Es gibt keine Invasion. Migrationsströme sind ein innereuropäisches Phänomen

Redattoresociale.it – Redattoresociale.it – Wie steht es um die Integration in Europa? Antwort auf diese Frage gibt eine Studie, die anhand der Variablen Arbeit, Lohn und Migrationsalter die Migrationsströme auf dem alten Kontinent analysiert. „Über 50% sind Europäer*innen, die in Nachbarländer emigrieren. Nicht-Europäer*innen erhalten selbst bei gleicher Qualifikation und Arbeitsbefugnis niedrigere Löhne.“

ROM – Meistens sind es gar nicht übers Meer gekommene Geflüchtete oder Asylant*innen, sondern Menschen, die aus beruflichen oder familiären Gründen ihr Land verlassen: Die Migrationsströme auf dem alten Kontinent sind immer noch zu großen Teilen binneneuropäisch. Diese Momentaufnahme liefert der dritte Jahresbericht „Immigrant Integration Europe“ des Observatoriums für Migration, den das Forschungszentrum Luca D’Agliano in Zusammenarbeit mit dem Kolleg Carlo Alberto der Universität Turin vorgelegt hat. Im Rückgriff auf eine Makrodatenanalyse des European Labour Force Survey (Eulfs) widerlegt die Studie einige weitverbreitete Mythen: Weder wird Europa von einer übers Meer kommenden Invasion überrollt, noch nehmen Migrant*innen den Europäer*innen die Arbeitsplätze weg, noch steht eine ethnische ‚Überfremdung‘ zu befürchten. Tastsächlich wird immer deutlicher, dass Mobilität ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Wirtschaftsordnung ist, selbst wenn dieser Grundsatz allein noch nicht zu Chancen- und Rechtsgleichheit führt. Vor allem nicht-europäische Einwanderer*innen werden auf dem Arbeitsmarkt und die Bezahlung betreffend oft benachteiligt.

Vor allem belegt der Bericht, dass von einer Invasion nicht die Rede sein kann. „Über 50% der Migrant*innen in Europa sind Europäer*innen, die den Mitgliedsstaat wechseln: Unter ihnen sind fast 40% EU-Bürgerinnen, während 15% Europäer*innen aus Nicht-Mitgliedsstaaten kommen. Es handelt sich folglich um Personen, die sich kostengünstig und ohne großen Aufwand über den Kontinent bewegen können“, erklärt der Leiter der Studie Tommaso Frattini. „Wichtig sind bei der Entscheidung über das Zielland die geographische Erreichbarkeit des Heimatlandes sowie die Möglichkeit, Informationen zu erhalten und Netzwerke zu knüpfen. Nicht zuletzt spielt die kulturelle Nähe eine Rolle.“ Zur Zeit kommt auf zehn europäische Einwohner*innen eine Migrant*in (aus einem anderen Mitgliedsstaat oder von außerhalb der EU): 2017 gab es auf dem Kontinent 53,1 Millionen Migrant*innen, d.h. etwa 10% der Gesamtbevölkerung. Über 50% davon wurde auf dem europäischen Kontinent geboren, etwa 19% in Afrika oder im Mittleren Osten, 16% in Asien und 11% in Ozeanien. Der Großteil (48 Millionen) lebt seit über fünf Jahren in einem der EU-15-Staaten, in denen Migrant*innen 12% der Gesamtbevölkerung ausmachen. In den letzten zwei Jahren sind die Zuzüge um durchschnittlich zwei Millionen pro Jahr gestiegen. Die Verteilung unter den Ländern bleibt dabei heterogen. Nur 0,1-0,2% der Migrant*innen landen schließlich in Rumänien und Bulgarien, während Zypern und Schweden 20%, die Schweiz und Luxemburg bis zu 30% aufnehmen. Etwa 52% aller Migrant*innen sind Frauen.

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Aus dem Italienischen von Laura Strack