Terre des Hommes ist besorgt wegen der Bedingungen der Aufnahme in Pozzallo
Articolo 21 – Nach vier aufeinander folgenden Landungen ist der Hotspot überfüllt und die hygienischen Bedingungen der Einrichtung sind miserabel. Terre des Hommes ist tief besorgt über die Bedingungen der Aufnahme im Hotspot von Pozzallo (Ragusa).
Nach vier aufeinander folgenden Landungen in wenigen Wochen ist das Zentrum wirklich überfüllt. Vor allem beunruhigen die schlechten hygienischen Bedingungen der Einrichtung, in der über dreihundert Menschen zusammen leben müssen, darunter viele Frauen (einige Schwangere), unbegleitete Minderjährige und teils sehr junge Kinder. Wie in der Vergangenheit schon von verschiedener Seite angemahnt sind die sanitären Bedingungen der Einrichtung unzureichend. Diese haben sich mit der Verringerung konstanter medizinischer Versorgung innerhalb des Zentrums durch NGOs noch verschlechtert. Terre des Hommes ist sich bewusst, dass im Hotspot von Pozzallo keine getrennte Unterbringung für Frauen und Kinder garantiert werden kann. Und dass aus dem gleichen Grund im Zentrum kein besonderer Augenmerk auf schutzbedürftige Migrant*innen wie Mütter mit Kindern, schwangere Frauen und unbegleitete Minderjährige gerichtet werden kann. Ungeachtet dessen können die besorgniserregenden hygienischen Zustände innerhalb des Hotspots von Pozzallo gegenüber der Öffentlichkeit nicht verschwiegen werden.
Hier zum Beispiel die Zahlen im Hotspot von Pozzallo vom 26. April im Report von Terre des Hommes: 323 Migrant*innen, darunter 146 Kinder ohne Begleitung, 6 schwangere Frauen und sieben sehr kleine Kinder. Alle sind im Zuge der vier Landungen zwischen 29. März und 25. April im Zentrum eingetroffen.
„Wir sind uns der Komplexität der Situation bewusst sowie der Schwierigkeit, bei so dicht aufeinander folgenden Landungen solche Menschenmassen zu verwalten. Nichtsdestotrotz sind wir verpflichtet, die Aufmerksamkeit der national und international Verantwortlichen auf die Situation der Migrant*innen zu richten“ sagt Federica Giannotta, verantwortlich für die italienischen Projekte von Terre des Hommes. „Die Situation ist inakzeptabel besonders für Minderjährige und nochmals in spezieller Weise für sehr kleine Kinder, die dazu gezwungen sind, in riesigen Räumen mit Hunderten unbekannter Erwachsener zu verbringen und dies unter unzureichenden hygienischen Bedingungen.“
Während der letzten Landungen wurden unter anderem viele Fälle von Krätze registriert. Bis heute befinden sich 65 von dieser Hautkrankheit betroffene Menschen im Hotspot von Pozzallo. Terre des Hommes engagiert sich auf Sizilien seit Jahren im Projekt FARO („Leuchtturm“) für den Schutz der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Unbegleiteten wie begleiteten Minderjährigen werden psychologische Beratung und psychosoziale Hilfen angeboten. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden von Syrakus und Ragusa. Um für besonders schutzbedürftige Minderjährige und/oder Familien angemessene Unterkünfte zu finden, schaltet sich Terre des Hommes in die Suche nach für ihre Versorgung geeignetere Unterbringungsmöglichkeiten ein. Zu diesen Initiativen ist vor kurzem das Projekt „FARO-Stipendien“ hinzugekommen, das rund zwanzig unbegleiteten Minderjährigen ermöglichen wird, ein Studium oder eine Berufsausbildung abzuschließen.
Schon lange versucht Terre des Hommes in einem durch und durch transparenten und für alle Beteiligten gewinnbringenden Prozess in Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen, das Aufnahme-System stärker auf die Bedürfnisse von Kindern auszurichten. „In diese Richtung geht unsere Arbeit sowohl in Widerstand gegen als auch in Zusammenarbeit mit den Präfekturen und den Gesundheitsbehörden der Provinzen Syrakus und Ragusa. Wir bieten ihnen unsere Hilfe an beim Versuch, jeweils die besten Unterbringungslösungen zu suchen – nicht nur kurzfristig, sondern auch auf lange Sicht“, ergänzt Federica Giannotta.
Terre des Hommes verbindet damit schließlich einen kontinuierlichen Dialog mit der Region Sizilien und den Jugendgerichten. Sie werden jeweils über besonders sensible Fälle informiert, in denen schnelle Schutzmaßnahmen notwendig sind.
Terre des Hommes betont, dass das System Hotspot, so wie es im Moment organisiert ist, es nicht erlaubt, einen angemessenen Schutz für die besonders schutzbedürftigen Migrant*innen zu gewährleisten. Kinder sind davon in besonderer Weise betroffen. Weil es schwierig ist, geeignete Unterbringungsmöglichkeiten zu finden, müssen sie häufig länger als Erwachsene im Hotspot bleiben. Deshalb betont Terre des Hommes, wie dringend ein landesweites, gemeinschaftliches Unterbringungsregister für unbegleitete ausländische Minderjährige eingerichtet werden müsste – konkret im Hinblick auf das Netzwerk SPRAR („System für den Schutz von Asylsuchenden und Flüchtlingen“) und FAMI („Migrations- und Integrationsfonds“), die bereits über diesen Mechanismus verfügen.
Das Fazit von Federica Gianotta lautet: „Die Verzögerungen und Schwierigkeiten, die wir bei der Verlegung von ausländischen Minderjährigen aus ungeeigneten Einrichtungen wie dem Hotspot Pozzallo beobachten, sind klar auf ein noch nicht gelöstes und von allen Beteiligten seit langem genanntes Problem zurückzuführen: Das Fehlen eines zentralen Verbundsystems aller Wohngruppen für Kinder außerhalb von SPRAR. Ein solches würde es einer Präfektur erlauben, innerhalb kürzester Zeit einen Platz zu finden, an dem ein Kind sofort nach seiner Registrierung als allererste Unterkunft nach der Landung untergebracht werden könnte.“
Das Projekt „FARO“ ist ein Pilotprojekt der internationalen Kampagne „Destination Unknown“ der internationalen Föderation Terre des Hommes.
Übersetzung aus dem Italienischen von Johannes Majoros-Danowski