Die zweideutige Lage des PalaNebiolo: zwischen Transit- und außerordentlichem Aufnahmezentrum
Trotz der ständigen Erklärungen einer bevorstehenden Schließung sind die Mitarbeiter im PalaNebiolo wieder zur Vollzeitbeschäftigung zurückgekehrt. Die Turnhalle des Sportplatzes wurde nach der Ankunft der 360 Migranten, die von einem Handelsschiff gerettet und direkt in den Hafen von Messina gebracht wurden, wieder geöffnet, um den Notstand zu bewältigen. Das „Zentrum“ war seit einigen Monaten geschlossen, da es für die Beherbergung von Personen ungeeignet ist. Zwar sprachen die Behörden diesmal von einem provisorischem Aufenthalt, trotzdem befinden sich alle Asylantragssteller, welche am vergangenen 10. April in Sizilien ankamen, immer noch dort. Besser gesagt fast alle, denn 130 Migranten haben sich kurz nach ihrer Ankunft wieder vom Zentrum entfernt.
Einige andere befinden sich hingegen noch immer im Krankenhaus. Sie wurden aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes, in dem sie sich nach ihrer Ankunft befanden, ins Krankenhaus gebracht, wo sie noch immer behandelt werden. Die 17 noch minderjährigen Migranten wurden in angemessene, für sie vorgesehene Aufnahmezentren übersiedelt.
170 Asylantragssteller, die bereits einige Wochen in der Zeltstadt im PalaNebiolo verbrachten, wurden endlich in anderen Aufnahmezentren Italiens untergebracht.
Diese Zahlen könnten auf eine Reduzierung der Beschäftigung im PalaNebiolo schließen lassen, wenn nicht, so wie es scheint gestern, weitere 100 Personen, die in einem anderen Hafen Siziliens angekommen waren, in der Turnhalle sowie in der Zeltstadt untergebracht worden wären. Dies lässt darauf schließen, dass Migranten, die in anderen Häfen der Insel an Land gehen, ins PalaNebiolo gebracht werden, welches theoretisch nur als Transit-Zentrum genutzt werden kann. Auf diese Art und Weise jedoch funktioniert es wie ein außerordentliches Aufnahme-Zentrum.
Da neue Aufnahmestrukturen gebraucht werden hat die Präfektur von Messina in der Zwischenzeit eine kurzfristige Ausschreibung veröffentlicht, die am 18. April endet. Nachdem erneut zahlreiche Flüchtlinge im Hafen von Messina ankamen, ist es nötig so schnell wie möglich geeignete Strukturen zur Aufnahme der Fremden, welche um internationalen Schutz ansuchen, zu finden. Öffentliche Körperschaften sowie private Unternehmen im Sozialbereich sind durch die Umfrage aufgefordert sich zu melden, sollten sie über eine geeignete Struktur verfügen, um Migranten so lange aufzunehmen bis sie in staatliche Strukturen oder in die Schutzprogramm-Zentren für Asylantragssteller und Flüchtlinge (SPRAR) überführt werden können.
Wie lange die Migranten im PalaNebiolo noch auf ihre Verlegung in ein anderes Zentrum warten, hängt also vom Resultat der Ausschreibung ab. Sollte vor Ort keine geeignete Struktur gefunden werden, würden die Bewohner des PalaNebiolo in anderen Zentren Italiens untergebracht werden müssen.
Auch wenn der Bürgermeister von Messina die Unangemessenheit der Struktur PalaNebiolo bekräftigt, gilt sie immer noch als Bezugspunkt für die Aufnahme von Flüchtlingen. Der Vorschlag des Bürgermeisters, ein Aufnahme-Zentrum in der ehemaligen Kaserne Bisconte zu eröffnen, klingt ebenfalls wenig verlockend, denn auch dort könnte keine angemessene Aufnahme mit dem Recht auf Selbstbestimmung und Integration garantiert werden.
Giovanna Vaccaro
Redaktion Borderline Sicilia
Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner