Bericht aus Lampedusa
Die Situation auf Lampedusa ist unverändert, es gibt keine Neuigkeiten, auch keine Ankündigungen von Anlandungen seitens der Küstenwache. Ich konnte allerdings nicht untätig bleiben, habe den Arzt aus dem Aufnahmelager Imbriacola nochmal kontaktiert und wir haben es geschafft, uns zu treffen.
Der Arzt erzählt mir außer der bloßen Zahlenangabe, wie viele im Lager sind, dass die Situation momentan sehr entspannt ist. Ich frage ihn, wie die Gesundheitszustände der Migranten sind und seine Antwort ist sehr positiv – trotz der starken Präsenz von Frauen und Kindern, die im Allgemeinen anfälliger für Krankheiten sind. Auch die psychische Situation der Flüchtlinge sei vergleichsweise gut. Dieser Arzt, der seit dem 12.Mai im Dienst ist (und anonym bleiben möchte), sagt, die größten Schwierigkeiten gab es am 13.Mai, also an dem Tag, an dem viele Boote ankamen. Sie sahen sich einem Berg von nicht endender Arbeit gegenüber, nicht nur aufgrund der hohen Frequenz mit der die Migranten ankamen, sondern auch weil es im Lager so überfüllt war und sie unter extrem beengten Bedingungen arbeiten mussten. Er sagte mir außerdem, dass die Besuche der Migranten bei den Ärzten immer unter der Aufsicht von Sicherheitskräften stattfinden und dass diese Überwachung hauptsächlich von Soldaten durchgeführt wird. Es sei aus diesem Grund schon vorgekommen, dass die Patienten sich nicht entspannen und offen mit den Ärzten sprechen können. Ich frage ihn, ob bei den Arztbesuchen durch Frauen auch die männlichen Soldaten anwesend sind und er antwortet, dass hier mit großem Respekt vorgegangen wird und bei medizinischen Untersuchungen von Frauen immer weibliche Soldaten anwesend sind (immerhin dies…).
Francesco Ciski Sargentini, BSA