Die Bewegung „Psycholog*innen Seite an Seite mit Migrant*innen“ wächst in Sizilien
Quelle: LaPrimaPagina.it – Bis heute haben sich 330 Psycholog*innen, die in die amtliche Liste der Psycholog*innen der Region Sizilien eingeschrieben sind, der Bewegung „Psycholog*innen Seite an Seite mit Migrant*innen“ angeschlossen. 200 von ihnen haben am 23. November als Vorreiter*innen ein Dokument gleichen Titels abgefasst. Es liegt auf einer Linie mit der Position, die die Vereinigung der Psycholog*innen Siziliens im humanitären Bereich vertritt. Die Bewegung, die im Hinblick auf das Phänomen der Migration zu Solidarität und Menschlichkeit aufruft, gab dies über ihre Sprecherin, die Psychologin und Psychotherapeutin Stefania Pagliazzo, bekannt.
Im Dokument wird die Änderung des kürzlich veröffentlichten Sicherheitsdekrets im Blick auf einige Punkte gefordert, die die Aufnahme der Migrant*innen betreffen, Punkte, die für grundlegend gehalten werden, damit das Unbehagen sowohl der Schwächsten wie auch der Allgemeinheit nicht weiter anwächst. So wird am Anfang des Dokumentes erklärt: „‘Bleiben wir menschlich‘ ist nicht nur eine Aufforderung gegenüber Anderen; es ist vor allem ein verzweifelter Verweis auf das Risiko der Unmenschlichkeit, die wir selbst ausbrüten. Die Durchführung des kürzlich erschienen sogenannten ‚Dekrets für die Sicherheit‘ zeichnet sich als x-ter Schritt ab, der dieses Risiko konkret und leider unumkehrbar macht. Viele unserer Kolleg*innen, die auf dem Terrain arbeiten, beklagen täglich dramatische Situationen. Die Migrant*innen, die bis jetzt in Aufnahmezentren beherbergt wurden, haben nun ‚dank‘ des Dekret-Gesetzes überhaupt keinen Schutz mehr und erhalten keinerlei Unterstützung, weder medizinisch noch psychologisch. Sie werden buchstäblich auf die Straße gesetzt: Frauen, schon von der Hölle traumatisiert, die sie durchquert haben, Kinder in unbehaglicher Situation, Kranke und Verängstigte, sich selbst überlassen. Es passiert bereits!“
„In der Aktion zur Sensibilisierung melden sich die Initiator*innen – so liest man in der Erklärung – „als Bürger*innen und Psycholog*innen, als Sizilianer*innen und Italiener*innen zu Wort“. „Sizilien – so das Dokument – erlebt an vorderster Front das Drama der Aufnahme. Hier wird seit Jahren daran gearbeitet, Hoffnung und Integration aufzubauen, auf einem Stück Erde, das die Dramen der Migration und der Diskriminierung gut kennt. Als Psycholog*innen nehmen wir oft an Projekten und Debatten teil, auch in Schulen, um Integration und Inklusion in unterschiedlichen Bereichen des zivilen Lebens voranzubringen. Zu dieser Einstellung versuchen wir die Jugendlichen auch unter dem Blickwinkel der Prävention von Unbehagen und zukünftigen Konflikten zu erziehen. Aber die Botschaft, die bei den Jugendlichen durch politische Entscheidungen wie die des „Sicherheits-Dekrets“ ankommt, steht offensichtlich im Widerspruch zu den Zielen, die wir versuchen zu verfolgen. Eine Botschaft, die die Verneinung der Rechte anderer verherrlicht, die Nichtanerkennung des Leidens anderer, die Zerstörung des Respekts vor den Unterschieden, der Solidarität, der Neugier für andere Kulturen.“
Außer an die Regierung appelliert das Dokument der sizilianischen Psycholog*innen auch an ihre übergeordnete Nationale Vereinigung, damit „sie öffentlich Stellung bezieht zu diesem dramatischen Thema und angemessene Formen findet, damit der Sinn unserer Arbeit zugunsten der Leidenden unbeschadet bleibt. Es ist notwendig, dass wir uns in einer klaren und starken Art und Weise von einer Institution repräsentiert fühlen, die sich zur Sprecherin unserer zivilen Rebellion macht gegen diejenigen, die Hass säen gegen die Schwachen, gegenüber denen, die demjenigen Leiden hinzufügt, der schon leidet.“
„Die Initiative der sizilianischen Psycholog*innen – fügt Dr. Stefania Pagliazzo hinzu – bekommt Anteilnahme und Solidarität von anderen Kolleg*innen aus allen Teilen Italiens, darunter die des Präsidenten der Vereinigung der Psycholog*innen von Sardinien. Auch dort werden Mitteilungen veröffentlicht, die der Linie der sizilianischen folgen. Das Ziel ist ein gemeinsamer Appell der regionalen Vereinigungen, die die Initiative unterstützen, an die nationale Vereinigung der Psycholog*innen.“
Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber