Ein Samstag in Porto Empedocle

Der gesamte Samstag, 31.Mai, zeichnete sich durch
drei hintereinander folgende Anlandungen aus. Der Tag hat mit dem Mare Nostrum Flottenschiff
“EURO” begonnen, das ca. 530 Migranten davon vorwiegend Eritreer, Syrier sowie
Palästinenser, an den Hafen von Porto
Empedocle verbracht hat.

Eine unendlich lange Prozedur, die um 14 Uhr
begonnen hat und bei der die Migranten durch die mittlerweile berühmten
Seilnetzstruktur des Hafens durchgeschleust wurden, die immer noch nicht in
Betrieb ist.

Da die Situation in den Einrichtungen Siziliens
kollabiert, hat der Innenminister beschlossen, die Migranten am gleichen
Tag noch in andere Unterkünfte zu verbringen. In der Tat ist die Odyssee für
die erste Gruppe der in Porto Empedocle angekommenen Migranten nur um 23 Uhr
geendet, weil sie zum Militärflughafen von Sigonella und zu dem Zivilflughafen
von Catania verbracht wurden, um nach Crotone und Verona zu gelangen.

Das Schicksal dieser Migranten, die nicht einmal
voridentifiziert wurden, ist noch unklar (Es besteht keine Klarheit, ob dies an
der Organisationsunfähigkeit liegt oder ein Staatsgeheimnis aus uns unbekanntem
Gründen geheim gehalten wird). Zu dieser ersten Gruppe zählten auch zahlreiche
Kinder, ca. 40, und mehr als 120 Frauen.

Es folgte am gleichen Tag die Anlandung von ca. 310
Migranten mit dem Küstenwacheschiff „Peluso“. Sie hatten ein anderes
Schicksal. Sie waren nicht von der Luftbrücke betroffen, sondern von der
Verbringung nach Siculiana in die Einrichtung von Villa Sikania, die als
Verteilzentrum fungiert. Es handelt sich um eine abgeschottete Einrichtung, in
der die Migranten nach einigen Tagen in andere Provinzen oder Regionen
verbracht werden oder von der sie sich, wenn der Aufenthalt länger dauert, entfernen
(so die Präfektur, d.h. dass sie frei hinausgehen können, während wir Italiener
nicht frei sind, hineinzugehen …. da scheint etwas nicht zu stimmen!) in stiller Übereinkunft mit dem Betreiber und
dem für das Migrationsgeschäft zuständige Ministerium.

Der Samstag in Porto Empedocle endete mit dem
Transport auf der Fähre European-Voyager von ca. 260 Migranten (12 Kinder und 3
schwangeren Frauen), die am Morgen auf die Insel Lampedusa verbracht wurden. Da
es in Lampedusa keine Einrichtungen gibt, die für die Aufnahme bestimmt sind,
sind die Migranten den ganzen Tag am Hafen Favaloro zurückgelassen worden
(mittlerweile berühmt für die lange Reihe an Särgen des 3. Oktobers). Zum Glück
haben die Lampedusaner, mit dem Pfarrer vorangehend, nicht die Möglichkeit
versäumt, ein wenig Solidarität zu manifestieren, indem sie den Migranten
Essen, Getränke und trockene Kleidung gegeben haben. Wo der Staat säumig ist,
gibt es wahre Menschen, die ein „Stück Herz“ teilen.

Außerdem sind in Lampedusa 2 schwere Fälle sowie
eine im 9. Monat schwangere Frau mit Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert
worden, während das Schicksal von 19 Migranten, die mit einem kleinen
Holzschiff in Lampedusa angekommen sind (von marokkanischer und algerischer
Nationalität), unbekannt ist.

Der Samstag in Porto Empedocle endete spät nachts
und hat 1100 Personen am Hafen ankommen sehen, die einen Traum haben, ein
Vorhaben, das sie verwirklichen möchten, obwohl Europa auch Träume und
Hoffnungen zerstören möchte. Aber Träume und Hoffnungen kann man nicht
verhaften!

Alberto Biondo

Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Thanh Lan
Nguyen-Gatti