Newsletter Borderline Sicilia – DEZEMBER 2014
Inhalt
- Untersuchung “Mafia Capitale”: Das Megabusiness der Flüchtlingsaufnahme kommt ans Licht – von Mineo, Melilli und Catania über die ganze Insel
- Die Landungen gehen weiter: was erwartet jene, die überleben?
- Ein unbewegliches und undurchschaubares System: die Flüchtlingsaufnahme in Agrigento und Caltanisetta
- Laute Stimmen: Migranten demonstrieren in Piana degli Albanesi und Catania für ihre Rechte
- Neue territoriale Kommissionen: was ändert sich für die Migranten?
- Beobachtungspunkt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Aggression und Zerstörung in Avola und Messina
- Infos und Kontakte
Untersuchung “Mafia Capitale”: Das Megabusiness der Flüchtlingsaufnahme kommt ans Licht – Von Mineo, Melilli und Catania über die ganze Insel
In Rom bringt die Untersuchung “Mafia Capitale” die Verbindungen zwischen der Unterwelt mit dem Kopf Carminati, seiner rechten Hand Buzzi und Dottore Luca Odevaine zu Tage. Letzterer, ein Mitglied im nationalen Gremium für die Flüchtlingsaufnahme und Berater des CARA von Mineo, unterhielt ein eigentliches Verteilsystem für die Flüchtlingsverlegungen von Mineo zu den Kooperativen von Buzzi, damit betrieb er ein skandalöses Geschäft mit der Flüchtlingsunterbringung.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/il-sistema-odevaine-lombra-lunga-di.html
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/laffaire-odevaine-e-il-cara-di-mineo.html#more
Bereits 2011 ist dieses Vorgehen bei der Eröffnung des Aufnahmezentrums in Mineo von Aktivisten aus Sizilien angeprangert worden. Heute kommt ans Licht, dass Politiker, Konsortien, Kooperativen und Privatleute unter sich Geld und Macht aufteilen und das auf Kosten der Migranten.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/il-cara-di-mineo-e-mafia-capitale.html
Aber jetzt, mehr als je zuvor muss sich die Aufmerksamkeit auf die Leidtragenden dieser Situation richten: die zu Tausenden nach Mineo verschobenen und bis heute dort lebenden Migranten, denen gesetzlich vorgeschriebene Rechte nicht gewährt werden.
http://139.59.164.81/2014/12/12/hauptstadtmafia-mineo-vorderster-fron/
http://139.59.164.81/2014/12/10/mafiacapitale-und-cara-von-mineo-wann/
Borderline Sicilia und ASGI (Associazione per gli Studi Giuridici dell’ Immigrazione – Vereinigung juristischer Studien zur Immigration) klagen in einem Communiqué die Unrechtmässigkeit (innerhalb des Aufnahmezentrums) von Verfahren an, die die Emigranten durchlaufen müssen. Sie verlangen Aufklärung der Geschehnisse, damit die Thematik der Menschenrechte im Aufruhr um den Skandal “Mafia Capitale” nicht verschwiegen werden.
http://139.59.164.81/2014/12/16/illegalitat-und-mangelnde-transparenz/
Die Anlandungen gehen weiter: Was erwartet jene, die überleben?
Mit der Beendigung der Mission “Mare Nostrum” haben die Landungen von Flüchtlingsbooten in den sizilianischen Häfen von Pozzallo, Augusta, Porto Empedocle, Catania und Messina nicht aufgehört. Aber was jetzt geschieht ist folgendes: Einerseits werden viele Flüchtlinge weiterhin gerettet, andererseits sterben jene, die zu spät entdeckt werden auf See weil die italienische Marine ihre Rettungstätigkeit verringert hat. Grauenvolle Vorkommnisse, für die sich die Medien nicht mehr interessieren und zudem scheint sich auch im Aufnahmesystem nichts zu verbessern. http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/colpe-e-lati-bui-del-sistema.html
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/soccorsi-nel-canale-di-sicilia-400.html
Per Ende Jahr laufen viele Verträge für die Verwaltung der Empfangszentren aus. Im komplizierten Geflecht von Fristenablauf und Überschuldung scheinen die Bedürfnisse der Migranten am wenigsten Beachtung zu finden. Der Fall Pozzallo und Messina: http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/migranti-gli-appalti-le-ditte-le.html
zum “Tag der globalen Aktion für die Rechte der Flüchtlinge, Migranten und Vertriebenen” gelingt es einigen Mitgliedern der “Rete Antirazzista” (antirassistisches Netzwerk) in das Aufnahmezentrum PalaNebiolo einzudringen und dort ein Spruchband zu entfalten, das ein menschenwürdigeres Aufnahmesystem fordert.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/uno-striscione-al-palanebiolo-attivisti.html
In den zahlreichen verschiedenen Aufnahmezentren in diesem Gebiet müssen die Migranten während ihrer langen Wartezeit auf einen Behördenentscheid neue Strategien für ihre Zukunft entwickeln, um nicht zu verzweifeln und die Hoffnung nicht zu verlieren.
http://139.59.164.81/2014/12/28/von-der-zukunft-traumen-wahrend-der/
Ein unbewegliches und undurchschaubares System: Die Flüchtlingsaufnahme in Agrigento und Caltanissetta
In Agrigento, erscheint der Umgang mit dem Phänomen “Migration” immer noch allzu oft wie improvisiert. Das Durcheinander ist ab der Landung in Porto Empedocle sichtbar und setzt sich fort bei der Zuteilung der Migranten in die Aufnahmezentren, wo oft das Notwendigste (wie die medizinische Versorgung) für die Erstaufnahme fehlt. Das Schweigen der zuständigen Behörden geht Hand in Hand mit der Untätigkeit der Präfektur bei der Bestimmung der zukünftigen Betreiber der Zentren und die Kontrolle der schon bestehenden, und das kurz vor der Wiedereröffnung des Aufnahmezentrums auf Lampedusa.
http://139.59.164.81/2014/12/05/agrigent-eine-mauer-des-schweigens/
Im Monat September besuchte Borderline Sicilia zusammen mit einigen Mitgliedern des Netzwerks LasciateCIEntrare (“Lasst uns hinein”) die beiden Aufnahmezentren in Pian del Lago. Im Oktober hatten die Aufnahmezentren zudem Besuch von einer europäischen Delegation. Auch nach Monaten werden die Standards für die Flüchtlingsaufnahme nicht erfüllt.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/visite-di-delegazioni-della-societa.html
Die Besuche der Parlamentarier waren hingegen der Anlass, noch das letzte Zeltcamp der Flüchtlinge neben dem Empfangszentrum Pian del Lago zu entfernen, und das ohne Vorankündigung. Der einzige Effekt dieser Aktion war, die Unzulänglichkeit und Fehler des Systems noch weniger sichtbar zu machen und neue Bedingungen der Ausbeutung und Marginalisierung zu schaffen.
http://139.59.164.81/2014/12/30/die-entwicklung-des-lagers-um-pian-de/
Auch in Montedoro, einem kleinen Ort in der Provinz Caltanissetta, und Ort mit zwei Aufnahmezentren sind die Bedingungen nicht befriedigend. Schwierigkeiten von Migranten und Betreibern der Zentren sich mit den Vorgaben und zweifelhaften Praktiken der Präfektur auseinanderzusetzen werden festgestellt.
http://139.59.164.81/2014/12/01/caltanissetta-besuch-bei-einer-der/
Das macht die Betreibung der Zentren noch schwieriger, weil die gesetzlichen Grundlagen fehlen für Zentren mit familiär strukturierter Leitung.
http://139.59.164.81/2014/12/01/das-auerordentliche-aufnahme-zentru/
Glücklicherweise gibt es aber auch andere Beispiele: in der Provinz Caltanissetta gibt es im Flüchtlingswesen Tätige, die sich seit Jahren von der “Logik des Notstandes” distanzieren. Die Betreiber des Aufnahmezentrums “I Girasoli” in Mazzarino handeln nach den Grundsätzen der Integration – sie fördern den Einsatz der Fähigkeiten der Emigranten, sie eröffnen ihnen Möglickeiten und stellen know how zu deren Orientierung und deren zukünftigem selbstbestimmten Leben zur Verfügung.
http://139.59.164.81/2014/12/24/schutz-und-sicherheit-fur-aus-wusten/
Laute Stimmen: Migranten demonstrieren in Piana degli Albanesi und Catania für ihre Rechte
Die Asylbewerber des Zentrums San Giorgio im kleinen Ort Piana degli Albanesi verweigern die Nahrung als Zeichen des Protestes gegen ihre seit Monaten andauernden Lebens-bedingungen. In diesem Ort ist Integration sehr schwierig und die Wartezeiten sind unabsehbar lang. Unter dem Vorwand des Notstandes schieben sich die Behörden die Verantwortung dafür gegenseitig zu.
http://139.59.164.81/2014/12/05/in-piana-degli-albanesi-stimmt-was-nic/
In Catania erhebt eine Gruppe unbegleiteter Jugendlicher aus dem Zentrum La Madonnina di Mascalucia ihre Stimme: Sie sind zu Fuss in die Stadt gelaufen, haben am Tor der Präfektur geklopft und dort eine Nacht lang in der Kälte gewartet. Sie beklagten damit den Mangel an Kleidern, die Unmöglichkeit des Schulbesuchs, des Lernens der italienischen Sprache und auch die Unmöglichkeit zu telefonieren.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2014/12/notte-in-strada-per-12-minori-stranieri.html
Neue territoriale Kommissionen: Was ändert sich für die Migranten?
In Kürze werden die neuen territorialen Kommissionen ihre Arbeit aufnehmen. Ihre Zahl wurde von 10 auf 20 erhöht, was bedeutet, dass mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen werden. Heute erleben wir oft unseriöse Anhörungen und eine ständige Zunahme der behördlichen Bestimmungen und wir fragen uns mit Sorge, wieweit die Rechte der Asylbewerber in allen Phasen ihres Verfahrens eingehalten werden.
http://139.59.164.81/2014/12/31/mehr-geld-mehr-kommissionen-mehr/
Beobachtungspunkt Rassismus und Fremdenfreindlichkeit: Aggresion und Zerstörung in Avola und Messina
In einem Klima allgemeiner Unverträglichkeit nehmen die Zeichen der Intolleranz gegen Migranten zu, und können auch in offenen Rassismus ausarten. In Avola bei Syrakus werfen einige Jugendliche Gegenstände und rufen Beschimpfungen gegen das Aufnahmezentrum – und das während zwei Tagen. Ein besorgniserregendes Zeichen dafür, dass das chaotische sogenannte Aufnahmesystem das erste Hindernis ist für eine Integration.
http://siciliamigrants.blogspot.it/2014/12/rassistische-uberfalle-in-avola-und.html
In Messina wird der Sitz des Freundeskreises “Thomas Sankara” (für die Verteidigung der Menschenrechte, für Integration und das gegenseitige Kennenlernen der Menschen aus Messina und der Migranten) geplündert und verwüstet.
http://139.59.164.81/2014/12/10/erneute-zerstorung-des-sitzes-des/
Infos und Kontakte
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