Messina und Catania: von den jüngsten Rettungsaktionen auf See und libyschen Folterungen
Am 24. April gegen 8.00 Uhr morgens ist im Hafen von Messina die Sea-Watch 3 eingelaufen.
An Bord des Schiffes der niederländischen NGO befanden sich 94 Migrant*innen, davon 74 Eritreer*innen. Der Großteil der 20 anderen Personen stammt aus dem östlichen Teil Subsahara Afrikas. Unter den Geflüchteten waren 16 Frauen, zwei Neugeborene und elf unbegleitete Minderjährige.
Laut dem Sprecher der Sea Watch, war diese Reise für viele der geretteten Migrant*innen nicht der erste Versuch das Mittelmeer zu überqueren. Mehr als einmal wurden sie von den Libyern zurückgeholt und in libysche Gefängnisse gesteckt. So sind viele von ihnen monatelang in Libyen geblieben, einige sogar über mehrere Jahre. Laut den Aussagen der geretteten Migrant*innen, wurden sie im Gefängnis der Stadt Beni Walid festgehalten und dort gefoltert und vergewaltigt.
Gleich nachdem die Geflüchteten das Schiff verlassen haben, wurden sie von einer stürmischen Gruppe von Mitarbeiter*innen des Roten Kreuz umzingelt. Die medizinischen Kontrollen wurden von der Finanzwache, der Polizei und der Küstenwache aus einigen Metern Entfernung überwacht.
Anschließend wurden die Personen schnell in einen großen weißen Bus gesteckt. Dieser hat den Hafen gegen 12.30 Uhr verlassen und wurde von einem Fahrzeug der Finanzwache eskortiert. Nur zwei der Geflüchteten, ein Mann und eine Frau, die trotz allem strahlend lächelten, wurden ohne großes Aufsehen in einen Krankenwagen gebracht.
Diese Rettungsaktion, die an der Mole Norimberga im Hafen von Messina ohne große Zwischenfälle abgeschlossen werden konnte, hatte mit der Meldung des MRCC Rom begonnen. Die Leitstelle meldete der Crew der Sea Watch 3 ein in Seenot geratenes Schlauchboot. Das Boot befand sich rund 120 Kilometer vor der libyschen Küste, seine genaue Position im Mittelmeer war allerdings nicht bekannt. Kurz nach dieser ersten Meldung soll das MRCC erneut einen Funkspruch an das Schiff der NGO gesendet haben, mit der Nachricht, dass die Verantwortung für die Rettungsaktion der libyschen Küstenwache übergeben wurde. Dies hätte für die einhundert Personen an Bord eine Rückkehr nach Libyen, an die Schauplätze von Gewalt und Folter, bedeutet (wie es auch die jüngst angekommenen Geflüchteten beschrieben hatten).
Am 24. April sprangen die in Seenot geratenen Migrant*innen von Bord ihres Schlauchbootes, nachdem sie die libysche Küstenwache gesehen hatten. Um nicht nach Libyen zurückgebracht zu werden, riskierten sie im Meer zu ertrinken. Doch sie wurden noch rechtzeitig von der Sea Watch 3 gerettet und in einen sicheren Hafen gebracht. Zur selben Zeit steuerte ein anderes Schiff den Hafen von Catania an. Im Hafen der sizilianischen Stadt, ging zwischen dem 24. und dem 25. April eine weitere Rettungsaktion zu Ende. Ein deutsches Schiff der europäischen Militärmission EUNAVFOR Med konnte 500 Migrant*innen retten. Über ihre Herkunft haben wir keine genaueren Informationen.
Vittoria Fiore
Borderline Sizilien
Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner