45 Leichen im Fischerboot: Schlepper verhaftet

newsat – Die Flüchtlingstragödien vor Italiens Küste reißen
nicht ab: Die italienische Polizei hat am Donnerstag zwei weitere
mutmaßliche Schlepper an Bord des Fischerbootes mit 590 Flüchtlingen
identifiziert, in dem in der Nacht auf Montag 45 Leichen gefunden worden
waren. Dabei handelt es sich um zwei Senegalesen. Am Mittwoch waren
bereits zwei mutmaßliche Schlepper festgenommen worden. Sie sollen von
den Organisatoren der Überfahrt 15.000 Euro kassiert haben.

Schiffe der italienischen Marine haben in der Nacht auf Donnerstag
unterdessen erneut 834 Migranten gerettet. Die Flüchtlinge sollen auf
Sizilien eintreffen. Verteidigungsministerin Roberta Pinotti erklärte,
dass die Migranten künftig in Kasernen untergebracht werden sollen. Die
Regierung wolle weitere 130 Millionen Euro zur Bewältigung des
Flüchtlingsnotstands zur Verfügung stellen.

64.000 Migranten hat die italienische Marine bisher im Rahmen des
Einsatzes „Mare Nostrum“ in Sicherheit gebracht. 395 Male rückten die
Schiffe der Marine seit Oktober zur Rettung von Flüchtlingsbooten aus,
berichtete Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin in einer Ansprache
vor der Abgeordnetenkammer. Sie bestritt dabei, dass mit der
Massenlandung von Migranten Gefahren für die öffentliche Gesundheit
verbunden seien, nachdem Krätzefälle unter den Flüchtlingen festgestellt
wurden.

Über 500 Migranten seit 2014 verunglückt

Über 500 Migranten sind seit Anfang 2014 bei Seefahrten im
Mittelmeer verunglückt, geht aus Schätzungen des
UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervor. Das Flüchtlingswerk lobte den
Einsatz der italienischen Marine, die zuletzt in 48 Stunden über 5.000
Flüchtlinge in Sicherheit gebracht habe.

„Die Staaten müssen dringend legale Alternativen zu den
gefährlichen Seefahrten finden und Flüchtlingen Asyl garantieren. Immer
mehr Menschen beschließen, ihr Leben zu riskieren, um Krieg und
Verfolgung zu entgehen“, betonte ein UNHCR-Sprecher

Protest auf Sizilien wächst

Inzwischen wächst auf Sizilien der Protest wegen der massiven
Flüchtlingswelle. Die Bürgermeister der Gemeinden um die Hafenstadt
Porto Empedocle protestierten wegen der zunehmenden Zahl von Migranten,
die in Auffanglagern der Gegend untergebracht werden. „Wir sind
belagert“, klagten die Bürgermeister.

Italiens Premier Matteo Renzi hatte am Mittwoch in seiner
Ansprache vor dem EU-Parlament vor Beginn der italienischen
EU-Ratspräsidentschaft auf eine gesamteuropäische Strategie zur
Bekämpfung des Menschenhandels. Er drängte auf eine Stärkung der
EU-Grenzschutzagentur Frontex. Europa dürfe sich nicht hinter seinen
Grenzen verschanzen, sondern müsse in Nordafrika eine aktive Rolle gegen
die Schlepperei spielen“, mahnte Renzi.