Fall Diciotti: Borderline Sicilia und Antirassistisches Netzwerk Catania reichen Beschwerde bei Staatsanwaltschaft in Catania ein
24. August 2018 – Heute haben Borderline Sicilia Onlus und die Rete Antirazzista Catanese (Antirasstisisches Netzwerk Catania), unterstützt von den Rechtsanwält*innen Paola Ottaviano und Nello Papandrea, eine Beschwerde im Fall des Küstenwachschiffes Diciotti bei der Staatsanwaltschaft des Gerichts von Catania eingereicht. An Bord der Diciotti befinden sich seit neun Tagen 150 auf See gerettete Migrant*innen.
Zu den möglichen Straftaten gehören neben der Entführung und Amtsmissbrauch auch die der Folter. Die Vorsitzenden der beiden Vereine verurteilen, dass der lange Aufenthalt an Bord eines Schiffes, das zur Aufnahme einer großen Zahl von Menschen ungeeignet ist, als ein völlig ungerechtfertigter Akt der Grausamkeit eingestuft werden kann und dazu geführt hat, das Leiden der Schiffbrüchigen zu verlängern und noch zu verschlimmern. Zudem leiden die Betroffenen unter schlechten psychophysischen Bedingungen, einem ernsten Zustand der Unterernährung, Krätze und einige von ihnen zeigen deutlichen Anzeichen von der in der Haft in Libyen erlittenen Folter.
Die völkerrechtlichen Regeln verpflichten die Retter Migrant*innen so schnell wie möglich an einen sicheren Ort zu bringen. Im Falle der Diciotti wurde diese Frist unrechtmäßig verlängert, nur um Verhandlungen mit anderen europäischen Staaten in erpresserischer Weise zu befördern: die Menschen werden als Geiseln gehalten, die Wahrnehmung ihrer Grundrechte und der Zugang zu der von ihnen benötigten medizinischen Versorgung wird ihnen verweigert.
Beide Vereine fordern sofortige gerichtliche Maßnahmen, um dem Leid der 150 illegal an Bord der Diciotti festgehaltenen Migrant*innen ein Ende zu setzen, die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen und die Verantwortlichen für diese abscheulichen Verbrechen ausfindig zu machen.
Aus dem Italienischen übersetzt von Judith Gleitze