Bericht aus Lampedusa

Sowohl Ostersonntag als auch Ostermontag herrscht Schirokko mit viel Wind und grober See, so dass es keine Anlandungen gibt. Auf der Insel befinden sich 25 MigrantInnen, die alle aus Tunesien kamen. Sie sind im Lager Contrada Imbriacola untergebracht und ungefähr drei von ihnen haben einen Antrag auf Schutz gestellt. Unter den MigrantInnen befinden sich auch drei Minderjährige. Außerdem ist eine Tunesierin, Mutter eines 27-Jährigen, noch hier, welche ihren Sohn Samstag im Büro einer der am Projekt PRAESIDIUM (Zusammenschluss von UNHCR, IOM, Save the Children und dem italienischen Roten Kreuz = Beratung, Aufklärung) beteiligten Organisationen gesehen hat. Ich habe einen Krankenpfleger kennen gelernt, den »Sisifo Catania« (Sisifo/Blu Coop betreiben das Aufnahmelager auf Lampedusa) als Aushilfe eingestellt hatte und der während der Karwoche in der Einrichtung auf dem ehemaligen LORAN-Stützpunkt der Nato arbeitete. An den ersten drei Wochentagen befanden sich 530 Personen in dem Zentrum; gemeinsam mit dem Arzt betreute der Pfleger diese »Gäste«. Er berichtet mir, der Gesundheitszustand der MigrantInnen sei gut gewesen und man habe kein Register über feststellbare Krankheiten angelegt. Die großen Zimmer sind mit Betten mit Matratzen ausgestattet, die MigrantInnen können sich im Zentrum frei bewegen, es gibt keine Absperrungen oder Gitter. »Lampedusa accoglienza« sorgt für Kleidung, Toilettenartikel und drei Mahlzeiten täglich. Der Krankenpfleger blieb dann von Mittwoch bis heute weiter in dem – nunmehr allerdings menschenleeren – Zentrum. Weiter berichtet der Pfleger, eine seiner Kolleginnen (eine Sozialarbeiterin in Salina Grande) sei gestern gemeinsam mit anderen Pflegern aus dem ersten Stock gesprungen, um einer zwischen Tunesiern im Zentrum ausgebrochenen Schlägerei aus dem Weg zu gehen.

Laura Verducci, Antirassistisches Forum Palermo