Bericht aus Lampedusa
Am Morgen, nach einer zufälligen längeren Begegnung mit Anna und Pasquale, einem Paar aus Lampedusa, beide um die 60, Freunde und Stammgäste von Askavusa, kommen wir zum Poliambulatorio, Sitz der ASL und der Guardia Medica [Gesundheitsamt und -aufsicht].
Dort treffen wir das Team des INMP: Dolmetscherinnen (eine Französin, eine Frau aus Palermo mit tunesischem Hintergrund – sie ist die einzige, die Arabisch spricht – sowie andere aus Palermo, die für Englisch und Französisch zur Verfügung stehen), Sozialarbeiter, zwei Ärzte, Psychologen und Dr. Giustino Strano, den Gesundheitskoordinator des INMP. Seit dem 11. April arbeiten die Leute vom INMP auf Lampedusa für die medizinische Betreuung der Migrantinnen und Migranten im Hafen, in den Zentren und bei der Guardia Medica. Zurzeit, da es weder Notfälle noch Anlandungen gibt, werden mit Hilfe von Multiple-Choice-Fragebögen Interviews mit der lampedusischen Bevölkerung geführt, die Aufschluss darüber erbringen sollen, wie die Bewohnerinnen und Bewohner die Ereignisse der letzten Monate wahrgenommen haben. Wir sehen zwei Sozialarbeiter von einer solchen Besuchs- und Interviewrunde zurückkehren; dann gesellt sich noch das Team hinzu, das gerade vom CPSA Contrada Imbriacola zurückkommt. Der Arzt hat, wie er berichtet, lediglich einen einzigen tunesischen Patienten untersucht, der unter Dysurie und Strangurie litt. Die Mitarbeiter des INMP sind, abgesehen von Save the Children (von den Leuten, mit denen wir bis jetzt gesprochen haben), die einzigen, die die Möglichkeit haben, mit den Flüchtlingen im CPSA direkt zu kommunizieren; das ist für uns auch der Grund, warum wir uns für die nächsten Tage noch einmal mit ihnen verabreden. Die Brigate di Solidarietà Attiva haben heute mit den Mitgliedern des Vereins Askavusa ein Video-Interview geführt: über ihre Geschichte und den Notstand, über laufende und anstehende Projekte. Von unserer Seite haben wir Askavusa vorgeschlagen – und wir wiederholen diesen Vorschlag für das Forum – nach Palermo zu kommen, um einen Ansatzpunkt für die Begegnung mit den antirassistischen Initiativen zu schaffen, die in letzter Zeit in Sizilien aktiv geworden sind und um darüber hinaus für das Filmfestival »Lampedusa in Festival« zu werben, das der Verein gerade organisiert. Wie von verschiedenen Seiten zu hören war, ist die Caritas nicht länger auf der Insel präsent; die Casa della Fraternità steht leer. Auch der Pfarrer der Chiesa Madre befindet sich zurzeit nicht auf Lampedusa, es heißt, er sei in Rom. Der Wind war immer noch sehr stark, doch am Abend ist das Schiff von Porto Empedocle ausgelaufen. Wir haben zwei Dolmetscher der MSF (Medici senza Frontiere – Ärzte ohne Grenzen) getroffen, Muhammad aus Algerien und den Eritreer Theo. Marta sprach mit Muhammad und fand heraus, dass unter den 26 im CPSA untergebrachten Migranten nach eigenen Angaben drei Algerier, ein Lybier und ein Palästinenser sind.
Marta, Livia und Giovanni, Forum Antirazzista Palermo