Bericht aus dem Lager Milo
Im Februar haben wir gemeinsam mit borderline-europe ein Monitoring-Projekt in Trapani begonnen. Einige Migranten mit denen wir seitdem in Kontakt stehen, riefen uns an, um uns zu erzählen, dass am Freitag, den 16. März im CIE von Milo (Identifikations- und Abschiebezentrum) eine Revolte und ein Ausbruchsversuch stattgefunden haben, der von der Polizei mitleidslos unterdrückt wurde.
Die Situation war seit einigen Tagen angespannt, aber der Grund der Revolte soll die Angst vor bevorstehenden Rückführung in die Heimat gewesen sein, und, soviel wir den Zeugenaussagen entnehmen konnten, auch die aktuellen Nachrichten, die über die Landungen von Booten und über die jüngsten Toten auf dem Meer eingetroffen sind. Die Migranten hatten versucht zu fliehen, aber die Polizei hat sie brutal zurückgedrängt, indem sie sie mit kochendem Wasser aus Wasserwerfern attackiert hat. Nach dem zu urteilen, was uns einige ihrer Freunde gesagt haben, sind sechs Jugendliche in die Krankenabteilung des CIE eingeliefert worden; unter den jungen Leuten, die in Milo verletzt zurückblieben, ist ein Asylbewerber, der einen negativen Asylbescheid erhalten hat; er befand sich in Milo, weil er im CARA von Salinagrande (Erstaufnahmezentrum für Asylsuchenden in der Region Trapani) aufgefunden wurde ohne einen gültigen Ausweis des CARA zu besitzen; er hatte das Recht auf eine Aufnahme verloren, da er sich für längere Zeit vom CARA entfernt hatte, aber auf der Suche nach trinkbarem Wasser und Essen wieder versuchte hineinzuklettern.
Die Zeugenaussagen, die wir in diesen Tagen über das CIE von Milo gesammelt haben, sind grauenhaft, und leider scheint die Existenz der Lager auf unserer Insel ein Phänomen zu sein, an das wir uns fast gewöhnt haben. Wir versuchen daher erneut eine Kampagne gegen die CIE und die CARA auf die Beine zu stellen, für die Öffnung der Grenzen und für die Rechte auf Reisefreiheit, auf politisches Asyl und humanitären Schutz, bevor der Frühling von neuem das Meer mit Leichen füllt.
Antirassismus-Komitee cobas (http://www.cobas.it/)
(aus dem Italienischen von Rainer Grüber)