Bericht aus Mineo

Heute fand von 15:30 bis 20:00 Uhr, auf Initiative des antirassistischen Netzes aus Catania mit anderen Partnern, ein Treffen vor dem Zentrum von Mineo statt. Trotz schlechten Wetterverhältnissen (starker Wind und Kälte) haben sich sehr viele Flüchtlinge draußen vor dem Lager von Mineo versammelt. Das antirassistische Netz aus Catania ermöglichte den Migranten den direkten Austausch mit einem Anwalt.
Viele von ihnen haben dieses Angebot in Anspruch genommen. Auch der Camper der italienischen Liga für den Kampf gegen Aids (LEGA ITALIANA PER LA LOTTA CONTRO L’AIDS (Lila)) war vor Ort, die Mitarbeiter verteilten Süßigkeiten.Ebenso wurde von uns Kleidung verteilt, deren Nachfrage u.a. aufgrund der Kälte besonders hoch war. Zusammenfassend lässt sich die Veranstaltung als sehr positiv bewerten. Die Flüchtlinge waren sehr glücklich, ein bisschen Musik zu hören und zu tanzen. Den Aussagen einiger Flüchtlinge zufolge halten sich noch ungefähr 1000 Personen im Lager auf. Wir haben vor allem mit Afghanen, Pakistani und Senegalesen geredet. Auch waren viele Frauen und Männer aus dem Horn von Afrika und der Elfenbeinküste sowie Kurden (aus Syrien, Iran, Irak und aus der Türkei) vertreten. Sicherlich waren noch weitere Nationalitäten anzutreffen. Einige Jugendliche teilten uns mit, dass sie erst vor kurzem per Boot (mit 760 Personen an Bord) aus Libyen gekommen seien. Auch die, die vor 1,2 und 4 Wochen angekommen waren, erzählten uns von den Bomben in Libyen. Einige lebten schon seit Jahren in Libyen, vor allem in Sebha, mussten die Gegend jedoch verlassen. Den Aussagen der Migranten zufolge haben wohl fast alle Tunesier das Lager verlassen. Wahrscheinlich seien noch ca. 10 anwesend, dabei handele es sich wohl um diejenigen, die einen Asylantrag gestellt haben. In den letzten Tagen wurden alle Tunesier nach Catania gebracht. Da ihnen die Nutzung der direkten Verbindung von Catania nach Rom verwehrt wurde, waren sie auf die Regionalzüge angewiesen. Die Tunesier sind folglich nach Messina gefahren, danach mit dem Schiff weiter und mit Regionalzügen von Kalabrien in andere Orte. Im Bahnhof von Catania entstand so ein wirklicher Notstand. Mittlerweile sind aber fast alle Migranten aufgebrochen. Viele Migranten wurden aus anderen Zentren, in denen sie teilweise schon seit einem Jahr verweilten, verlegt (wie Crotone und Foggia). Nun sind sie verzweifelt, weil sich nichts zu bewegen scheint. Obgleich den Aussagen eines Pakistani zufolge eine Unterkommission wohl mit der Arbeitsaufnahme am folgenden Tag beginnen solle. Vor allem die aus anderen Zentren kommenden Kurden, haben die Geduld verloren. Jede Woche fragen sie nach dem Bearbeitungsstand ihres Antrags und erhalten immer die gleiche Antwort: Sie müssten warten. Angesichts der langen Aufenthaltsdauer von ca. einem Jahr, besteht allerdings keine Bereitschaft mehr, Geduld zu zeigen. Wichtige Punkte schienen: keine Informationen innerhalb des Zentrums; das macht die Situation unerträglich, da sie aufgrund des Informationsmangels im Unklaren über ihre Situation bleiben lange Wartezeiten für die Anhörung und/oder weitere Nachrichten zum eigenen Fall keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel (Mineo liegt ca. 10 km – mit einer ziemlichen Steigung – entfernt) es gibt nicht genügend Kleidung
Judith Gleitze, borderline-europe