Newsletter SICILIAMIGRANTS – Oktober 2017
/in Newsletter /von Borderline Sicilia- Defizitäre italienische Politik: Unterdrückung und Ausbeutung in der Saisonarbeit
- Neue CAS* liegen immer isolierter
- Sicherheitspolitische Maßnahmen gefährden den Schutz der Migrant*innen
- Institutionelle Diskriminierung in der Ausübung der Rechte und im Zugang zu den Diensten
- News: Die EU bestätigt die Entstehung des Hotspots Messina; MEDU* präsentiert die Online-Karte mit den Routen der Migrant*innen
- Veranstaltungen: Projekt OpenEurope – Fortbildungsreihe für Beschäftigte im Aufnahmesektor in Messina und Syrakus
- Info und Kontakte
DEFIZITÄRE ITALIENISCHE POLITIK: UNTERDRÜCKUNG UND AUSBEUTUNG IN DER SAISONARBEIT
In Westsizilien sind während der Olivenernte viele Menschen in der Hoffnung auf Arbeit aus ganz Italien angekommen. Die Ergebnisse sind fast nie die ersehnten: Zu Vielen wohnen sie in spontanen und informellen Feldlagern wie dem von Erbe Bianche (TP). Auch aufgrund ihres rechtlichen Status ist es leicht, sie auszubeuten, und oft treten sie in Wettbewerb mit den Bewohner*innen der benachbarten Zentren, die sich mit niedrigeren Löhnen zufrieden geben können, da sie im Zentrum untergebracht und verpflegt werden. Ein generelles Klima der Unzufriedenheit, das leicht Raum findet in einem Zusammenhang, in dem es keinen Schutz der Rechte der Arbeiter*innen gibt.
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-schwierigkeiten-der-aufnahme-in-der.html
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/alcamo-und-campobello-di-mazara-kein.html
NEUE CAS* LIEGEN IMMER ISOLIERTER
In sizilianischen Randzonen entstehen neue Zentren der außerordentlichen Aufnahme, weit weg von bewohnten Ortschaften, wie etwa die CAS*, die in den Madonien* eröffnet wurden. Dort werden die Migrant*innen absichtlich aus dem sozialen Netz ausgegrenzt, wodurch eine physische und psychische Isolation der Gäste der Einrichtungen verursacht wird. Ein Faktor, der zu den Verzögerungen der Bürokratie und dem Fehlen von professionellen Teams hinzukommt und viele junge Leute dazu bringt, die Zentren zu verlassen. Dort bekommen sie zwar materielle Unterstützung, sind aber oft wenig geschützt. Eine schlechter Betrieb, der eine Bevölkerung von „Unsichtbaren“ hervorbringt, die auf den Straßen lebt und zur Beute von Schleppern oder der Ausbeutung bei der Arbeit wird.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/sempre-piu-soli-e-isolati.html
SICHERHEITSPOLITISCHE MASSNAHMEN, DIE DEN SCHUTZ DER MIGRANT*INNEN GEFÄHRDEN
Die Anwendung von politischen Maßnahmen, um der Immigration in Hinblick auf die Sicherheit zu begegnen, schlagen sich zunächst in den Rechten der Migrant*innen nieder, indem sie ihren Schutz nicht garantieren und ihre Schutzbedürftigkeit verstärken. Lösungsansätze für die Verwaltung und die Kontrolle der Migrationsströme sind der Abreisestopp und der Anstieg der Abschiebungen. Sie verursachen mehr Tote angesichts verminderter Ankunftszahlen. Dagegen finden die „Unsichtbaren“ (aus dem Kreislauf der Aufnahme Ausgestiegene, Abgeschobene und Ausgewiesene) Unterstützung nur vonseiten der Organisationen (NGO, Freiwillige, Kirchen), die mühsam auf diesem Gebiet arbeiten. So entwickelt sich eine Dynamik der Vernachlässigung, die sich wieder in Palermo am 13. Oktober anlässlich der Anlandung des Schiffes SOS Mediterranee, dem „Schiff der Kinder“ gezeigt hat. Diese europäische Politik ignoriert, dass eine gebührenden Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen und der Zerbrechlichkeit der in unserem Land anwesenden Migrant*innen notwendig ist, auch als eine wirkliche Antwort auf die Erfordernisse der Sicherheit.
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/das-chaos-regiert-wahrend-die.html
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/niemand-soll-es-wissen.html
INSTITUTIONELLE DISKRIMINIERUNG IN DER AUSÜBUNG DER RECHT UND IM ZUGANG ZU DEN DIENSTEN
Der Schalter für Immigrationsfragen in Caltanissetta klagt über Verzögerungen in der Bürokratie bei der Erneuerung der Aufenthaltserlaubnisse, die in einigen Fällen eine Form der Diskriminierung zwischen Italiener*innen und Ausländer*innen darstellt. Auch wenn es nach dem italienischen Gesetz beim Verzug der Wartezeit auf die Erneuerung des Aufenthaltstitels möglich ist, weiterhin die eigenen Rechte auszuüben, ist der Zugang zu den Diensten in der Praxis vieler Ämter doch nicht immer garantiert: Die Einschreibung in den nationalen Gesundheitsdienst, die Registrierung eines Arbeits- oder Mietvertrags. Was in Caltanissetta beklagt wird, wirft ein Licht auf die unzähligen Fäälevon Ausgrenzung, die in der Provinz Sizilien zum Schaden der Migrant*innen geschehen.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/comunicato-stampa-dello-sportello_30.html
NEWS: DIE EU BESTÄTIGT DIE ENTSTEHUNG DES HOTSPOTS MESSINA; MEDU PRÄSENTIERT DIE ONLINE-KARTE MIT DEN ROUTEN DER MIGRANT*INNEN
Nach Monaten des Schweigens der Institutionen wurde auf der Seite der EU-Agentur für Grundrechte die Einrichtung eines neuen Hotspots in den neuen Räumlichkeiten der ehemaligen Kaserne Gasparro di Bisconte (ME) bestätigt. Die Einrichtung geschieht in Übereinstimmung mit den Zielen des Immigrationsplans Gentiloni-Minniti.
http://siciliamigranti.blogspot.de/2017/10/lunione-europea-conferma-la-nascita_23.html
ESODI/EXODI* ist die interaktive Karte zu den Migrationsrouten aus den Subsaharischen Ländern nach Europa. Die Karte wurde von Ärzten für Menschenrechte erstellt, mit 2000, im Laufe von vier Jahren gesammelten Zeugenschaften. Dies ist ein zusätzliches Mittel, um die Reise der Migrant*innen zu erzählen und Situation hervorzuheben, die wegen der Gewalttaten und Übergriffe, die in Libyen stattfinden, immer kritischer wird.
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-routen-der-migrantinnen-online.html
http://esodi.mediciperidirittiumani.org/en/
VERANSTALTUNGEN: PROJEKT OPENEUROPE – FORTBILDUNGSREIHE FÜR BESCHÄFTIGTE IM AUFNAHMESEKTOR IN MESSINA UND SYRAKUS
Ab Oktober sind 2 Fortbildungsreihen für Beschäftigte im Aufnahmesektor im Programm, ein Ausbildungspaket, das die Kenntnisse der Mitarbeitenden in diesem Sektor vermehren soll; gleichzeitig soll es die Fähigkeit stärken, spezifischen Herausforderungen mit einem ganzheitlichen Ansatz zu begegnen. Die Organisationen, die an der Veranstaltung in Messina beteiligt sind, die sich an Mitarbeiter*innen der Aufnahmezentren für Erwachsene wendet, sind Oxfam Italien, Borderline Sicilia und MEDU*. Bei den Fortbildungsterminen in Syrakus, der allen Mitarbeitenden gewidmet ist, die in der Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger tätig sind, werden Referent*innen der Organisationen Accoglierete, Oxfam Italien, die Kooperative Proxima, die Gesundheitsbehörde von Syrakus und Catania und der Vereinigung der Psycholog*innen anwesend sein.
http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/messina-multidisziplinare.html
INFORMATIONEN UND KONTAKTE
Für Informationen über die Modalitäten der Spende für Borderline Sicilia Onlus: Banca Etica Popolare di Palermo Agenzia di Via Catania, 24 IBAN IT 28 Q 0501804600000000141148 Codice BIC CCRTIT2T84A und bezüglich der Aktualisierungen zur Migration, besuche den Blog:www.siciliamigranti.blogspot.com oder folge uns auf Facebook auf der Seite
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*CAS – Centro di accoglienza straordinaria: außerordentliches Aufnahmezentrum*MEDU – Ärzte für Menschenrechte
*Madonien – Gebirgiger Naturpark an der Nordküste Siziliens, südlich von Cefalu
*Esodi/Exodi – Abwanderung/Auszug
Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüner