Zerstörte Leben, die in den Medien keine Beachtung finden

Es ist besser, einige
Informationen zu verheimlichen. Es ist besser, dass die Leute die Wahrheit
nicht kennt. Es ist besser, Propaganda zu betreiben.

Die Kommunikation ist
eine gefährliche Waffe. Sie ist heute in den Händen derjenigen, die die Welt
beherrschen, die über Leben und Tod und darüber entscheiden, ob ein Leben
wichtig ist oder nicht!

Man beklagt die
Invasion, den Notstand sowie die durch Krankheiten verursachten Epidemien, die
angeblich wegen der an unseren Küsten
ankommenden Migranten wieder auftauchen.

Aber niemand spricht nur
einmal über die wahren Ursachen: über den westlichen Neokolonialismus, über den
Landraub seitens der multinationalen Unternehmen, über die für unsere
Wirtschaft notwendige Schwarzarbeit.

Das was einen am
meisten verärgert ist, dass das Leben absolut keinen Wert zu haben scheint
angesichts des gnadenlosen Business der Immigration. Keine Zeitung, kein
Politiker, kein Fernsehkanal beschäftigt sich mit den Opfern dieses Systems.

In der letzten Woche
ist einem weiteren Staatsmord mit
der absoluten Gleichgültigkeit begegnet worden: Der in Palermo angekommenen
Gruppe sollen über die 5 für sofort tot erklärten Menschenleben hinaus mehr als
50 Opfer – teils vermisst, teils
aufgefundene Körper – angehört haben. Die Menschen sind gestorben, als ihr Boot
bei der Umladung auf das italienische Rettungsboot kenterte.

Ohne großes Aufsehen ist
diese dramatische Nachricht für einige Stunden in einem Zweizeiler erschienen.
Ganz zu schweigen von den 5 Leichen, die ohne jeglichen Respekt im Friedhof eingerollte
in einer Plastiktüte auf 4 Spanplatten „geparkt“ wurden, um begraben
zu werden!

Für circa 65
Überlebende
(nur eine Frau befand sich unter den Überlebenden) hat sodann
eine andere Odyssee begonnen, deren Last zu schwer ist, um diese das gesamte
Leben mit sich zu tragen. Die
psychophysischen Konditionen der jungen Migranten sind entsetzlich: Sie wiesen
an ihren Körpern Verstümmelungen und Spuren
von Folter und Gewalt aus, hatten apathische Blicke, ohne Lust, weiterkämpfen
zu wollen.

Ein anderes Schicksal
hat ca. 120 letzten Samstag in Palermo
angekommene Migranten
(unter ihnen Familien mit Kindern) getroffen, die in
einem extrem leidvollen Zustand in einer
von der Caritas zur Verfügung gestellten Kirchengemeinde in Palermo aufgenommen
worden sind.

Inzwischen
protestieren weiterhin andere Migranten,
die in den Einrichtungen der Kooperative Sol.Co. in der Provinz von Palermo
untergebracht sind
, sowohl wegen der zu langen bürokratischen Asylverfahren,
als auch wegen der mangelnden Sorgfalt des Personals bei der Personenbetreuung
(hygienische Kits, Kleidung, etc.) und des Essens, das von den Personen, die
wir getroffen haben als unangemessen und „ungenießbar“ erachtet
wurde. Der Zufall will es, dass Sol.Co. ebenfalls die Kooperative ist, die die neue Übergangseinrichtung für Minderjährige
in Castelbuono
betreibt (immer
aufgrund der direkten Vergabe durch die Präfektur).

Etwas anderes gilt für die in in den letzten Wochen angekommenen
Tunisier
, die nach einem Zwangsaufenthalt in den CIE von Trapani und
Caltanissetta (Centro di Identificazione ed Espulsione – Abschiebungshaft) wieder nach Hause geschickt worden sind. Sie
sind auf kleinen Booten von 8 – 12 Personen an den Küsten von Marsala
angekommen, indem sie die Kontrollen von Mare Nostrum umgangen haben. Nachdem
sie von der Polizei aufgegriffen werden, werden sie für den Zweck der Identifizierung,
die mit Hilfe des tunesischen Konsulats erfolgt sowie zur Vorbereitung von
Charterflügen vom Flughafen Palermo (in der Regel 1 oder 2 im Monat) für den
dafür benötigten Zeitraum eingesperrt.

Leider gibt Europa
weiterhin Millionen von Euro für Überwachungssysteme aus, um Umzäunungen und
Mauern zu bauen, um die Grenzen zu überwachen
(allein Mare Nostrum kostet ca. 9 Millionen Euro monatlich), anstatt in
die Integration und die Schaffung eines Aufnahmesystems, das seinen Namen
gerecht wird, zu investieren.

Das aktuelle System
gestaltet die voller Hoffnung getätigten Reisen immer gefährlicher und fordert
ein sehr hohes Opfer an unermesslichen und nicht quantifizierbaren Menschenleben.
Eine Odyssee, die für viele einen Anfang hat, aber kein Ende. Das sind die
Opfer von rassistischen italienischen und europäischen Gesetzen. ZERSTÖRTE
LEBEN!

Die Redaktion von
Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Thanh Lan Nguyen-Gatti