Bericht der Beobachtungsstelle für Migration 2021
Artikel vom 31. März 2022
„Sizilien vergisst nicht“.
Die Situation der Migrant*innen und Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen.
Seit 2011 führt der Verein ein von der Evangelischen Kirche im Rheinland unterstütztes und in Zusammenarbeit mit borderline-europe, Menschenrechte ohne Grenzen e.V. durchgeführtes Monitoring-Projekt zur Migration in Sizilien durch.
Mit diesem Projekt hat die Vereinigung eine Beobachtungsstelle für Migration in Sizilien eingerichtet, die es im Laufe der Jahre ermöglicht hat, die Ankünfte auf dem Seeweg, die (staatlichen und nichtstaatlichen) Haft- und Aufnahmezentren für Migrant*innen sowie die Praktiken der institutionellen und privaten Akteur*innen im Bereich der Einwanderung zu dokumentieren.
Borderline Sicilia hat eine flächendeckende Aktivität auf dem sizilianischen Territorium aufgebaut, die sich auf ein Netz von Freiwilligenorganisationen stützt. Diese befinden sich in den betreffenden Provinzen vor Ort, kommen aber auch vom Festland und anderen Ländern nach Sizilien.
Der Bericht über die Advocacy-, Sensibilisierungs- und Monitoringaktivitäten der Vereinigung im Jahr 2021 ist jetzt auf unserer Website verfügbar.
Wir haben unsere Aufmerksamkeit auf alte und neue Orte gerichtet, an denen nach wie vor schlechte Aufnahme und Entrechtung praktiziert werden. Dafür werden die Hotspots von Lampedusa und Pozzallo sowie die so genannten „Covid-Zentren“, die für die Quarantäne von Migrant*innen, insbesondere Familien und Minderjährigen, eingerichtet wurden, unter die Lupe genommen. Auch das CPR* in Pian del Lago (Caltanissetta), das sich zunehmend als strategisches Zentrum für das Migrationsmanagement entwickelt, liegt in unserem Fokus.
Wir haben Informationen und Meldungen über die Quarantäneschiffe gesammelt. Dabei kritisieren wir wiederholt das System, das die Achtung der Grundrechte der inhaftierten Personen nicht gewährleistet. Und dabei ist es nicht einmal wirksam und effizient, was den Schutz und die Prävention vor Corona-Infektionen betrifft.
Wie jedes Jahr sind wir nach Cassibile (Syrakus) und Campobello di Mazara (Trapani) gefahren, um zu erfahren, was mit den Arbeiter*innen geschieht, die dort während der Kartoffel- und Olivenernte arbeiten. Dort haben wir verschiedene Geschichten über Wohnungsnot, Ausbeutung von Arbeitskräften und caporalato* verfolgt und waren in Campobello ohnmächtige Zeugen des Todes eines Saisonsarbeiters, der wie mehrere in den letzten Jahren beim Versuch, sich warm zu halten, Feuer fing.
Die Überwachung der Schiffsbrüche im Mittelmeer setzt die aktive Erinnerungsarbeit fort. Außerdem wurde dank eines Kommunikationskanales zwischen Tunesien und Sizilien die Unterstützung der Familien der Opfer gefördert.
Die Anklagen von 2021 betreffen auch jene Wirtschaft, die Gruppen finanziert, die mit der schlechten Aufnahme für Geflüchtete, mit der Errichtung von Mauern, mit dem Aufbau von Vorurteilen und mit dem Wettlauf zur Verteidigung der europäischen Grenzen Geschäfte machen.
Den vollständigen Bericht gibt es hier zu lesen: Bericht der Beobachtungsstelle 2021
*CPR: Centro di permanenza per il rimpatrio – Abschiebungshaft
*Caporalato: illegale Anwerbung von Landarbeiter*innen
Aus dem Italienischen übersetzt von Timea Campedelli