord waren, wären nicht 76 Menschen gestorben.”
Auf unsere Nachfrage über den Ablauf der Annäherung an das Schlauchboot bekräftigte das amerikanische Flottenkommando, dass die TRENTON das Boot erst gesehen habe, als es gekentert war und die Personen im Wasser schwammen. Aber der Fall des 12. Juni ist nicht der einzige, bei dem sich die TRENTON wenige Meilen von einem Flüchtlingsboot entfernt befand, wie die Aufzeichnung einer Funkkommunikation einige Tage zuvor in den gleichen Gewässern belegt, die von uns dokumentiert wurde.
Fabio Butera
Aus dem Italienischen von Judith Gleitze