Newsletter Borderline Sicilia – APRIL 2014
Inhalt
- Unter den tausenden Neuankünften ereignet sich das grösste Schiffsunglück von
Flüchtlingen im Mittelmeer - Das Drama der
Erstaufnahme - Die schlechte
Verwaltung eines Systems die zur Verletzung von Rechten führt - Der beständige
Kampf derer, die sich nicht in freier Wahl eine bessere Zukunft aufbauen können - Spende deine 5
Permille An Borderline Sicilia E.V.!! - Informationen und Kontakt
Unter den tausenden Neuankünften ereignet sich das grösste Schiffsunglück von Flüchtlingen im Mittelmeer
Es sind Tausende Flüchtlinge in diesem Monat an sizilianischen Küsten angekommen, nachdem sie durch die libysche Hölle gekommen und das immer größer werdende Risiko einer Überfahrt über das Meer eingegangen sind. Fast jede Ankunft ist tatsächlich mittlerweile von Nachrichten derer begleitet, die es nicht geschafft haben, zu überleben. Am Monatsanfag sind gut Einhundert Flüchtlinge in Messina angekommen, gemeinsam mit weiteren Tausend im Meer aufgelesen, unter ihnen eine Leiche. Die angekommenen Menschen sind zeitweise in die ehemalige Kaserne Bisconti gebracht worden, die nach Monaten wiedereröffnet wurde
Andere sind in Porto Empedocle angekommen, wo sie hastig auf die nächsten Erstaufnahmezentren verteilt wurden, die schon das Maximum ihrer Kapazitäten erreicht hatten
während die Nachricht weiterer Toter ankam, die auf einem Boot gestartet waren, das an den Küsten Libyens umgekippt war
http://139.59.164.81/2015/04/13/schlepperboot-kentert-im-norden-libyens/
Die Zahl der Toten steigt, und die Flüchtlinge, die sich retten, erzählen Geschichten von der Überfahrt, die immer erschreckender werden, wie die der Leichen, die ins Meer geworfenen und da von Haien gefressen wurden
http://139.59.164.81/2015/04/14/im-zeitraum-von-januar-bis-marz-500/
Während sich die Medien ein weiteres Mal den unzähligen und ungerechtfertigten Ausnahmezustand berufen, werden zur Monatsmitte mehr als Tausend Ankünfte innerhalb von zwei Tagen registriert. Manche der 585 Angekommen in Trapani wurden sogar in die Abschiebehaft in Milo übergesiedelt
während weitere 893 die Häfen von Augusta und Pozzallo erreicht haben, mit Transfers in naheliegenden Zentren, darunter das Aufnahmezentrum in Mineo, und nur zu einem Bruchteil außerhalb Siziliens
Wenige Tage später die Nachricht des größten Schiffsunglück von Flüchtlingen im Mittelmeer. In den haarsträubenden Rekonstruktionen der Überlebenden ist von ungefähr 850 Vermissten die Rede, die gemeinsam mit ihnen keine andere Wahl hatten als ihre Hoffnung in den Meerestransfer und in das Schicksal zu setzen, das ihnen Rettung bringe. Den großen Zahlen der Tragödie gegenüber, nach der heuchlerischen Trauer der Institutionen, wurden auf dem EU EU-Gipfel als Lösung die Verstärkung von Triton erarbeitet und auch dieses Mal kein Wort über die Ermöglichung von legalen Wegen nach Europa. Ein Europa das immer mehr Verantwortung gegenüber derartigen, vorhersehbaren Katastrophen trägt
http://139.59.164.81/2015/04/19/erneutes-massaker-im-kanal-von-sizilien/
In der Zwischenheit bleiben die Ankünfte der Flüchtlinge nicht stehen. Während sich die Medien auf die Ermittlungen zum letzten Unglück konzentrieren, kommen mehrere Hunderte in Augusta, Pozzallo und Catania an, der Transport der Letzteren wird in gepanzerten Linienbussen organisiert, die mit einer Polizeilotsung in einer traurigen Kolonne durch die Stadt fahren.
http://139.59.164.81/2015/04/22/450-fluchtlinge-in-augusta-angekommen/
http://139.59.164.81/2015/04/23/220-personen-angekommen-sie-waren-auf-2/
Das Drama der
Erstaufnahme
Die zahlreichen und vorhersehbaren Ankünfte von Flüchtlinge, immer erschöpfter, treffen auf ein Erstaufnahmesystem, das auf ungerechtfertigte Art immer unvorbereiteter ist. Mit der ewigen Entschuldigung des Notfalls, was leider immernoch bei dem größten Teil der öffentlichen Meinung Eindruck schindet, werden die Flüchtlinge direkt von der Ankunftsstelle in die Zentren übergesiedelt, die am Limit ihrer Kapazitäten sind. Die erste Konsequenz ist die beachtliche Verschlechterung der Lebensbedingungen der Gäste und die Proteste derjenigen, die seit langer Zeit auf die Annahme warten, wie im Erstaufnahmezentrum von Pian Del Lago
http://139.59.164.81/2015/04/16/60-in-palermo-angekommene-asylbewerber/
Weiterhin in Pian Del Lago wird ein Flüchtlingspaar im Seniorenalter mehr als einen Tag vor dem Erstaufnahmezentrum ohne jegliche Assistenz gelassen, um einen Platz für sie zu finden. Ein greifbarer Beweis für die untragbare Verwaltung der Transfers.
http://139.59.164.81/2015/04/20/altere-asylbewerber-mussen-24-stunden/
Die Institutionen beglückwünschen die Task Force, die bei den Ankünften zur Verfügung steht, während das was der Ankunft folgt nie eine Nachricht wert ist. Transfers in Aufnahmezentren, die die jeweiligen Bedürfnisse nicht mit einkalkulieren und die notwendigen Vorsorgebedingungen nicht respektieren, wie in dem Fall des zweijährigen Kindes, das 15 Tage auf Lampedusa gelassen wurde, bevor es in eine angebrachte Unterbringung gebracht wurde
http://139.59.164.81/2015/04/23/der-2-jahrige-giulio-verbrachte-eine/
oder wie im Falle der Flüchtlinge, die in schlecht verwaltete Zentren geschickt werden, die bereits für den Zustand der totalen Verwahrlosung bekannt sind, in den die Gäste überlassen werden. Die „Aufnahmemaschinerie“ scheint zu oft nur am schieren Überleben der Flüchtlinge interessiert zu sein, die es den Leitungen ermöglicht, die Zentren offen zu halten.
http://139.59.164.81/2015/04/15/wir-treiben-ein-falsches-spiel-mit_15/
Die Tatsache, dass hier nur an die großen Zahlen gedacht wird, offenbart sich, wenn die Neuankommenden in Strukturen gebracht werden, die bereits an ihrem Limit sind. Und zwischen diesen großen Zahlen ist es leicht zu verschwinden und die eigenen Fürsorge- und Individuellen Rechte zu verlieren, die es braucht, um im Ankunftsort wieder zu Leben anzufangen.
http://139.59.164.81/2015/04/21/zwischen-den-groen-zahlen-verschwinden/
Zum Glück gibt es auch die Menschen, die sich diesen leeren Versprechen und diesem „Krieg zwischen den Armen“ mit konkreten Gesten widersetzen. Im Marktviertel Ballarò in Palermo schenkte eine Gruppe von Händlern ihre Ware ganz spontan an einige Migranten, die im Bus vorbeifuhren. Sie zeigten Menschlichkeit und Solidarität, von der im Bezug auf die Aufnahme oft die Rede ist, von der man aber sonst nichts mitbekommt
http://139.59.164.81/2015/04/15/migranten-in-palermo-eine/
Als Begleiterscheinung der Ankunft der Überlebenden des letzten Schiffsunglücks, wird am Hafen von Catania ein „Präsidium“ des Komitees antirassistischer Bürger eingerichtet. Sie kämpfen für eine Politik der Aufnahme und den Umgangs mit dem Migrationsphänomen in einer Weise, die der Wahrung des Rechts auf Leben Rechnung trägt.
Die schlechte
Verwaltung eines Systems die zur Verletzung von Rechten führt
Während man den x-ten Notstand ausruft, bleiben die Gemeinschaften und Zentren seit Monaten, wenn nicht seit Jahren in Betrieb, ohne die notwendigen Voraussetzungen dafür mitzubringen. In Giarre bekommen zwei Gemeinschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge weiterhin Gelder von der Stadt Catania, obwohl sie bei mehreren Inspektionen der Sozialdienste als ungeeignet für die Aufnahme bezeichnet wurden. Die Verwaltung, die zu diesem Punkt befragt wurde, rechtfertigt sich damit, dass die hohe Zahl der Ankünfte eine ernsthaftere Kontrolle der Betreiber nicht zulässt. So drückt sich totales Desinteresse an der Lebensqualität der beherbergten Migranten konkret aus.
http://139.59.164.81/2015/04/07/minderjahrige-unbegleitete-fluchtlinge/
Oft überrollt die schlechte Verwaltung auch die Mitarbeiter der Zentren. Sie sind gezwungen monatelang umsonst zu arbeiten, wie etwa die Beschäftigten des Ex-Ipab Regina Elena in Catania. Sie verlangen gut 16 überfällige Monatsgehälter. „Nur“ vier Monatsgehälter fehlen den Beschäftigten der Kooperativen Il Sorriso und San Franscesco. Sie arbeiten im SPRAR (Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge) von Vizzini und sind Teil der großen Gruppe SOL.Co. Ungeachtet dieser Sachlage hat die Kommune der Betreibergesellschaft die Rückvergütungen schon angewiesen. Es fällt leicht, die Auswirkungen dieses Missstands auf die Qualität der Leistungen und der Lebensbedingungen in den Zentren vorherzusehen.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2015/04/assistenza-migranti-operatori-senza.html
Zu den zahlreichen Knackpunkten und den Schummeleien des „Aufnahme“-Systems gehört auch der große Flop mit den neuen Gebietskommissionen: Teuer, besetzt mit oft noch auszubildendem Personal und noch nicht an der Arbeit. In der Zwischenzeit gesellen sich die gerade angekommenen Migranten zu den in überfüllten Zentren Eingepferchten. Dort fehlen unter den unzufriedenen Mitarbeitern und der unmöglichen Situation des Zusammenlebens immer mehr der individuelle Schutz und die individuelle Unterstützung. Die Flüchtlinge werden so leicht zu attraktiven Arbeitskräften für jede Art von Ausbeutung.
http://139.59.164.81/2015/04/16/wir-treiben-ein-falsches-spiel-mi/
In Pergusa, einem Ortsteil von Enna, wohnen circa 100 Migranten in einem CAS (außerordentliches Aufnahmezentrum) und nur ein Fünftel von ihnen hat eine Vorladung in die Kommission erhalten. Die dauernden Verlegungen und das Fehlen eines Rechtsbeistandes haben dafür gesorgt, dass diese Personen, die vor gut neun Monaten angekommen sind, noch immer auf den kleinsten Fortschritt ihres Verfahrens warten. Die Verbitterung der Migranten ist, um es milde auszudrücken, berechtigt und führt zu einem immer tieferen Misstrauen gegenüber einer möglichen Zukunft in Italien und einer Verwaltung der Aufnahme, die offensichtlich katastrophal ist.
http://139.59.164.81/2015/04/27/in-pergusa-warten-fluchtlinge-sei/
Die Ankunft im neuen CAS (außerordentliches Aufnahmezentrum)von Cava d’Aligna in der Gegend von Ragusa ist dagegen zusammengefallen mit einer Beschleunigung der Beantragung der Dokumente für ungefähr 30 pakistanische Flüchtlinge, die vorher im CARA (Aufnahmezentrum für Asylsuchende) von Pian del Lago untergebracht waren. In diesem neuen CAS, untergebracht in einem ehemaligen Bed and Breakfast, können die Migranten Rechtsbeistand und Gesundheitsdienst bekommen. Es fehlt aber die Möglichkeit, mit ihrer Umgebung Kontakt zu pflegen, da die Einrichtung weit außerhalb des kleinen Ortsteils liegt. Als sei das Recht, sich in die Gesellschaft des Aufnahmelandes zu integrieren, ein Luxusgut, das immer hintenan stehen kann.
http://139.59.164.81/2015/04/03/besuch-im-neuen-ausserordentlichen/
Der beständige
Kampf derer, die sich nicht in freier Wahl eine bessere Zukunft aufbauen können
Die Flüchtlinge, die den Weg über das Meer nehmen, wissen, dass sie ihr Leben riskieren; aber manchmal können sie auf die Solidarität von Freunden und Landsleuten zählen, die ihnen vorausgegangen sind. Einer Gruppe Somalis, die von Libyen aufgebrochen war, gelang es dank des Kontaktes, den sie von Freunden hatten, die Rettung rechtzeitig zu alarmieren. Sie riefen die Telefonnummer an, die von dem Projekt Watch The Med aktiviert wurde. Ein Netz der Solidarität, das konkret handelt, bis es endlich keine Toten mehr auf dem Meer gibt.
http://139.59.164.81/2015/04/24/diese-vereinigung-unserer-welten-wird/
Der Kampf, den Ort zu erreichen, an dem sie wieder anfangen wollen zu leben, geht für viele auch nach der Ankunft weiter. Eine Gruppe von syrischen Migranten, die in Pozallo angelandet sind und die weiter Richtung Nordeuropa wollten, hat sich geweigert die Prozedur der Identifikation vollständig durchzuführen, da diese sie für den Erhalt der Dokumente an Italien binden würde. Der x-te Beweis für die Undurchführbarkeit der Dublin-Regelung und der dringenden Notwendigkeit ihrer Überarbeitung. In den Augenblicken der Spannung, die im CPSA von Pozzallo entstanden ist, hätten die Ordnungskräfte, wie die marokkanische Aktivistin Nawal Soufi und eine Reporterin von Al Jazeera vor Ort bezeugen, Gewalt ausgeübt, um die Flüchtlinge zur Erledigung der Verfahrens zu zwingen.
http://139.59.164.81/2015/04/25/pozzallo-wir-wurden-mit-stro/
Ein Überdenken der Aufnahmepolitik und der Verwaltung der Migration ist unaufschiebbar. Das spiegelt die Situation der Stadt Messina gut wieder. Hier ziehen viele der Migranten durch oder bleiben für eine kurze Zeit. Sie haben versucht, nach Norden zu fliehen oder organisieren ihre Flucht dorthin. In einem System, das zumeist gekennzeichnet ist von Aufnahmeeinrichtungen am Rande des Zusammenbruchs und von schwerwiegenden Fällen der Unterbringung von Frauen und Kinder zusammen mit Männern, werden die sich selbst überlassenen Migranten hochgradig erpressbar und leicht rekrutierbar von Schleppern jeglicher Art. Auch die Vereinigung Penelope, die sich seit Jahren mit Menschenhandel und Ausbeutung beschäftigt, empfiehlt die Schaffung von Netzwerken der Unterstützung und die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Vereinigungen im Land. Dies sei unverzichtbarer Ausgangspunkt, um jeden mit individuellem Schutz zu versorgen; wir haben vergessen, dass das ein unverletzliches Recht ist.
Spende deine 5
Permille An Borderline Sicilia E.V.!!
Die letzten Massensterben auf dem Meer haben in nur einer Woche 1100 Tote gefordert. Aber jedes Jahr sind Zehntausende Opfer der Immigration über das Mittelmeer. Borderline Sicilia bemüht sich, dem eine Stimme zu geben, der nur eine Nummer in den Nachrichten und in den Statistiken ist. Die Organisation klagt Missbrauch und Übergriffe eines Systems an, das nicht immer wirklich Aufnahme ist. Spende auch dieses Jahr deine 5X1000 an Borderline Sicilia (cod.fisc. 90021510889) Hilf uns Menschen eine Stimme zu geben.
Informationen und Kontakt
Für Informationen über die Modalitäten der Spende deiner 5×1000 (5 Promille von der Einkommenssteuer als Kulturspende) zugunsten von Borderline Sicilia – Steuer-Nr. 90021510889 und um in Sachen Migration in Sizilien auf dem Laufenden zu bleiben, besuch unseren Blog
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