Messina, „gefährliche Turnhalle“ für minderjährige Migranten. Die Gemeinde kümmert sich um die Fürsorge und erwägt ein Übereinkommen mit dem nationalen olympischen Komitee Italiens (CONI*).
Von Meridionews
Abkommen mit den von der Region akkreditierten
Einrichtungen, Unterbringung in Familien, Übereinkommen mit dem nationalen olympischen
Komitee Italiens über die Einführung sportlicher Aktivitäten; Das ist das
Programm der Stadt Messina für eine angemessene Aufnahme der unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlinge, die hier an Land gehen. Es ist eine Antwort auf Umwegen auf die
gestern erhobenen Beschuldigungen von Borderline
Sicilia. In den Erläuterungen der Gesellschaft ist zu lesen: „Die Präfektur
und die Gemeinde verletzen alle die von der Gesetzgebung vorgeschriebenen
Pflichten, die ihnen im Rahmen der Aufnahme auferlegt sind und zwar der Schutz
der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge und der Schutz der
Asylantragsteller.“
Ein wichtiger Punkt in der Debatte ist die Übersiedelung
von über 50 Minderjährigen in die Turnhalle von Gravitelli, „Es ist nötig zu
klären, wie die Gemeinde in einer geöffneten und genutzten Turnhalle den
Notstand aktivieren konnte. Außerdem muss für die sofortige Übersiedelung der
Minderjährigen, weg aus diesem in jeglichem Sinne ungeeigneten und gefährlichen
Ort, gesorgt werden.“ Borderline Sicilia
bezieht sich auf jene Jugendliche, die am vergangenen 29. September
beziehungsweise am 9. Oktober an Land gegangen sind. „58 von ihnen, (laut Nina
Santisi, der Stadträtin für Soziales, sind es 53 Personen), sie sind zwischen
14 und 17 Jahre alt, befinden sich in der Turnhalle von Gravitelli ohne
jegliche Betreuung. Sie schlafen auf Liegen und teilen sich zwei Toiletten und
vier Duschen. Bis letzte Woche waren an diesem Ort auch Kinder untergebracht,
die noch keine zehn Jahre alt waren.“ Sie wurden mittlerweile verlegt. „Zwei
Minderjährige gelten zur Zeit als vermisst.“ Die Gesellschaft protestiert auch
darüber, dass den jungen Migranten noch nicht die Möglichkeit gegeben wurde
sich mit ihren Familien in Verbindung zu setzen, dass keiner von ihnen
identifiziert wurde und dass bis jetzt keiner von ihnen Zugang zu Rechtsschutz
hat. Weder ein Arzt noch ein Psychologe soll die Einrichtung bislang aufgesucht
haben und auch ein Mediator der Arabisch spricht soll noch nicht eingeschaltet
worden sein und das obwohl viele der Jugendlichen ägyptischer Herkunft sind. In
den Erläuterungen ist weiter zu lesen, „Ein einziger Mitarbeiter kümmert sich
in einer zwölf Stunden Schicht um die jungen Migranten. Die Mitarbeiter sind
Angestellte der Genossenschaft Senis
Hospes, die auch das Erstaufnahmezentrum für Minderjährige Ahmed leitet.
Sie bezeichnen sich als Freiwillige, auf welchen Beschluss und welches Abkommen
sie sich dabei beziehen, lässt sich nicht nachvollziehen.“
Die Stadträtin, Nina Santisi, betont hingegen die Ankunft
in Messina von 72 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Ende September und
von rund 40 im Oktober, „die Zahlen überschreiten jene, die wir bisher gewohnt
waren. Da das Zentrum Ahmed voll ausgelastet ist (das Abkommen läuft am
25. November aus), mussten wir andere Lösungen finden. Der Notstand – emergenza
– hat sich durch die beschwerliche Haushaltssituation verschlimmert, aber dank
dem Einsatz der Stadträte zuständig für den Haushalt und den Zivilschutz,
Sebastiano Pino und Sergio De Colà, können wir diese Turnhalle, die immerhin
den Normen entspricht, verwenden. Die Liegen wurden vom Zivilschutz zur
Verfügung gestellt und es gibt zwar keine Mitarbeiter aber Freiwillige. Nicht
nur Senis Hospes leistet
Freiwilligenarbeit, sondern auch die Gesellschaft Migrantes und die Gemeinschaft Sant’Egidio. Dank eines
Dringlichkeitsbeschlusses über 1.500 Euro, kümmert sich die Genossenschaft,
sollte es je soweit kommen, um die Verpflegung, da ihr Speiseplan für die
Essgewohnheiten der Jugendlichen geeignet ist.“
Die Identifizierung, erklärt die Stadträtin und dementiert
zugleich das Fehlen eines Übersetzers, geschieht noch am Hafen, „darum kümmert
sich auf beispielhafte Art und Weise Save
the Children in Zusammenarbeit mit der Polizei, während der
Gesundheitsbetrieb der Provinz (Asp*) für die medizinische Betreuung der
Minderjährigen zuständig ist. Laut den Listen, die die Sozialassistenten an uns
und an die Präfektur weiterleiten, gibt es keine Vermissten.“ Santisi behauptet
allen voran, dass die Turnhalle, in der es zudem zu einem Austausch zwischen
den einheimischen und den fremden Jugendlichen gekommen ist, „lediglich eine
vorübergehende Lösung sein wird.“ Und nicht zufällig wurde der ganze gestrige
Tag damit verbracht nach Alternativen zu suchen, „die Übersiedlung ist für
Morgen (heute) geplant. Bei der neuen Einrichtung handelt es sich entweder um
ein Feriendorf in der Stadt oder um ein ehemaliges Altersheim auf dem Land.“
Die Wertschätzung, welche eine Gruppe von englischen Parlamentariern im
vergangenen Sommer dem Zentrum Ahmed entgegengebracht hat bemerkend,
arbeitet die öffentliche Verwalterin an einer zufriedenstellenderen Aufnahme,
„Wir haben Bekanntmachungen veröffentlicht, um Abkommen mit akkreditierten
Einrichtungen abzuschließen, die es in Messina nicht gibt. Darüber hinaus haben
die Pflegezentren und die Familienorganisationen bereits mit der Planung und
der Ausbildung der Pflegefamilien begonnen. Es gibt bereits Interessierte. Wir
wollen eine wirkliche Integration schaffen und dazu gehört auch ein Abkommen mit
dem nationalen olympischen Komitee Italiens, damit diese Jugendlichen den San Filippo nützen dürfen. Es wäre ideal
sowohl über Erstaufnahme- als auch über Zweitaufnahmestrukturen zu verfügen, in
denen jene Minderjährigen, die keine Chance auf Familienzusammenführung haben,
bis zur Erreichung der Volljährigkeit begleiten werden“.
Fabio Bonasera
*Coni – Comitato olimpico nazionale italiano
*Asp –
Azienda sanitaria provinciale
Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner