Palermo: der Protest der zurückgewiesenen Gambier*innen
Dass das System katastrophal ist, dass es keine aufmerksame und ernsthafte Planung gibt, dass nicht in die Personen investiert wird, das melden wir seit Jahren, so wie wir auch seit Jahren die gesetzwidrigen Praktiken anzeigen, die weiterhin in die Tat umgesetzt werden. Viele müssen dafür die Konsequenzen tragen. Darunter die circa 30 Migrant*innen, die nach fünf Monaten Wartezeit, müde sind auf eine Antwort seitens der Präfektur Palermos zu warten und für die Erlangung ihres Aufenthaltsrechts demonstriert haben.
30 Jugendliche, zu großem Teil aus Gambia stammend, sind vor über fünf Monaten (zwischen Oktober und November 2015) in Lampedusa angekommen. Sie wurden dann nach Agrigento verlegt, wo sie daraufhin abgelehnt wurden und nur dank einiger Vereinigungen von Freiwilligen hatten sie die Möglichkeit internationalen Schutz zu beantragen. Heute warten sie auf einen Aufnahmeplatz, der momentan von den Institutionen abgelehnt wird, derweil aber von Privatpersonen mit tausend Schwierigkeiten angeboten wird. Diese Jugendlichen schlafen seit Monaten in der Nähe von der „Mission Hoffnung und Barmherzigkeit“, wo jedoch die Aufnahmebedingungen unsicher sind, da die Mission bereits heute ungefähr 700 Personen beherbergt.
„Wir sind in Italien angekommen um problematische Situationen und Krieg hinter uns zu lassen. Wir dachten ein Land vorzufinden, in welchem unsere Menschenrechte garantiert wären. Aber seit wir Fuß auf italienischen Boden gesetzt haben, mussten wir großen Schwierigkeiten entgegen treten…wir würden gerne unsere Zukunft aufbauen, stattdessen sind wir hier und können nichts machen weil unser Antrag auf Asyl immer noch nicht anerkannt wurde. Ich dachte eine bessere Zukunft in Italien zu haben und stattdessen ist es so.“
Die Präfektur der sizilianischen Hauptstadt klagt über große Schwierigkeiten, da einige Aufnahmeeinrichtungen aufgrund ökonomischer Probleme der Betreiber, Strukturmangel oder aufgrund der Widerrufung des Abkommens wegen ungeeigneten Verhaltens von einigen Kooperativen geschlossen wurden. Was zur Folge hat, dass die Aufnahmeplätze im Gegensatz zu dem fast doppelt so großen Aufnahmevermögen, welches vorgesehen war, jedoch vor Kurzem widerrufen wurde, auf ungefähr 430 gesunken sind. Das Resultat ist das eines Aufnahmestopps, da alle (wenigen) Posten besetzt sind. Wahrscheinlich wird die einzige Einrichtung, die noch im Wettbewerb um die Vergabe geblieben ist, nämlich die Firma Sol.co gemeinsam mit der Associazione Temporanea di Imprese, eine Beschwerde gegen den Widerruf der Bekanntmachung einreichen, trotz der zusätzlichen Konsequenz des Zeitverlusts. Mit der Verzögerung der bürokratischen Bearbeitungszeiten, ist fast sicher, dass für weitere Monate die aktuelle Vergabe der Aufnahmeeinrichtung verlängert wird. Im Falle von neuen Ankünften am Hafen könnten Notfallposten eröffnet oder die Caritas gefragt werden, dieser Planungsnfähigkeit entgegenzutreten.
Foto: Alberto Biondo
Heute zahlen die 30 Gambier*innen in Palermo dafür, aber auch die Jugendlichen in Trapani, die aus verschieden Gründen ihr Recht auf die Aufnahme verloren haben und in Protest gegangen sind. Dieser Protest läuft zwar nicht immer völlig friedlich ab, wie in Palermo oder Lampedusa, aber die Seelen sind verzweifelt und der Bogen wird überspannt.
Alberto Biondo
Borderline Sicilia
Übersetzt von Barbara Staudenmaier