Libyen: Ein Bericht über die Vorfälle innerhalb der Gefängnisse, in denen Migrant*innen festgehalten werden

Asgi.it – Das Urteil des Mailänder Schwurgerichts wurde am 10. Oktober 2017 verkündet. Es hat einen Somalier zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er wurde schuldig gesprochen, weil er Anfang des Jahres 2016 in einem Lager für Migrant*innen in Libyen sehr gravierende Gewaltakte ausgeübt haben soll (vgl. Pressemitteilung vom 10. Oktober).

 

 

 

Das Lesen der Zeugenaussagen der im Prozess befragten zu Schaden gekommenen Parteien ist eine Qual. Im Lager, in dem die Migrant*innen

eingesperrt waren und als dessen Betreiber sich der Angeklagte herausgestellt hat, waren Hunderte von Menschen jeden Alters tagtäglich Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt. Morde wurden als Einschüchterungsmethoden eingesetzt oder aus reinem bösen Willen durchgeführt. Die Opfer lebten in einem Klima absoluter, verzweifelter Ergebung und die Täter fühlten sich unantastbar.

Es ist jedoch wichtig, dass mensch sich die Zeit nimmt, um wenigstens einige Seiten des Urteils zu lesen und sich des absoluten Horrors bewusst zu werden, den Hunderte von Menschen in den libyschen Gefängnissen in diesen Jahren erleben und erdulden müssen. Zum ersten Mal hat heute ein italienischer Richter diesen Horror erkannt.

Die Diskussion über die Einschränkung der Migrationsströme darf diese Tatsache nicht außer Acht lassen: Wenn die Politik die Ankünfte der Migrant*innen in Italien mit jedem Mittel zu verhindern versucht, zwingt sie gleichzeitig diese Menschen dazu, in Libyen zu verharren, in eben diesen Zentren, die wir offiziell als Orte der Folter und des Todes anerkennen.

Niemand kann jetzt noch behaupten nichts davon gewusst zu haben.

 

*ASGI – Associazione Studi Giuridici sull’Immigrazione – Vereinigung der Juristischen Wissenschaftler*innen, die sich mit Immigration beschäftigen

 

Aus dem Italienischen von Antonella Monteggia übersetzt