Palermo: 50 zurückgewiesene Migrant*innen ziehen ziellos umher. Sie haben kein Geld für die Reise
Quelle: Repubblica.it
Die Vereine des Freiwilligenhilfsdienstes schlagen Alarm: „Dieses System schafft Unsichtbare.“
250 Menschen aus dem Maghreb, vornehmlich marokkanischer Herkunft, sind zusammen mit weiteren 798 Migrant*innen am Montagmorgen an Bord der Dattilo angekommen. Sie haben, nachdem sie für fast 30 Stunden im Hafen festgehalten wurden, die zweite Nacht in Kälte und Regen in der Stadt verbracht, mit dem Zurückweisungsbescheid in der Tasche. Wie vom Gesetz vorgesehen, haben sie jetzt 7 Tage Zeit, „sich freiwillig zu entfernen“. Von diesem Augenblick an haben sie kein Anrecht mehr auf irgendeinen Schutz auf italienischem Territorium. Unter ihnen sind auch drei Libyer*innen.
Den meisten ist es heute Morgen gelungen, einen Zug nach Rom zu nehmen; aber weitere Hundert sind in der Gegend um den Bahnhof noch auf der Suche nach Geld für eine Fahrkarte. „Wir wissen nicht, wie wir es machen sollen“, sagt ein marokkanischer Jugendlicher, „Ich habe nichts in der Tasche, nicht einmal Geld, um etwas zu essen zu kaufen. Ich möchte wenigstens Rom erreichen und von dort aus einige andere Ziele. Diese zwei Tage in Palermo waren ein Alptraum. 30 Stunden haben wir im Hafen gewartet und dann in den Regen auf die Straße“.
Bei ihnen sind Freiwillige von einigen Organisationen. Sie haben sie mit Nahrungsmitteln und Kleidung versorgt und mit wertvollen Hinweisen für Menschen wie sie, die nicht wissen, wie sie aus Palermo wegkommen können. Viele wollen nach Frankreich und Deutschland, wo sie schon Kontakte haben. „Dieses System schafft Unsichtbare“, sagt Alberto Biondo von den Comboni-Missionaren, der die Anlandung verfolgt hat. „Sie glauben in größerer Sicherheit zu sein; aber es handelt sich um ein kriminelles System, das zuerst auf dem Meer tötet und sie dann in Unsichtbare verwandelt, leichte Beute für Ausbeuter*innen.“
Die Freiwilligen haben vergeblich versucht, das marokkanische Konsulat zu kontaktieren und am Ende haben sie sich selbst darum gekümmert. Zusammen mit den Comboni-Missionaren, auch mit dem Zentrum Astali, mit Borderline Sicilia und dem Antirassismus-Forum. „Es wurden auch einige Familien auseinander gerissen“, fährt Biondo fort, „die Ehefrauen nach Rom verfrachtet, die Ehemänner hier in der Station mit dem Zurückweisungsbescheid. Wer weiß, wann sie wieder zusammenkommen.“
Claudia Brunetto
Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber